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Die Idylle der griechischen Insel Santorin hat der Discounter für seine Verpackungen entdeckt - und die Kreuze entfernt.

© Lidl/Mauritius Images

Discounter: Lidl erntet Spott für Entfernung von Kreuzen

Auf Packungen für griechische Spezialitäten lässt der Discounter Lidl Kreuze auf Kirchenkuppeln verschwinden. Das bringt ihm Häme und Anfeindungen ein.

Von Laurin Meyer

Gyros, Bifteki und Feta. Damit griechische Spezialitäten auch griechisch aussehen, verpackt der Discounter Lidl seine Produkte mit schönen Urlaubsmotiven des Landes. Weiß-getünchte Kirchen mit blauen Kuppeln bei Sonnenschein zieren etwa die Tüten und Kartons der Lidl-Eigenmarke Eridanous. Doch was einige Kunden da jetzt bemerkten, gefiel ihnen gar nicht. Auf den Kirchen fehlten die Kreuze. Lidl hat sie wegretuschiert.

Bei vielen Kunden ist die Verärgerung groß. In den sozialen Netzwerken muss der Discounter jede Menge Spott und Anfeindungen ertragen. „Ihr solltet euch schämen“, schrieb etwa eine Nutzerin auf der Facebook-Seite des Unternehmens. „Lidl hat was gegen Christen“, unterstellte eine andere. Einige werfen dem Unternehmen vor, die Islamisierung in Europa voranzutreiben und drohen mit einem Lidl-Boykott: „Falls das zutrifft, werde ich diesen Laden nicht mehr betreten.“ Wer Lidl zu einer schnellen Änderung drängen will, kann sogar eine spezielle Online-Petition unterschreiben.

Die einzigen, die sich aufregen sollten, sind die Kunden muslimischen Glaubens, die man für so fundamentalistisch, engstirnig und hasserfüllt hält, dass sie eine Ware nur deshalb nicht kaufen, weil auf der Verpackung ein winziges Kreuz auf einer typischen griechischen Kirche prangt.

schreibt NutzerIn R.Diekmann

Lidl entschuldigt sich

Und auch die ersten Politiker meldeten sich zu Wort. Wer Kreuze aus Landschaftsfotos herausretuschiere, der stehe nicht für Vielfalt, sondern für „Selbstaufgabe“, schrieb etwa der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn auf Twitter.

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Die ehemalige Unionspolitikerin Erika Steinbach sprach gar von einer „Unterwerfung“. Andere halten die Diskussion hingegen für überzogen. „Es gibt wohl wichtigere Dinge auf dieser Welt, die mehr Aufmerksamkeit brauchen“, kommentierte eine Nutzerin auf Facebook. Der Discounter entschuldigt sich auf Nachfrage für das Retuschieren der Verpackungen. „Es tut uns sehr leid, dass das aktuelle Design für Unmut sorgt“, sagt eine Lidl-Sprecherin. Dahinter stecke keine böse Absicht.

Fragen nach den Hintergründen ließ das Unternehmen allerdings offen. Betroffen sind die Produkte der Eigenmarke Eridanous. Unter dieser vertreibt Lidl seit mehr als zehn Jahren in allen europäischen Filialen und im Online-Shop seine griechischen Spezialitäten. „In dieser Zeit gab es immer wieder Veränderungen am Verpackungsdesign“, heißt es im Unternehmen. Lidl verspricht aber, das Feedback in den sozialen Netzwerken bei der Gestaltung künftiger Verpackungen zu berücksichtigen.

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