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Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, will auch das Arbeitskräfteangebot stärken.

© imago/photothek/Thomas Koehler

Um Arbeitsangebot zu steigern: Ifo-Präsident Fuest fordert Streichung eines Feiertags

Friedrich Merz will die staatlichen Ausgaben massiv erhöhen. Der Ökonom Clemens Fuest hält das für richtig, mahnt aber zusätzlich, auch das Arbeitsangebot zu erhöhen.

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Union und SPD haben am Dienstag beschlossen, die staatlichen Ausgaben in den nächsten Jahren massiv zu erhöhen. Einer der Vordenker der Reformvorschläge, Clemens Fuest, hat am Mittwoch gemahnt, gleichzeitig auch das Arbeitsangebot zu steigern. Dafür hat der Präsident des Münchener ifo Instituts die Streichung eines gesetzlichen Feiertags ins Spiel gebracht.

„Die zusätzliche Nachfrage trifft auf eine recht beschäftigte Volkswirtschaft mit immer knapperen Arbeitskräften“, sagte der Ökonom in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Neben dem Bürokratieabbau sei es deshalb entscheidend, das Arbeitsangebot der Menschen zu steigern. „Es könnte jetzt zum Beispiel ein Feiertag gestrichen werden, um das zu erreichen“, so Fuest.

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Stunden haben Beschäftige 2024 im Schnitt gearbeitet – 3,5 Stunden weniger als im Vorjahr.

Tatsächlich ist das Arbeitsvolumen im vergangenen Jahr erstmals seit der Corona-Pandemie wieder gesunken. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben rund 26 Millionen Vollzeitkräfte 2024 über 61 Milliarden Stunden gearbeitet. Beschäftigung, Überstunden und Arbeitszeit gingen jeweils leicht zurück. Die Teilzeitquote ist dagegen auf 39,5 Prozent gestiegen. Der Grund: Branchen, in denen Teilzeit stark verbreitet ist – etwa die Bereiche Gesundheit und Erziehung – wachsen, während die Industrie kriselt.

Die Diskussion um eine Abschaffung von gesetzlichen Feiertagen flammt dabei regelmäßig auf. Im August forderte etwa Munich-Re-Chef Joachim Wenning gleich mehrere Feiertage zu streichen. Auch Allianz-Chef Oliver Bäte sprach sich dafür aus, wieder mehr zu arbeiten.

Ökonomen prognostizieren leichten Wachstumseffekt

Beispiellos wäre ein solcher Schritt nicht. Der Buß- und Bettag wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung abgeschafft. Die Wachstumseffekte sind dabei recht gering.

Ökonomen beziffern den Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt auf 0,1 bis 0,2 Prozent. Das Potenzial hängt auch davon ab, um welchen Feiertag es sich handelt. Oster- oder Pfingstmontag sowie Christi Himmelfahrt fallen zum Beispiel immer auf den gleichen Wochentag. Hypothetisch hätte deren Streichung eine größere Wirkung als der Ostersonntag, schließlich sind Sonntage für den Großteil der Beschäftigten arbeitsfrei. Um die regionalen Unterschiede auszugleichen, würde sich zum Beispiel die Abschaffung von Fronleichnam als gesetzlicher Feiertag anbieten.

Fuest gehört zu den vier Spitzenökonomen, die Merz und Co. zum Auftakt der Sondierungen ein Papier mit möglichen Reformvorschlägen vorgelegt haben. Der Großteil davon fand seinen Weg in die am Dienstag präsentierte Reformagenda.

Der ifo-Präsident wies am Mittwoch erneut darauf hin, dass sich die künftige Bundesregierung nicht mit dem angekündigten Sondervermögen und der Lockerung der Schuldenbremse begnügen dürfe. „Entscheidend ist, was jetzt sonst noch kommt“, sagte Fuest. Nötig aus seiner Sicht sei ein Dreiklang: angebotsorientierte Reformen wie Deregulierung und Bürokratieabbau, Einsparungen und Umschichtungen im Bundeshaushalt und eine gewisse Verschuldung, vor allem für die kurzfristige Finanzierung der Verteidigung.

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