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Die Namensgeberin Sahra Wagenknecht wirbt mit linken und rechten Themen für ihre Partei.

© IMAGO/Bernd Elmenthaler/IMAGO/Bernd Elmenthaler

Analyse zum Wählerpotenzial der BSW: Jeder vierte Ostdeutsche findet Wagenknecht gut

Studie der Böckler-Stiftung: Großes Interesse an der neuen Partei bei Erwerbspersonen, die bisher Linke oder AfD gewählt haben. Je geringer das Einkommen, desto größer die Sympathie.

Stand:

Vor allem Ostdeutsche mit geringem Einkommen und wirtschaftlichen Sorgen sympathisieren mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW): 27 Prozent wollen die neue Partei wählen, im Westen sind es 13 Prozent, heißt es in einer Studie der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung. „Unsere Befunde deuten darauf hin, dass das BSW der AfD gerade in ihren Hochburgen in Ostdeutschland Konkurrenz machen könnte“, heißt es zu den Ergebnissen einer Umfrage.

Die Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht gehöre zu den Umwälzungen der Parteienlandschaften überall in Europa. Ein „entscheidender Grund“ für den Erfolg extremer Parteien und Positionen sei wirtschaftliche Benachteiligung. „Irgendwann entfremden sich die Verliererinnen und Verlierer des Wirtschaftssystems von den etablierten Parteien und wenden sich Herausfordererparteien zu, die versprechen, ihre Situation endlich zu verbessern.“

Die Sozialwissenschaftler der Böckler-Stiftung haben Daten einer Erwerbspersonenbefragung mit 4000 Teilnehmenden ausgewertet. Danach ist das BSW vor allem bei Personen beliebt, die bei der Bundestagswahl 2021 der Linken und der AfD ihre Stimme gaben. „Generell weisen Personen mit geringem Einkommen, ohne finanzielle Rücklagen, mit großen Sorgen und Belastungen und geringem Vertrauen in Institutionen eine vergleichsweise hohe BSW-Wahlneigung auf.“

Die Böckler-Wissenschaftler führen fünf BSW-Charakteristika auf: eine wirtschafts- und sozialpolitische Programmatik, die sich links der Mitte verorten lässt, eine restriktive Migrationspolitik, eine integrationskritische Ausrichtung in der Europapolitik, die Ablehnung eines sogenannten „Öko-Aktivismus“ sowie die Ablehnung militärischer Interventionen.

15
Prozent der befragen Erwerbspersonen wollen BSW wählen

„Das BSW versucht einerseits gesellschaftspolitisch konservative bis deutlich rechte Haltungen zu mobilisieren, während es anderseits denen politische Angebote macht, die sich mehr Verteilungsgerechtigkeit wünschen“, meinte Bettina Kohlrausch, Direktorin der Böckler-Stiftung.

4,6 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie die Partei auf jeden Fall wählen würden. Weitere 10,4 Prozent hielten es für wahrscheinlich. 24,5 Prozent würden das BSW wahrscheinlich nicht wählen, weitere 60,5 Prozent auf keinen Fall.

Gewinne zulasten der Linken

Interessant ist ein Blick auf die Wechselbereitschaft derjenigen, die bei der Bundestagswahl 2021 für andere Parteien votierten: Von den damaligen Wählerinnen und Wählern der Linken gaben 38,9 Prozent und von denen der AfD 21,6 Prozent an, künftig für Wagenknechts Partei stimmen zu wollen. Wähler der SPD und der FDP wiesen eine leicht überdurchschnittliche, die der CDU/CSU eine deutlich unterdurchschnittliche BSW-Wahlneigung auf. Am niedrigsten war die Präferenz bei Wählerinnen und Wählern der Grünen.

Es sind also vor allem ökonomisch schwächere Personen, die sich dem BSW zuwenden.

Böckler-Stifung des DGB

Die Parteienpräferenz hängt auch ab vom Einkommen respektive dem sozialen Status. So gaben 21 Prozent der Befragten mit einem Netto-Haushaltseinkommen von unter 1500 Euro/Monat an, das BSW wählen zu wollen. Bei den Befragten mit einem Einkommen von über 3500 Euro waren es elf Prozent.

„Es sind also vor allem ökonomisch schwächere Personen, die die wirtschaftliche Unsicherheit belastet und besorgt in die Zukunft schauen lässt und die Institutionen misstrauisch beäugen, die sich dem BSW zuwenden könnten“, schreiben die Böckler-Wissenschaftler.

Im Gegensatz zur „männlichen“ AfD sei die potenzielle Wählerschaft des BSW alters- und geschlechtsspezifisch ausgewogen zusammengesetzt und „scheint Frauen stärker anzusprechen“. Außerdem sei der Anteil der Befragten mit Migrationshintergrund höher. BSW-Sympathisanten „sind ökonomisch weiter links und gesellschaftspolitisch etwas liberaler eingestellt als diejenigen, die AfD wählen“.

„Unsere Befunde deuten darauf hin, dass das BSW der AfD gerade in ihren Hochburgen in Ostdeutschland Konkurrenz machen und ihr hier vor allem die neu Hinzugekommenen und die Frauen in der Wählerschaft streitig machen könnte.“ So geben beispielsweise rund 60 Prozent der seit der Bundestagswahl 2021 neu hinzugekommenen ostdeutschen AfD-Anhängerinnen und -Anhänger an, das BSW wählen zu wollen.

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