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Die Skyline Warschaus symbolisiert den wirtschaftlichen Erfolg Polens.

© Markus Mainka - stock.adobe.com/Markus Mainka

Polen ist wichtiger als China: Deutsche Firmen orientieren sich nach Osteuropa

Trotz des Einbruchs im Russland-Geschäft entfällt ein Fünftel des deutschen Außenhandels auf Mittel- und Osteuropa. Polen, Rumänien und die Ukraine im Fokus.

Stand:

Während die Geschäftsbeziehungen mit den USA und China schwieriger werden, orientieren sich immer mehr Unternehmen Richtung Mittel- und Osteuropa. Mehr als die Hälfte der Firmen erwarten eine zunehmende Bedeutung der Region, wie sich auch in der Investitionsbereitschaft zeigt: 56 Prozent der Befragten wollen bis 2030 dort investieren.

Einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft zufolge sind Polen, Rumänien und die Ukraine die attraktivsten Standorte. Der dritte Platz der Ukraine belege „das große wirtschaftliche Potenzial des Landes“. Die Umfrage wurde Ende vergangenen Jahres bei 133 Unternehmen mit Osteuropa-Geschäft durchgeführt.

Am Dienstag veröffentlichte der Ost-Ausschuss weitere Daten aus dem vergangenen Jahr. Gegen den Trend – das Exportvolumen der deutschen Wirtschaft insgesamt schrumpfte 2024 um 1,3 Prozent – stiegen die Ausfuhren in die 29 Zielländer des Ost-Ausschusses um ein Prozent auf 281 Milliarden Euro. Allein die Exporte nach Polen wuchsen um mehr als drei Milliarden auf 93,8 Milliarden Euro.

Russland fällt auf Platz 45 zurück

„Besonders erfreulich entwickelten sich auch die deutschen Exporte in die Ukraine, die um 1,2 Milliarden auf 8,2 Milliarden Euro zulegten“, teilte der Wirtschaftsverband mit. Die Ausfuhren nach Russland – insbesondere pharmazeutische und chemische Erzeugnisse – fielen dagegen um 1,3 Milliarden auf 7,6 Milliarden Euro. „Russland rangiert unter den deutschen Handelspartnern nur noch auf Platz 45.“

Der Ost-Ausschuss wird von sechs Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft getragen und hat gut 350 Mitgliedsunternehmen. 2027 feiert der Verband sein 75-jähriges Jubiläum.

50
Prozent fielen die Importe aus Russland

Während die Exporte in die Länder des Ost-Ausschusses im Plus lagen, schrumpften die Importe aus der Region 2024 um 1,8 Prozent auf 258 Milliarden Euro zurück. „Hier schlagen sich der Rückgang der Einfuhren aus Russland (minus 50 Prozent) und die schwache Konjunktur in Deutschland nieder“, teilte der Ausschuss mit.

Die wachsende Kaufkraft respektive die hohe Binnennachfrage ist für 40 Prozent der Unternehmen der wichtigste Standortvorteil in Osteuropa. 37 Prozent der von der KPMG befragten Firmen schätzt die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte, ein weiteres Drittel nennt die niedrigen Arbeitskosten als entscheidenden Grund für Aktivitäten in der Region.

Die deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen sind eine beispiellose Erfolgsgeschichte.

Michael Harms, Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft

Polen mit knapp 37 Millionen Einwohnern ist das bevorzugte Ziel deutscher Unternehmen. Die Nähe zu Deutschland und unkomplizierte Geschäftsbedingungen werden besonders geschätzt. „Die deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen sind eine beispiellose Erfolgsgeschichte“, sagte Michael Harms vom Ostausschuss. „Polen ist inzwischen unser viertwichtigster Absatzmarkt vor China.“ Bei den Investitionsstandorten sei Polen erstmals unter den Top Ten.

In der Ukraine wiederum plant gut ein Drittel der befragten Unternehmen eine Investition im laufenden Jahr, bis 2030 sind es sogar 41 Prozent. Weiter 18 Prozent wollen im Falle eines Friedensabkommens in der Ukraine investieren. 

„Sicherheit für die Ukraine bedeutet auch Sicherheit für die dort engagierten deutschen Unternehmen, vor allem aber Sicherheit für die gesamte EU“, meinte die Ost-Ausschuss-Vorsitzende Cathrina Claas-Mühlhäuser. Ihrer Meinung nach müssten Finanzhilfen für den Wiederaufbau stärker an die Beteiligung deutscher und europäischer Unternehmen geknüpft werden.

„Die Region Mittel- und Osteuropa ist ein Chancenraum, in dem die guten Geschäftsmöglichkeiten die hier und da noch bestehenden Herausforderungen bei weitem überwiegen“, ergänzte Harms und plädierte für „Fortschritte bei der weiteren EU-Integration im östlichen und südöstlichen Europa, um diesen Raum noch leichter zugänglich zu machen“. Der Ost-Ausschuss nennt die Ukraine, Moldau und die Länder des westlichen Balkans, darunter Albanien, Kosovo und Serbien.

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