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Investorensuche: Opel-Task-Force prüft Übernahmeangebote

Auf den letzten Drücker haben die Interessenten ihre Konzepte für eine Übernahme von Opel eingereicht. Nun entscheidet sich, ob der Autobauer künftig von Italien, den USA oder Russland aus gesteuert wird.

Aus Regierungskreisen hieß es am Mittwochabend, die Opel-Task-Force sitze bereits zusammen. Auch an Christi Himmelfahrt werde mit Hochdruck weitergearbeitet. Zuvor hatten nach Angaben der Opel-Mutter General Motors (GM) in Europa der italienische Hersteller Fiat, der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna, und der amerikanische Finanzinvestor Ripplewood mit seiner europäischen Tochter RHJ International Angebote vorgelegt.

Einzelheiten zu den einzelnen Offerten wollte ein GM-Sprecher nicht nennen. Vor einer Stellungnahme wolle Opel die Konzepte in den kommenden Tagen eingehend prüfen. GM-Europachef Carl-Peter Forster sagte: "Über das Interesse möglicher Investoren freuen wir uns." GME bewerte das Interesse als wichtigen Schritt nach vorne.

Der italienische Hersteller Fiat teilte in Turin mit, dass sein Angebot für das europäische Geschäft der deutschen General-Motors-Tochter und deren britische Schwester Vauxhall gelte. Einzelheiten nannte Fiat nicht. Sollte die Übernahme zustande kommen, werde ein neuer Konzern gebildet, der Fiat einschließlich der Beteiligung an Chrysler sowie Opel umfassen würde.

Auch der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna legte zusammen mit dem russischen Autobauer Gaz ein Übernahme-Konzept beim Bundeswirtschaftsministerium vor. Magna will mit Gaz und finanzieller Unterstützung der russischen Bank Sberbank die Mehrheit an dem angeschlagenen Konzern übernehmen. Der Zulieferer gab keinen Kommentar ab.

Über das Konzept des amerikanischen Finanzinvestors Ripplewood wurde zunächst nichts bekannt. Die Bundesregierung bevorzugt jedoch einen Investor, der möglichst selbst in der Automobilbranche tätig ist. Deshalb werden Ripplewood/RHJ wenig Chancen eingeräumt.

Entscheidung soll schnell fallen

Die Verhandlungen über Opel stehen unter einem enormen Zeitdruck. Die Bundesregierung versucht, den deutschen Autobauer aus dem drohenden Insolvenzstrudel von GM herauszuhalten. Deshalb hatte Berlin für die Konzepte potenzieller Investoren eine Abgabefrist bis Mittwochabend festgesetzt.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm versicherte, die Bundesregierung werde sich parallel zu GM und zur US-Regierung umgehend an die Auswertung der Zukunftsmodelle für den deutschen Autobauer machen. Man stehe innerhalb der zuständigen Bundesministerien sowie mit den betroffenen Landesregierungen, aber auch mit GM, Opel und GM-Europe sowie mit der US-Regierung in ständigem Kontakt.

GM-Insolvenz kaum mehr zu verhindern

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) kündigte nach einem Treffen der zuständigen Minister und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin an, dem Unternehmen solle möglichst noch vor Ende des Monats eine Perspektive geboten werden. Der amerikanische Opel-Mutterkonzern GM muss seinerseits bis zum 29. Mai der US-Regierung ein tragfähiges Zukunftskonzept vorlegen. Doch selbst die Konzernspitze räumt inzwischen ein, dass eine GM-Insolvenz kaum mehr zu verhindern sei. Dies hätte für die deutsche Tochter Opel gravierende Folgen.

Allerdings sagte GM-Europachef Carl-Peter Forster der Fachzeitschrift auto motor und sport, dass Opel auch im Fall der Insolvenz von GM weiter arbeiten könne und Zugriff auf alle Technologien behalte. Er räumte jedoch ein, dass sich die Investorensuche bis ins vierte Quartal hinziehen und somit Opels Liquidität nicht ausreichen könne. Um die Zeit zu überbrücken, brauche das Unternehmen "sicher eine Kreditlinie". Opel beschäftigt in vier deutschen Werken rund 25.000 Menschen.

Keine eindeutigen Signale aus den USA

Grundsätzlich entscheiden der ums Überleben kämpfende GM-Konzern sowie die US-Regierung über einen Einstieg von Investoren. Weder von GM noch von der US-Regierung kamen bislang eindeutige Signale. Da der Bund aber Bürgschaften für die Finanzierung einer Beteiligung geben soll, werden die Konzepte auch in Berlin vorgelegt und geprüft.

Regierungssprecher Wilhelm sagte, die Runde der zuständigen Minister werde sich in dieser Woche erneut treffen, um die Konzepte zu erörtern. Eine Verhandlungsdelegation stehe weiterhin bereit, kurzfristig nach Washington zu reisen, um eine Herauslösung von Opel auszuloten. In einem ersten wichtigen Schritt hätten sich Bund, Länder mit Opel-Standorten und staatliche Banken am Dienstagabend auf eine Brückenfinanzierung verständigt, die Opel in der derzeitigen unübersichtlichen Lage Zeit für weitere Verhandlungen mit Investoren verschaffen solle.

Mit dem Treuhandmodell soll Opel schnell aus dem Gesamtkonzern herausgelöst werden, um negative Auswirkungen einer GM-Insolvenz auf die deutsche Tochter zu vermeiden. Bedingung für das Treuhandmodell ist laut Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), dass Opel-Interessenten zukunftsträchtige Konzepte vorlegen. Andernfalls hält er auch eine "geordnete Insolvenz" für denkbar. (Zeit Online)

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