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Das Neubaugebiet „Friedenauer Höhe“ in Schöneberg wird von der Instone Real Estate gebaut.

© Foto: imago images/Joko

Wohnungsneubau: Verbände fordern entschiedenen Kraftakt

Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft: Die Bundesregierung soll mit Förderungen gegen steigende Baupreise und Zinsen steuern

Der Einbruch des Wohnungsneubautätigkeit im Zusammenspiel mit wachsenden Flüchtlingszahlen und dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Großstädten lässt immer mehr Verbände aus der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Alarm schlagen. Am Mittwoch wies jetzt die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft (BID) auf die dramatische Lage im Wohnungsbau hin.

„Der Bedarf steigt, die Bautätigkeit nimmt ab, die technischen Anforderung an den Neubau sind zu hoch, die Anreize zu niedrig“, sagte der BID-Vorsitzende und Präsident des Immobilienverbandes Deutschland IVD, Jürgen Michael Schick, in seinem Eingangsstatement in der saarländischen Landesvertretung in Berlin. Es sind vor allem die gestiegenen Baupreise und Zinsen, die Projektentwicklern zu schaffen machen. „Wenn die Rendite nicht passt, fängt hier keiner an zu bauen“, sagte Lars von Lackum, Vorstandsvorsitzender bei der LEG-Immobilien-Gruppe. Sarah Zickler, Maklerin und Generalsekretärin des Liberalen Mittelstands Baden-Württemberg, sagte für die Branche mit Blick auf die Länge von Bauplanungen: „Wir haben uns zum Stillstand bürokratisiert.“

Der BID forderte eine Neubauförderung in Höhe von zehn Milliarden Euro jährlich für bezahlbaren Wohnraum sowie die zügige Bereitstellung von baureifen Grundstücken, geeigneten Konversions- und Bestandsflächen durch die Kommunen: „Vom Erbbaurecht soll nur in einem ausgewogenen Verhältnis Gebrauch gemacht werden“, heißt es in einem 11-Punkte-Papier. Zudem sollten durch eine „Experimentierklausel“ Verfahren erleichtert werden. Im Wohnungsbau solle es möglich sein, von Gesetzen, Normen und Standards abzuweichen.

Projektentwickler stoppen Großprojekte

„Wir haben im Mai letzten Jahres in Berlin ein Projekt begonnen, ein Grundstück neben dem Bahnhof, wo wir 300 Wohnungen bauen konnten“, sagte Rainer Bahr, Geschäftsführer der econcept Immobilien und Projektentwicklung KG. „Mietwohnungen funktionieren ohnehin nicht. Wir sind mit einem kleinen Anteil von 63 Eigentumswohnungen gestartet und waren immer noch relativ optimistisch.“ Doch von 63 Wohnungen waren bis November 2022 nur acht verkauft. Die Folge: „Zum Richtfest mussten wir den gesamten Rohbau aus Eigenmitteln finanzieren. Das sind dann mal eben sechs Millionen Euro.“ Die zunächst geplanten weiteren 240 Eigentumswohnungen werden nun nicht gebaut. „Wir warten erst einmal ab“, sagte Bahr.

Wenn die Rendite nicht passt, fängt hier keiner an zu bauen

Lars von Lackum, Vorstandsvorsitzender bei der LEG-Immobilien-Gruppe

Sören Bartol, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, bestritt, dass die Rahmenbedingungen falsch gesetzt wurden. „Das alles braucht Zeit, Das weiß ich auch. Aber ich glaube, dass wir die Weichen richtig stellen.“ Der SPD-Politiker wies auf Zielkonflikte hin: „Bezahlbares Wohnen auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber natürlich Klimaschutz, den wir auch leisten müssen. Wir müssen unsere Ziele verfolgen. Und jeder, der sich die CO2 Werte im Gebäudebereich insgesamt anguckt, der weiß, was das bedeutet.“

Zum aktuellen Holzbau-Hype sagte Projektentwickler Bahr, dieses Material sei nicht immer das richtige Mittel der Wahl: „Holz ist so leicht, da bekommen sie den Schallschutz nicht mehr hin.“ Für Häuser an stark befahrenen Hauptverkehrsstraße sei dieser Baustoff ungeeignet.

Der BID, ein Dachverband der Verbände BFW, GdW, IVD, VDIV, vdp, und ZIA, fordert vor diesem Hintergrund andere Rahmenbedingungen in Verbindung mit spürbarer Deregulierung. Der Wohnungsbau brauche eine auskömmliche Förderung. Es gelte, steuerliche Belastungen – wie etwa die Grunderwerbssteuer – aktuell auszusetzen, da sie Eigentumsbildung gerade für Familien unnötig erschwere. „Zudem sollte der Mehrwertsteuersatz für den sozialen Wohnungsbau auf sieben Prozent reduziert werden“, fordert der BID unter anderem. Bundeskanzler Olaf Scholz müsse den Wohnungsbau zur Chefsache machen und sein Kabinett zu einer gemeinsamen Offensive antreiben.

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