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Hamburg: Kräne stehen auf einer Baustelle für mehrstöckicke Wohnhäuser.

© Christian Charisius/dpa

Das neue Immobilienjahr: Die Mieten steigen weiter

Wohnungsnachschub bleibt aus.

Reinhart Bünger
Ein Kommentar von Reinhart Bünger

Stand:

Die letzten Rauchschwaden haben sich eben erst verzogen. Doch die bösen Geister, die den Immobilienmarkt beherrschen, die sind leider noch da. Gemeint sind nicht die „Heuschrecken“, „Miethaie“, Enteignungsapologeten und Preisdeckler, die Berliner Mietern und Vermietern das Leben schwer machen. Gemeint sind die „Reformer“, die unter dem Deckmantel des nachhaltigen Fortschritts auf allen Ebenen ihre Politik machen, und oft viel Schaden anrichten. Die Bewältigung der Grundsteuererklärung ist ein Klacks gegen das, was danach kommt: Die finanziellen Belastungen durch neue „Hebesätze“ könnten für Mieter und Eigentümer um bis zu 20 Prozent steigen.

Umbau des Gebäudebestandes mit großen Fragezeichen

Die Umstellung auf erneuerbare Energien stellt Eigentümer von Bestandsbauten vor kaum lösbare technische und finanzielle Probleme, wenn sie an das Einbauverbot für neue Gas- und Ölheizungen nach 2025 und die gewünschten Umrüstungen denken.

Die einbrechenden Mietwohnungsneubauzahlen infolge wachsender Anforderungen an die Energiestandards, unattraktiver Förderbedingungen und unkalkulierbarer Preise für den Bau führen in Großräumen wie Berlin zur Verschärfung der Lage: Die Mieten steigen weiter, zusätzlich beschleunigt durch die kontinuierlich wachsende Zahl an Ukraine-Flüchtlingen.

Die soeben verlängerte Kooperationsvereinbarung Berlins mit landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften führt mit ihren politisch verordneten Mieterhöhungsstopp bis Ende 2023 bei diesen Unternehmen zu Schnappatmung und Lähmungserscheinungen.

Verwalten und das Wahlergebnis halten ist die Devise

Die anstehende Wiederholung der Wahl zum Abgeordnetenhaus führt überdies – auch wenn die Verfassungsbeschwerde dagegen noch läuft - zu Laissez-faire und Schulterzucken bei den politisch Verantwortlichen: Sie haben jetzt Dringenderes zu tun als neue Initiativen zu entwickeln. Verwalten und das letzte Wahlergebnis halten. Das ist die Devise.

Nein, große Zuversicht ist nicht angesagt. Es bräuchte eine Zeitenwende am Immobilienmarkt mit Dreifach-Wumms. Aber wer sollte den auslösen, wo doch schon vor Silvester nichts zündete? Debatten über die Sinnhaftigkeit von Einfamilienhäusern (Bauministerin Geywitz) und Flächenverbrauch (Nabu) oder gebrochene Versprechen bei Planzahlen für studentischen Wohnraum (Wowereit) und unhaltbare Absichtserklärungen bei den Wohnungsbauzielen (Giffey) jedenfalls führen nur immer weiter hinein in das Tal der Tränen.

Eine Hoffnung indes stirbt nicht: Gegen zu erwartende Wahlversprechen, dass der Immobilienmarkt in der Hauptstadt in Ordnung kommt, dürften Berliner und Berlinerinnen inzwischen immun sein.

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