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Warnung vor Stellenabbau: Verdi fordert Bund zu Widerstand gegen Commerzbank-Übernahme auf
Die Gewerkschaft Verdi fordert Widerstand vom Bund, um den Zusammenschlus von Commerzbank und der italienischen Unicredit zu verhindern. EZB-Vizepräsident spricht sich gleichzeitig für mehr Fusionen im europäischen Bankensektor aus.
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Die Gewerkschaft Verdi und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank fordern Widerstand vom Bund, um eine Übernahme durch die italienische Unicredit zu verhindern. Die Bundesregierung müsse sich für eine starke, unabhängige Commerzbank einzusetzen, heißt es in einem gemeinsamen Statement der Arbeitnehmervertreter.
„Der Bund darf keine weiteren Anteile an der Commerzbank abgeben, sondern muss sich klar für den Erhalt der Commerzbank als eigenständiges Institut positionieren, auch und gerade im Interesse der deutschen Wirtschaft“, forderte Verdi-Chef Frank Werneke.
Sollte ein Deal mit der Unicredit zustande kommen, könnten zwei Drittel der Arbeitsplätze wegfallen, sagte der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Bundesregierung könne eine solche Übernahme verhindern. Der stellvertretende Commerzbank-Aufsichtsratschef forderte, der Bund dürfe keine übereilten Entscheidungen beim Verkauf weiterer Commerzbank-Aktien treffen.
Ende Juni zählte die Commerzbank nach eigenen Angaben weltweit rund 38.700 Vollzeitstellen, davon mehr als 25 000 in Deutschland.
Die Unicredit hatte den schrittweisen Ausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und ist überraschend im großen Stil bei dem Dax-Konzern eingestiegen. Die Italiener halten neun Prozent der Aktien. Im Zuge dessen war Kritik am Bund laut geworden, der beim Einstieg der Unicredit offenbar überrumpelt wurde. Das Bundesfinanzministerium will die neue Lage nun sondieren. Beim möglichen Verkauf weiterer Commerzbank-Aktien gilt eine Sperrfrist bis Anfang Dezember.
Die Betriebsräte wollen Tschäge zufolge im Oktober und November Betriebsversammlungen zu dem Thema abhalten. Zwischen Betriebsrat und Politikern habe es bisher noch keinen direkten Austausch in der Sache gegeben.
EZB-Vizepräsident für mehr Übernahmen
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos spricht sich für mehr grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen im europäischen Bankensektor aus. Investoren bewerteten US-Banken unterschiedlich im Vergleich zu europäischen Instituten und das verdeutliche die Probleme, sagte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einem am Freitag veröffentlichten Interview der portugiesischen Zeitung „Expresso“.
„In diesem Zusammenhang ist die grenzüberschreitende Konsolidierung wichtig, und wir hoffen, dass sie in nächster Zeit weiter voranschreitet“, merkte er an. „Ich glaube, Konsolidierung ist ein wichtiges Element.“ Bei einem Zusammenschluss von Unicredit mit dem Frankfurter Geldhaus könnte ein Bank-Riese entstehen, der einen Marktwert von fast 74 Milliarden Euro erreicht.
Aus Sicht der Investoren seien US-Banken relativ wertvoller als europäische Geldhäuser, sagte de Guindos. Zu den Gründen zählte der EZB-Vize die nicht vollendete Bankenunion in Europa sowie nationale Herangehensweisen im Bankensektor. Zankapfel bei der EU-Bankenunion ist eine gemeinsame EU-Einlagensicherung (EDIS), über die schon seit Jahren gestritten wird. Sie ist neben der gemeinsamen Bankenaufsicht und der gemeinsamen Bankenabwicklungsbehörde der dritte, jedoch noch unvollendete Bestandteil der Bankenunion. Insbesondere in Deutschland wird das EDIS-Vorhaben sehr skeptisch gesehen. (dpa, Reuters)
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