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Schiffer

© ddp

Mode: Luxus aus dem Netz

Auf einer Berliner Tagung diskutiert die Modebranche, wie sie im Internet Geld verdienen kann.

Berlin - Als erstes erhalten die Delegierten einen Code für freien Internetzugang, eine Mobilnummer, an die sie Fragen per SMS senden können und eine Adresse zum Twittern. Auf der Konferenz der Luxusbranche „Techno Luxury“, ausgerichtet von der „International Herald Tribune“, geht es um Schnelligkeit. Wie lange dauert es, bis ein Produkt per Twitter kommentiert wurde, das Foto eines Prominenten mit der neuesten Tasche ins Internet gestellt wird, die letzte Modenschau mehr als 100 000 Mal angeklickt wurde? Eigentlich passen diese Fragen nicht zu einer Branche, die lange nicht viel von technischen Innovationen wissen wollte, behäbig auf ihre Tradition verwies, die auf Qualität und Handwerk stolz ist.

Aber wenn es einer Branche schlecht geht, öffnet sie sich sogar Technologien wie dem Internet. Die Krise hat vor allem das hochwertige Segment empfindlich getroffen: Viele konsumfreudige Neureiche, gerade in Osteuropa, sind die neuen Armen und viele, die es sich leisten könnten, kaufen lieber bei Zara, statt ein durchschnittliches Monatsgehalt in ein Kleidungsstück zu investieren.

Modehäuser wie Christian Lacroix und Yohji Yamamoto meldeten Insolvenz an, Valentino steckt tief in den roten Zahlen und sogar erfolgsverwöhnte Luxuskonzerne wie PPR und Gucci mussten für die ersten neun Monate einen Rückgang des Umsatzes von fünf Prozent vermelden.

Dass jetzt ausgerechnet im Berliner Ritz Carlton darüber referiert wird, wie man mehr verkaufen kann, hat eher symbolischen Charakter. Hier werden nicht die großen Geschäfte gemacht. Zwar sind ein paar Lokalgrößen wie Nikolaus Jagdfeld vom Edelshop Quartier 206 und der Bread & Butter-Chef Karl-Heinz Müller dabei, aber Firmen wie Louis Vuitton, BMW, Bulgari und Rolex senden ihre Mitarbeiter von überall her nach Berlin.

Wenn Gastgeberin und Modejournalistin Suzy Menkes versichert, dass die jungen Menschen in Berlin gegenüber neuen Technologien weniger ängstlich seien, dann sind damit wahrscheinlich auch die drei heimischen Bloggerinnen gemeint, die in der ersten Reihe sitzen, um die neuesten Nachrichten aus der Luxusbranche unverzüglich in die Welt hinauszuschicken. Die werden von der Branche als Multiplikatoren längst ernst genommen. Christopher Bailey, Chief Creative Officer von Burberry, ist sich sicher, dass nur mit dem Internet seine Traditionsmarke weiterwachsen kann: Burberry hat auf der Kommunikationsplattform Facebook 700 000 Freunde, die Modenschauen kann man sich bei Youtube anschauen und die seit einer Woche aktive neue Online-Seite ist mehr als zwei Millionen mal aufgerufen worden. Und wenn ein neuer Beitrag auf „Burberry-TV“ ausgestrahlt wird, steigen die Umsätze im Onlineshop um sieben Prozent. „Wir können die Schnelligkeit der Mode nicht stoppen, wir können nur mithalten“, sagte Bailey. Dem Beispiel von Burberry folgen inzwischen viele Modehäuser. Gerade ging der Jil-Sander-Onlineshop ins Netz, Giorgio Armani verkauft seine Entwürfe nicht nur online, sondern auch per Blackberry und iPhone, und in der virtuellen Welt „Second Life“ hat der 75-Jährige einen Shop und einen eigenen Avatar.

Claudia Schiffer muss nicht bloggen und twittern – sie lieferte den Luxus am Dienstag höchstpersönlich. Auf der Bühne des Ritz Carlton kündigte das Super-Model an, sein Gesicht künftig nicht mehr für andere hergeben zu wollen, sondern für eine eigene Marke. Claudia Schiffer dürfte keine Probleme haben, Partner zu finden. Seit 21 Jahren ist die 39-Jährige im Geschäft. Konkretes zum eigenen Markenauftritt konnte Suzy Menkes ihr nicht entlocken. Es blieb bei einer Andeutung: „Mit Kaschmir zu arbeiten, wäre toll.“

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