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© dpa

Wirtschaftsperspektiven: "Tiefpunkt überwunden"

Die Firmen in der Hauptstadtregion sind wieder optimistischer – einige planen sogar Einstellungen.

Berlin - Die Wirtschaft in der Hauptstadtregion hofft, den tiefsten Punkt der Wirtschaftskrise hinter sich zu haben. In einer Umfrage mehrerer Industrie- und Handelskammern (IHK) erklärten 1500 Firmen aus Berlin und Brandenburg, ihre Lage und ihre Geschäftserwartungen für die kommenden Monate seien deutlich besser als vor einem Jahr. „Wir können aber nicht sagen, ob das der Beginn eines selbst tragenden und anhaltenden Aufschwungs ist“, schränkte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Berliner IHK, ein. „Wir stehen aber nicht mehr im Keller.“ Sehr schnell werde der Aufschwung jedoch nicht kommen. Eder nimmt an, dass die Wirtschaftsleistung Berlins 2010 um etwa ein Prozent zulegt, die Bundesregierung erwartet für das gesamte Land 1,4 Prozent Wachstum.

„Der Tiefpunkt dürfte überwunden sein“, befand Eder. In allen vier IHK-Bezirken der Region – Berlin, Potsdam, Ostbrandenburg und Cottbus – zeige der Trend nach oben. Vor allem die Erwartungen der Unternehmen hätten sich gebessert: Knapp jedes fünfte rechne mit mehr Umsatz, dagegen blicke gut ein Viertel skeptisch in die Zukunft. Vor einem Jahr sei dieses Verhältnis noch weitaus schlechter gewesen. Dies ziehe sich zudem durch alle Branchen.

Gleichwohl gibt es hier Unterschiede – die Industrie ist am zuversichtlichsten, dagegen sind der Bausektor und die Verkehrswirtschaft wegen des langen und harten Winters weniger zufrieden. Der größte Optimismus herrscht den Kammern zufolge in Berlin sowie im Westen Brandenburgs. Für bessere Zeiten spreche auch die gestiegene Bereitschaft zu Investitionen – ein Fünftel der Betriebe will demnächst Geld für neue Maschinen und Anlagen ausgeben, nur ein Siebtel plant gar keine Ausgaben in diesem Bereich.

Der Index für das Konjunkturklima, zusammengesetzt aus den Einschätzungen zur Lage und den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate, befindet sich damit wieder auf dem Niveau von 2004. Wirtschaftsforscher rechnen allerdings damit, dass sowohl in Berlin als auch bundesweit frühestens ab 2012 wieder das Wohlstandsniveau von vor der Krise erreicht wird. Allerdings ist die Hauptstadtregion deutlich besser durch die Rezession gekommen als viele anderen – weil sie weniger abhängig vom Export ist.

Entscheidend für die nächsten Monate sind aus der Sicht von IHK-Chef Eder die Finanzierungsbedingungen: Der Anteil der Unternehmen, die von verschlechterten Kreditkonditionen berichten oder gar keine Finanzierung von ihrer Bank bekamen, ist laut der Studie leicht gestiegen.

Für den Arbeitsmarkt sind die Unternehmen wieder zuversichtlicher. Es werde „keine drastische Verschärfung der Lage am Berlin-Brandenburger Arbeitsmarkt geben“, vermuten die IHKs. Dies gelte auch für den Lehrstellenmarkt. 15 Prozent der Firmen wollen Personal einstellen, der Anteil derer, die Entlassungen planen, sei von 27 auf 22 Prozent gesunken. In der Hauptstadt ist die Lage noch besser – hier wollen genauso viele Firmen Beschäftigung ab- wie aufbauen.

Klare Positionen bezogen die befragten Unternehmen zur Fusion der Länder Berlin und Brandenburg: 64 Prozent befürworten diesen Schritt. „Dieses Signal kann nicht ignoriert werden“, folgerte IHK-Manager Eder daraus.  Es sei „skandalös“, dass die neue Landesregierung in Brandenburg das Projekt im Koalitionsvertrag zwischen Sozialdemokraten und Linkspartei nicht einmal erwähne, „und das in einer Zeit, wo alle über steigende Staatsverschuldung reden“. Die Unternehmen versprechen sich von einem vereinigten Land Berlin-Brandenburg weniger Bürokratie, eine besser ausgebaute Infrastruktur sowie einheitliche staatliche Fördermaßnahmen für die Wirtschaft.

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