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„Wir lassen uns nicht erpressen“: Russland stoppt Gaslieferungen nach Österreich ab Samstag
Moskau wird Österreich kein Gas mehr liefern. Das österreichische Energieunternehmen OMV bereitet sich schon länger darauf vor. Regierungschef Nehammer will an seiner Ukraine-Politik festhalten.
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Russland wird seine Gaslieferungen nach Österreich nach Angaben des österreichischen Energieunternehmens OMV von Samstag an stoppen. Die OMV habe von der Gazprom Export eine entsprechende Information bekommen, teilte die teilstaatliche OMV am Abend mit.
Österreichs Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) werde trotz des Lieferstopps an seiner Ukraine-Politik festhalten. „Wir lassen uns nicht erpressen und nicht in die Knie zwingen“, sagte der konservative Regierungschef. Der Stopp der Lieferungen gilt als Reaktion auf ein Schiedsgerichtsurteil der Internationalen Handelskammer, das der OMV im Streit mit Gazprom 230 Millionen Euro zugesprochen hatte.
Die OMV hatte angekündigt, die nächsten Gaslieferungen so lange als bezahlt anzusehen, bis der Betrag aufgebracht ist. Österreich gehörte in der EU zu den wenigen Ländern, die auch 2024 Gas von Russland bekommen. Der Anteil lag durchschnittlich bei 80 Prozent.
Mit dem morgigen Tag endet aber auch eine Gefahr. Wenn wir keine russischen Lieferungen mehr beziehen, sind wir nicht mehr erpressbar.
Österreichs Umweltministerin Eleonore Gewessler (Die Grünen)
Die OMV und der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, versicherten zuletzt mehrfach, dass durch einen solchen Schritt im Land keine Gas-Mangel-Lage entstehen werde.
„Niemand muss in Österreich frieren. Die Wohnungen können geheizt werden“, sagte Nehammer. Der Lieferstopp sollte zu keinen Preiserhöhungen führen, meinte der Kanzler.
Gazproms jüngstes Vorgehen beweise einmal mehr, dass Russland „kein Partner“ sei, erklärte Österreichs Umweltministerin Eleonore Gewessler (Die Grünen) im Onlinedienst X. „Mit dem morgigen Tag endet aber auch eine Gefahr. Wenn wir keine russischen Lieferungen mehr beziehen, sind wir nicht mehr erpressbar“, führte die Ministerin aus.
Gespeichertes Gas soll etwa ein Jahr reichen
Im Vergleich zum Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 und der folgenden Energiekrise durch die Drosselung der russischen Gaslieferungen sei die Situation inzwischen aufgrund von niedrigerem Gasverbrauch und mehr Bezugsquellen deutlich besser. Außerdem seien alle Speicher zu rund 90 Prozent voll. Allein das Gas aus den Speichern reicht für Österreich rund ein Jahr.
Die OMV bereitet sich seit drei Jahren auf dieses Szenario vor. Das alternative Gas soll aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien kommen. Und die Gasspeicher würden mit 95 Terawattstunden den heimischen Bedarf für mehrere Monate decken.
Auch ohne die aktuelle Entwicklung wäre die seit 1968 bestehende Kooperation zwischen Österreich und Russland wohl vor dem Aus gestanden. Ende des Jahres endet der Transitvertrag zur Lieferung von russischem Erdgas über die Pipeline durch die Ukraine und die Slowakei – und er wird voraussichtlich nicht verlängert werden. (dpa/AFP)
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