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Wirtschaft: Verdi warnt vor höheren Löhnen

Im Arbeitskampf auf dem Frankfurter Flughafen spielen auch Unbeteiligte eine Rolle / Rund 200 Flüge fallen jeden Tag aus.

Frankfurt am Main/Berlin - Der Schmerz hält sich offenbar in Grenzen: Am ersten Tag der zweiten Streikwelle auf dem Frankfurter Flughafen demonstrierten Arbeitgeber und Fluggesellschaften Gelassenheit. „Wir halten das lange durch“, sagte Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte. Wie bereits vor einer Woche fielen am Montag rund 200 von knapp 1300 Flügen aus. Ersatzpersonal half dem Flughafenbetreiber Fraport, den Streik von rund 200 Vorfeldmitarbeitern einigermaßen zu kompensieren.

Am stärksten betroffen war auf ihrem Heimatstandort die Lufthansa mit etwa 140 ausgefallenen Flügen, davon eine Handvoll von und nach Berlin. Für den Dienstag kündigte die Lufthansa eine „ähnliche Anzahl von Flugausfällen“ wie am Montag an. Das gilt auch für Air Berlin, hier sind an beiden Tagen jeweils vier Flüge von und nach Berlin betroffen. Auf den Internetseiten der Fluggesellschaften erfahren die Passagiere, ob ihr Flug gestrichen wurde.

Die Gewerkschaft der Flugsicherung fordert für ihre Leute höhere Einkommen, Zulagen und kürzere Arbeitszeiten. Fraport lehnt das ab und hat dabei die Rückendeckung des größten Kunden, der Lufthansa. Die Strategie der Arbeitgeberseite ist dabei auch, das weitere Ausfransen der Tariflandschaft zu verhindern. In diese Richtung weist ein Brief eines führenden Verdi-Funktionärs an den Fraport-Vorstand: „Wir sehen im Hinblick auf die Tarifeinheit und die daraus resultierende Tarifgerechtigkeit den sozialen Frieden im Betrieb massiv gefährdet“, heißt es in dem Schreiben. Die Fraport-Führung wird vor einem Abschluss mit der GdF gewarnt, weil der „unmittelbar Auswirkung auf das bestehende Tarifgefüge“ und andere Tarifauseinandersetzungen habe. „Verdi wird dann in vergleichbaren Tätigkeitsfeldern gleiche Einkommenssteigerungen fordern.“

Eine ähnliche Auseinandersetzung wie jetzt in Frankfurt gab es 2009 am Stuttgarter Flughafen. Dort forderten die Vorfeldmitarbeiter rund 30 Prozent mehr Gehalt. Sechs Wochen lang wurde gestreikt, ohne Erfolg. Der Flughafen gab die Aufgabe der Vorfeldkontrolle an die Deutsche Flugsicherung (DFS) ab, neun Mitarbeiter verloren ihren Job. Am Münchener Flughafen hat man sich 2011 ohne Streik geeinigt – auf ähnlich hohe Aufschläge für 36 Vorfeldkontrolleure, wie sie jetzt in Frankfurt im Raum stehen.

Der Münchener Abschluss soll jetzt Basis für einen Abschluss in Frankfurt sein. Fraport behauptet, dass die Angleichung an München schon erfüllt sei, zum Teil liege es sogar darüber. GdF-Sprecher Markus Siebers sagt dagegen, dass die Hälfte der betroffenen Mitarbeiter auf der Basis der Fraport-Offerte gar nichts bekäme. Bislang standen nach Angaben von Fraport Aufschläge zwischen 48 und 73 Prozent im Raum, bei einer Laufzeit von vier oder fünf Jahren.

Es geht um exakt 205 von mehr als 19 000 Fraport-Mitarbeitern. Sie sind für die Flugzeuge vor Start und Landung verantwortlich. Die sogenannte Vorfeldkontrolle beschäftigt 85 Mitarbeiter. Diese Lotsen sitzen im Tower und übernehmen die Maschinen nach der Landung oder führen sie zur Startbahn. Ihr Brutto-Jahresgehalt liegt, sagt Fraport, im Schnitt bei 53 000 Euro. In der Vorfeldaufsicht in den „Follow-Me“-Fahrzeugen, beschäftigt Fraport 91 Mitarbeiter, die pro Jahr brutto 42 000 Euro erhalten. Schließlich geht es um 29 Mitarbeiter in der Verkehrszentrale. Sie sind für die Verteilung der Flugzeuge auf die Flugsteige und die Vorfeldpositionen verantwortlich: Durchschnittliches Jahresgehalt 47 300 Euro.

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