zum Hauptinhalt
Frauen am Steuer: Keine besonders neue Idee wie die Illustration von 1895 zeigt. Bislang haben nur wenige Unternehmen der Automobilbranche weibliche Vorstände.

© Getty Images

Frauenquote im Vorstand: Schafft Franziska Giffey es, den Thomas-Kreislauf zu durchbrechen?

Die Familienministerin will die Frauenquote zur Pflicht machen: Mindestens eine soll es pro Vorstand sein. Die Wirtschaft reagiert verhalten.

Franziska Giffey (SPD) hat selbstverständlich nichts gegen Männer, die Thomas oder Michael heißen, aber wenn es in deutschen Vorständen mehr Manager mit diesen Namen gibt als Frauen insgesamt, dann ist es für die Familienministerin offensichtlich Zeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen: Per Gesetz will sie die Quote von mindestens einer Frau pro Vorstand nun zur Pflicht machen, gelten soll sie für Börsenunternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern und mindestens vier Vorstandsmitgliedern. Ein entsprechender Gesetzentwurf liegt im Kanzleramt, noch in diesem Jahr will Giffey die Pflicht durchsetzen.

„Wir halten das für absolut zeitgemäß“, sagte Giffey dem Südwestrundfunk – offensichtlich im Gegensatz zu vielen deutschen Unternehmen, in denen sich bisher wenig tut: Der Frauenanteil in den Vorständen der 160 Börsenunternehmen liegt aktuell bei etwa zehn Prozent.

„Das steht in keinem Verhältnis zur großen Anzahl hervorragend ausgebildeter Managerinnen“, kritisiert Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der Allbright Stiftung, die sich für mehr Diversität und Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft einsetzt und über den sogenannten Thomas-Kreislauf berichtet hat. Es sei „höchste Zeit, dass die deutschen Unternehmen ihre Führungsstrukturen modernisieren“, im eigenen Interesse, „denn vielfältige Führungsteams treffen ja die besseren und profitableren Entscheidungen“, betont Ankersen.

Daimler will bis 2020 20 Prozent leitende Frauen

Solche Entscheidungen dürften auch gerade in der Automobilindustrie gefragt sein, die unter großem Veränderungsdruck steht. Volkswagen will sich zu Giffeys Plänen aktuell nicht äußern. Die Wolfsburger haben mit Hiltrud Dorothea Werner eine Frau im Vorstand, zuständig ist sie für „Integrität und Recht“. Die gleiche Position wird mit Renata Jungo Brüngger auch bei Daimler von einer Frau besetzt, dazu haben die Stuttgarter mit Britta Seeger eine zweite Frau im Vorstand, zuständig ist sie für den Bereich Mercedes-Benz Cars Vertrieb.

Weil Frauenförderung weiterhin nicht selbstverständlich ist, haben sich einige Unternehmen diese als „Ziel“ vorgegeben, auch bei den Autokonzernen: Daimler will den Anteil von Frauen in leitenden Führungspositionen bis Ende 2020 weltweit auf mindestens 20 Prozent steigern, aktuell liege er bei 19 Prozent. Zulieferer Bosch will mittelfristig die 20 Prozent erreichen. VW setzt sich kleinere Ziele: Bis Ende 2021 sollen Frauen 13 Prozent der ersten Führungsebene einnehmen, aktuell besetzen sie zehn Prozent.

C-Level bleibt Frauen häufig verschlossen

Wobei Führungposition eben nicht gleich Vorstand ist. Das sogenannte C-Level bleibt für Frauen weiterhin häufig verschlossen. Erst seit dem vergangenen Oktober gibt es mit der neuen SAP-Co-Chefin Jennifer Morgan erstmals eine Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns. 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland setzen sich überhaupt keine Zielgröße für den Frauenanteil in ihren Vorständen. „Das geht so nicht“, sagt Giffey: „Nur mit freiwilligen Bekenntnissen kommen wir nicht weiter.“

Deshalb soll nun die Pflicht kommen, Vorbild dafür ist die seit 2016 geltende Quote für Aufsichtsräte, wonach börsennotierte Unternehmen mindestens 30 Prozent der Posten in ihren Kontrollgremien mit Frauen besetzen müssen.

Während das arbeitgebernahe Institut IW Giffeys neuen Vorstoß als „Symbolpolitik mit Nebenwirkungen“ kritisiert, geht er den Grünen nicht weit genug: Die Quote würde dann schließlich nur für „eine mickrige Zahl von höchstens 100 Unternehmen in Deutschland“ gelten, bedauert die frauenpolitische Sprecherin Ulle Schauws.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false