
Wirtschaft: Unruhe bei EADS
Verkaufspläne von Daimler alarmieren deutsche Standorte
Berlin - Die Diskussion um den Verkauf der Daimler-Anteile am europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS sorgt auch an deutschen Standorten für Unruhe. „Wir verfolgen die Diskussion um EADS sehr aufmerksam und hoffen, dass die Bundesregierung dafür sorgt, dass der deutsche Einfluss nicht schwindet“, sagt Werner Wick, Sprecher der Bremer Senatskanzlei, am Freitag dem Tagesspiegel. In Bremen beschäftigt die Raumfahrttochter der EADS, Astrium, rund 2500 Menschen direkt. Indirekt hängen in der Hansestadt sogar rund 5000 Jobs an dem Konzern. Insgesamt ist EADS selbst oder mit seinen Tochtergesellschaften Airbus, Cassidian und Astrium in Deutschland in 29 Städten vertreten.
„Eine Lösung, in der zum Beispiel die KfW-Bankengruppe involviert wird, würde Bremen ausdrücklich unterstützen“, sagte Wick. Deutschlands kleinstes Bundesland selbst sehe sich aber angesichts knapper Kassen nicht in der Lage, sich stärker zu engagieren. Das Land Bremen hält einen kleinen Anteil im Wert von rund 30 Millionen Euro an EADS.
„Das klare Ziel ist, dass die hochqualifizierten Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben“, sagte auch Andreas Brand, Oberbürgermeister von Friedrichshafen in Baden-Württemberg, wo EADS in der Nähe einen großen Standort unterhält. In Niedersachsen ist man dagegen noch gelassen, obwohl der Konzern in dem Land mit fünf Standorten vertreten ist. „Bisher ist das für uns kein Thema. Sobald jemand auf uns zukommt, werden wir uns damit befassen“, sagte ein Sprecher des zuständigen Finanzministeriums in Hannover.
Über einen Verkauf oder Teilverkauf der Beteiligung von Daimler an EADS wird schon lange spekuliert. Das deutsche Unternehmen hält 15 Prozent der Aktien und 22,5 Prozent der Stimmrechte an dem europäischen Konzern und soll dem Bund Medienberichten zufolge die Hälfte seiner Anteile angeboten haben. Diskutiert werde ein Kauf des Pakets durch die Kfw, ein direkter Einstieg des Bundes oder eine Bund-Länder-Lösung, hieß es in Medienberichten.
Die Koalition scheint derweil uneins, ob der Bund die Daimler-Anteile übernehmen sollte. „Vordringliches Ziel ist sicher der Einstieg eines Privatinvestors. Sollte allerdings kurzfristig kein deutscher Käufer gefunden werden, könnte als zweitbeste Lösung durchaus zunächst der Bund einsteigen, dessen Anteile später dann replatziert werden“, sagte FDP- Wirtschaftspolitiker Martin Lindner dem Tagesspiegel. Damit widersprach er FDP-Fraktionsvize Jürgen Koppelin, der zuvor eine Staatslösung strikt abgelehnt hatte. Auch für Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) steht die Sicherung der Arbeitsplätze an oberster Stelle: „Man muss äußert sorgfältig prüfen und diskutieren, ob im äußersten Notfall auch eine weitere staatliche Beteiligung infrage kommt“, erklärte er. Es müsse eine Lösung gefunden werden, die ordnungspolitisch vertretbar sei und zugleich die Standortinteressen Deutschlands und Bayerns sowie die deutsch-französische Balance bei den Aktionären wahre.
Neben Daimler ist der französische Staat mit 15 Prozent an EADS beteiligt, die französische Lagardère-Gruppe und das deutsche Bankenkonsortium halten jeweils 7,5 Prozent. Am kommenden Mittwoch will sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit mehreren Ministern über das Thema beraten. Kevin P. Hoffmann/Jahel Mielke