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Nach Fällen sexueller Belästigung: Uber-Kundinnen in Paris können jetzt Frauen als Fahrerinnen anfordern
Übergriffe sind auch bei Fahrdienstleistern keine Seltenheit. In Paris will Uber die Sicherheit von Frauen erhöhen, indem man ihnen die Wahl lässt, wer sie fährt. In Deutschland prüft man noch.
Stand:
Mehr Beinfreiheit, zusätzliche Sitzplätze oder explizit ein Fahrzeug mit Elektroantrieb: Bei Fahrdienstleistern wie Uber, Bolt und FreeNow haben Kund:innen schon heute verschiedene Möglichkeiten, ihren Fahrtwunsch zu spezifizieren. In Paris kommt ab dem 28. November eine weitere hinzu – allerdings nur für weibliche Fahrgäste.
In der französischen Hauptstadt hat Uber am Donnerstag angekündigt, Kundinnen künftig selbst darüber entscheiden zu lassen, ob sie von einem Mann oder einer Frau befördert werden wollen. Dadurch soll das Wohl- und Sicherheitsgefühl von Nutzerinnen der Plattform verbessert werden.
„Kundinnen, die das wünschen, können dadurch auf sehr einfache Weise, ausschließlich mit Fahrerinnen in Verbindung gebracht werden“, zitiert die französische Zeitung „Le Parisien“ Laureline Serieys, die Generaldirektorin von Uber Frankreich. „Dabei geht es nicht darum, ihnen zu sagen, dass dies die einzige Möglichkeit ist, entspannt zu reisen, sondern nur darum, ihnen die Wahl zu lassen“.
Männer können den Service nicht buchen
Dafür müssen Kundinnen lediglich die Uber-App öffnen, ihren Zielort eingeben und die Option „Uber by Women“ auswählen. Fahrerinnen können die Fahrt überdies ablehnen, sollte ein Mann versuchen, über die Option eine Fahrt zu buchen.

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Die Funktion soll ab dem 28. November sowohl tagsüber als auch nachts verfügbar sein. Der Fahrpreis ist dabei der gleiche wie im Falle eines männlichen Fahrers. Lediglich die durchschnittliche Wartezeit könnte sich von aktuell vier auf dann 15 Minuten verlängern, teilte Uber mit.
Der Grund: Der überwiegende Teil der Wagen wird von Männern gefahren. In Paris gibt es derzeit nur rund 1500 Fahrerinnen. Nicht nur in Frankreich versuchen Uber und andere Fahrdienstleister mehr Frauen hinters Steuer zu bekommen, etwa indem sie auf einen Teil ihrer Kommission verzichten.
Funktion noch nicht in Deutschland verfügbar
In der Vergangenheit kam es nicht nur in Frankreich vermehrt zu Belästigungen, Drohungen oder gar sexuellen Übergriffen durch Fahrer auf Fahrgäste. In den USA hatten 2022 550 Frauen gegen Uber geklagt, weil das Unternehmen nichts gegen derartige Angriffe durch seine Fahrer unternommen hätte. Im Heimatmarkt des Fahrdienstleisters ist die Funktion „Uber by Women“ noch nicht verfügbar. In Polen, Tschechien und einigen lateinamerikanischen Ländern dagegen schon.
In Deutschland ist die Funktion bisher ebenfalls nicht verfügbar. „Wir prüfen gerade, wie wir in Deutschland diese oder ähnliche Funktionen ebenfalls umsetzen können“, sagte ein Sprecher von Uber auf Tagesspiegel-Anfrage. Dafür brauche es genug angestellte Fahrerinnen bei den lokalen Taxi- und Mietwagenfirmen, die das Fahrpersonal für die von Uber vermittelten Fahrten stellen. Wie hoch der Frauenanteil unter den hiesigen Fahrer:innen ist, teilte Uber nicht mit.
„Wir sind im Moment im engen Austausch mit unseren Partnern und besprechen, wie der Beruf auch für Frauen noch attraktiver gestaltet werden kann“, so der Sprecher weiter. Man sei zuversichtlich, eine Lösung ähnlich zu der in Frankreich in Zukunft umsetzen zu können. Konkrete Angaben dazu wann machte Uber auf Anfrage nicht.
Auch in Deutschland gab es bereits Fälle sexueller Übergriffe in den Fahrzeugen von Uber, Bolt oder FreeNow. Im Sommer berichtete rund ein Dutzend Frauen und Männer im Tagesspiegel etwa von Anspielungen, Kontaktversuchen oder Drohungen. Genaue Zahlen zu Übergriffen bei der Nutzung von Fahrdiensten werden von Polizei, Staatsanwaltschaft oder Senat nicht erfasst.
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