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"Möbius und die Kunst des Betrügens", heißt das Buch. Daniel Zimmer legt Wert darauf, dass er mit diesem Möbius nichts gemein hat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Ex-Chef der Monopolkommission: Warum einer der Top-Juristen des Landes seinen Roman im Internet verschenkt

Daniel Zimmer ist ein Top-Jurist und Wissenschaftler. Mit dem Roman "Möbius und die Kunst des Betrügens" betritt er jetzt Neuland.

Daniel Zimmer ist einer der bekanntesten Jura-Professoren Deutschlands. Er forscht für das Exzellenzcluster Econtribute über Rechtsfragen der Digitalisierung und über die Regulierung von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz. Der Professor für Wirtschaftsrecht leitet zudem an der Universität Bonn gleich zwei Institute, die sich mit der Verschränkung von Recht und Wirtschaft beschäftigen. Seit drei Jahren ist der Jurist auch Research Fellow am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin.

Einer breiteren Öffentlichkeit ist der Mann aber vor allem dadurch bekannt geworden, dass er einst Sigmar Gabriel die Stirn geboten hat. Der SPD-Politiker war damals Bundeswirtschaftsminister und damit für die geplante Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka zuständig. Gegen den Widerstand des Bundeskartellamts wollte Gabriel den Deal per Ministererlaubnis möglich machen.

Daniel Zimmer leitete zu der Zeit die Monopolkommission, die das Bundeswirtschaftsministerium in Wettbewerbsfragen berät. Aus Protest über Gabriels Alleingang trat Zimmer im März 2016 zurück und verließ die Monopolkommission mit einem Paukenschlag.

Der Roman erzählt, wie ein Uniprofessor ins Straucheln gerät

Die Zeit, die Zimmer dadurch gewonnen hat, dass er nicht mehr zahlreiche Gutachten für die Monopolkommission betreuen muss, hat er für ein ungewöhnliches Projekt genutzt: Er hat einen Roman geschrieben. „Möbius und die Kunst des Betrügens“ erzählt die Geschichte des wohlsituierten Professors Felix Möbius, dessen Leben aus den Fugen gerät, als er sich auf fragwürdige Geschäfte und eine Affäre mit einer Studentin einlässt. Der Mann, so viel sei verraten, versucht, seine Geliebte auf einem Trip nach Südfrankreich umzubringen, nachdem sie von ihm schwanger wird. Möbius flieht nach Carrara und wird dort Kellner.

Tatort: Der Professor versucht, seine Geliebte per Autounfall umzubringen.
Tatort: Der Professor versucht, seine Geliebte per Autounfall umzubringen.

© imago/Leemage

Auf 254 Seiten verbindet Zimmer Wirtschaftskrimi, Midlife-Crisis- und Uniroman. Die gescheiterte Übernahme von Volkswagen durch Porsche spielt eine Rolle, weil Möbius für einen windigen US-Hedgefonds ein gut dotiertes Gefälligkeitsgutachten schreibt. Die Langeweile in der Ehe und die Verführung durch die attraktive Annabel, die Möbius, den vermeintlichen Verführer, selbst nach Strich und Faden an der Nase herumführt, tauchen in dem Roman genauso auf wie zahlreiche Szenen aus dem Hochschulleben. Die Uni, an der Möbius lehrt, kürzt sich „HU“ ab, das steht im Buch zwar für Hauptstadt-Uni, könnte man aber wohl durchaus auch auf die Berliner Humboldt-Uni beziehen.

Der Roman nimmt auch das Hochschulleben an der "Hauptstadt-Uni" (HU) auf die Schippe. Dahinter lässt sich unschwer die Humboldt-Uni erkennen.
Der Roman nimmt auch das Hochschulleben an der "Hauptstadt-Uni" (HU) auf die Schippe. Dahinter lässt sich unschwer die Humboldt-Uni erkennen.

© picture alliance / dpa

Der Roman ist eine Satire mit skurrilen Elementen. Die übergroße Liebe einer CDU-Politikerin zu ihrem Hund ist so ein Element, aber auch der Streit in der juristischen Fakultät der HU über die Frage, ob ein maroder Fahnenmast erneuert werden soll oder nicht, hat satirische Züge.

Das Buch ist nicht autobiographisch

„Das ist ein Werk der Phantasie“, betont Zimmer. Und dass das Buch keinesfalls autobiografisch ist. Nicht nur weil sich der realexistierende Professor wohl niemals auf fragwürdige Gefälligkeitsgutachten einlassen oder einen Mordversuch begehen würde, Möbius ist auch zehn Jahre jünger als sein Erfinder, aber hat mehr graue Haare. Und gegen die Autobiographie spricht auch, dass Zimmers Ehefrau seine erste Leserin war. Allerdings, erzählt der Professor, seien in den Roman durchaus einige Beobachtungen eingeflossen, die er in den vergangenen Jahrzehnten in seinem beruflichen Umfeld machen konnte.

"Ich hatte Freude daran, eine Geschichte zu erfinden"

Das Hauptmotiv zu schreiben, war aber Spaß. „Ich hatte Freude daran, eine Geschichte zu erfinden“, betont Zimmer. Schon seit Jahrzehnten sei ihm der Titel „Die Kunst des Betrügens“ durch den Kopf gegangen, Möbius kam dann hinzu, als Referenz an das Möbiusband, das nur eine Kante und eine Seite hat und bei dem man nicht unterscheiden kann, was oben und unten, innen und außen ist. Eine Idee, die übrigens mit einem literarischen Kniff auch im Roman verarbeitet wird.
Das Buch soll unterhalten, wünscht sich sein Verfasser. Und er sei sehr gespannt auf die Reaktionen, auch der Kollegen an der Uni. Geld verdienen will der Professor mit der Schriftstellerei nicht. Der Roman wird kostenlos im Internet veröffentlicht und ist ab diesem Sonntag – einen Tag vor Zimmers 60. Geburtstag online auf der Internetseite www.kunstdesbetruegens abrufbar.

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