
© REUTERS/HOLLIE ADAMS
Scholz reist mit EU-Delegation nach Belgrad: Europa steht vor wichtigem Lithium-Deal mit Serbien
Serbien gewährt der europäischen Autoindustrie Zugang zu einer der größten Lithium-Minen der Welt. Die Zivilgesellschaft protestiert seit Jahren dagegen. Politik und Wirtschaft sind begeistert.
Stand:
Die europäische Wirtschaft soll exklusiv Zugriff auf die Lithium-Vorkommen Serbiens erhalten. Eine entsprechende Erklärung für ein Rohstoffabkommen mit der EU soll am Freitag in Belgrad unterzeichnet werden. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz wird zu diesem Anlass und in Begleitung einer EU-Delegation nach Serbien reisen.
Bereits am Donnerstag hatte die Regierung in Belgrad trotz jahrelangen Widerstands von Umweltverbänden ihre Erlaubnis für den massiven Abbau von Lithium im Westen des Landes gegeben.
„Es ist für uns eine große Chance, um unsere Verbindung zu Deutschland und die Europäische Union zu stärken“, sagte Serbiens Präsident Aleksandar Vucic dem Handelsblatt. Denn: In Serbien würden so tausende Jobs geschaffen, die Chancen für einen EU-Beitritt steigen und Serbien den Sprung zum Industrieland schaffen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Auf der anderen Seite sind in Europa die Lithium-Vorkommen knapp. Die Liste möglicher Abnehmer daher lang. Bis 2040 könnte sich der Bedarf laut der Internationalen Energieagentur verneunfachen. Der Rohstoff ist für die Energiewende, aber auch für Batterien essenziell und spielt damit gerade für den Ausbau der Elektromobilität eine wichtige Rolle.
Für die Unterzeichnung der Absichtserklärung reist Bundeskanzler Olaf Scholz zusammen mit dem für den „Green Deal“ zuständigen Vizepräsidenten der EU-Kommission, Maroš Šefčovič, am Freitag nach Belgrad. Begleitet wird Scholz zudem von einer Delegation von Unternehmensvertretern. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sollen darunter auch die Chefs von Mercedes und Stellantis, Ola Källenius und Carlos Tavares, sein.
Denn Serbien will zusätzlich mit den Autokonzernen eine Erklärung zum Aufbau eines Lithium-verarbeitenden Industriesektors unterzeichnen. Auch Vucic erklärte, man wolle die Wertschöpfung weitestmöglich im eigenen Land behalten und nur einen Teil des Lithiums als Rohstoff verkaufen.
„Die Absichtserklärung mit Serbien ist ein relevanter Schritt beim Versuch, europäische Vorkommen europäisch zu nutzen und auch die europäische Industrie unabhängiger von China zu machen“, sagte Franziska Brantner, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, am Donnerstag. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Industrie. Seit Jahren sucht die europäische Industrie in aller Welt nach Lieferanten für Lithium.
Umweltschützer kritisieren Abbaupläne
Die Vorkommen im serbischen Jadar-Tal könnten dazu einen Beitrag leisten, denn sie sind enorm. Ein Abbau könnte bis zu fünfmal mehr Lithium hervorbringen als bisher unerschlossene Vorkommen in Deutschland, Österreich oder Spanien. Vor Ort ist der Abbau des begehrten Rohstoffs allerdings stark umstritten. Zuletzt protestierten zahlreiche Serben gegen das Projekt. Mehr als 280.000 Personen unterzeichneten eine Online-Petition, um den Abbau zu stoppen.
Fachleuten zufolge ist die sichere Verarbeitung von Lithium eine Herausforderung, obwohl der Abbau unter Tage stattfinden soll. Befürchtet wird etwa, dass Schwefelsäure, die bei der Herauslösung des Lithiums aus dem Gestein zum Einsatz kommt, Flüsse verunreinigen könnte. „Man verkauft uns die Geschichte, dass wir durch die Umsetzung des Jadar-Projekts den norwegischen Lebensstandard erreichen“, sagte etwa Bogdan Radovanovic, Vertreter der Grün-Linken Front (ZLF). Das sei jedoch alles andere als sicher.
„Rohstoffabbau ist nie ohne Folgen für die Natur“, sagte die Franziska Brantner am Donnerstag. Die Grünenpolitikerin lobte hingegen, dass der Rohstoffkonzern Rio Tinto bei den Planungen für eine Lithiummine auch im Umweltbereich nachgebessert habe.

© AFP/OLIVER BUNIC
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: