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Die unerlaubte Nutzung der Daten von Nutzern hat Facebook in Bedrängnis gebracht.

© Oliver Berg/dpa

Cambridge Analytica: Facebook beendet Kooperation mit Datenhändlern

Das US-Unternehmen zieht weitere Konsequenzen aus dem Skandal um Cambridge Analytica. Die Zusammenarbeit mit externen Datenhändlern soll beendet werden.

Nach dem Skandal um Cambridge Analytica sperrt Facebook externe Datenhändler von seiner Werbeplattform aus. Bisher werden zum Teil auch die von Firmen wie Acxiom oder Experian gesammelten Daten über Nutzer bei der Personalisierung von Werbeanzeigen verwendet. Diese Funktion werde in den kommenden sechs Monaten abgeschaltet, kündigte Facebook in der Nacht zum Donnerstag an. Der Schritt solle den Schutz der Privatsphäre verbessern.

Zu der Entscheidung gehöre auch, dass Facebook den Datenhändlern keine anonymisierten Daten aus der Plattform mehr zur Verfügung stellen werde, mit deren Hilfe bisher die Effizienz von Werbekampagnen bewertet wurde, schrieb das „Wall Street Journal“ am Donnerstag unter Berufung auf informierte Personen. Zugleich suche das Online-Netzwerk nach sichereren Wegen, den Unternehmen ein Bild vom Erfolg der Anzeigen zu vermitteln, hieß es. Acxiom rechnet damit, dass durch den Schritt von Facebook der Umsatz im Anfang April beginnenden nächsten Geschäftsjahr rund 25 Millionen Dollar niedriger ausfallen wird. Die Firma hatte bei einem Umsatz von gut 880 Millionen Dollar einen Gewinn von 4,1 Millionen Dollar gemacht.

Neuordnung der Datenschutz-Einstellungen

Facebook ist in den vergangenen Wochen wegen des Datenskandals um die Firma Cambridge Analytica massiv unter Druck geraten. Die Analysefirma, die unter anderem für das Wahlkampfteam von Donald Trump arbeitete, hatte sich auf unerlaubte Weise Informationen von Dutzenden Millionen Facebook-Nutzern beschafft, die eine Umfrage-App gesammelt hatte. Die betroffenen Nutzer wurden nicht informiert - was jetzt nachgeholt werden soll. Zudem schränkte Facebook den Zugang von App-Entwicklern zu Nutzerdaten weiter ein.

Am Mittwoch stellte Facebook eine Neuordnung und Vereinfachung der Datenschutz-Einstellungen vor, zudem können Nutzer alle ihre Beiträge und Informationen herunterladen und zu anderen Diensten verlagern. Mit den Neuerungen setzt Facebook die EU-Datenschutzgrundverordnung um - in der Ankündigung blieb dies jedoch unerwähnt, so dass sie in Medienberichten oft als Reaktion auf den aktuellen Datenskandal bezeichnet wurden. Einige Nutzer berichteten, sie hätten beim Herunterladen ihrer Daten entdeckt, dass Videos, die sie mit der Kamera der Facebook-App aufgenommen und danach verworfen hatten, trotzdem auf den Servern des Netzwerks gespeichert blieben.

Scharfe Kritik von Apple-Chef Tim Cook

Unterdessen wurde bekannt, dass die „Financial Times“ und das Magazin „Economist“ auf Dienste von Cambridge Analytica zurückgegriffen hatten. Ein „Economist“-Sprecher sagte der Website „Buzzfeed“, die Firma habe lediglich eine Einschätzung zur Größe des US-Marktes erstellt. Man wisse nicht, ob Cambridge Analytica dabei auch auf Facebook-Daten zurückgegriffen habe. Auch die „Financial Times“ erklärte, es sei um eine kurze Zusammenarbeit in der Marktforschung gegangen.

Apple-Chef Tim Cook rechnet nach dem Skandal mit einer schärferen Datenschutz-Regulierung. Er hätte sich gewünscht, dass Facebook und andere Online-Dienste von sich aus die Datensammlung und Erstellung von Nutzerprofilen eingeschränkt hätten, sagte Cook in Chicago bei einem Bühnen-Interview. Selbstregulierung sei aus seiner Sicht immer besser - aber dafür sei es jetzt zu spät. Zugleich ging der Apple-Chef klar auf Distanz zu Facebook und Firmenchef Mark Zuckerberg: Auch Apple hätte eine Menge Geld mit den Daten der Kunden verdienen können, habe sich aber dagegen entschieden. Auf die Frage, was er in der aktuellen Lage von Zuckerberg tun würde, schnitt Cook ab: „Ich würde nicht in dieser Situation sein.“ (dpa)

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