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Einwinken. Die Vorfeldmitarbeiter am Frankfurter Airport nehmen ihre Arbeit wieder auf.
© dpa

Frankfurter Lotsen: Zurück aufs Flugfeld

Der Streik der Vorfeld-Mitarbeiter am Frankfurter Flughafen ist beendet. Sie wollen ohne Vorbedingungen verhandeln. Ungemach droht an den Berliner Flughäfen.

Zurück auf null. Nach fünf Tagen Streik, gut 1000 ausgefallenen Flügen und Umsatzeinbußen von fünf Millionen Euro für den Flughafenbetreiber Fraport geht es zurück an den Verhandlungstisch. An diesem Donnerstag treffen sich Spitzenvertreter von Fraport und der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), um erneut über Gehaltserhöhungen für die Flugfeldkontrolleure am Airport Frankfurt am Main zu sprechen.

Der bereits vorliegende Schlichterspruch des ehemaligen Hamburger Ersten Bürgermeisters Ole von Beust (CDU) soll dabei offenbar keine Rolle spielen. „Wir machen einen Neuanfang ohne Vorbedingungen“, sagte Fraport-Sprecher Mike Peter Schweitzer am Mittwoch. Dem widerspricht auch die Arbeitnehmerseite nicht. Man werte es als positiv, dass Fraport Gespräche anbiete, hieß es bei der GdF. Von der zuvor stets gestellten Bedingung, dies nur auf Basis des Schlichterspruchs zu tun, ist nicht mehr die Rede.

Von Beusts Schlichterspruch sieht Tariferhöhungen um bis zu 70 Prozent vor. Bei einer Laufzeit von vier Jahren ist von jährlichen Aufschlägen zwischen zwölf und 18 Prozent die Rede, je nachdem welcher Beschäftigtengruppe die Mitarbeiter angehören.

Das ist jedoch nicht der einzige Grund dafür, dass Fraport den Vorschlag ablehnte. Bislang war es dem Unternehmen immer gelungen, andere Gewerkschaften außer Verdi aus Tarifverhandlungen herauszuhalten und so eine Zersplitterung des Lohngefüges zu verhindern. Der Konzern beschäftigt rund 20.000 Menschen, von denen sich etwa 200 am Streik beteiligten. Dass man mit dieser Kleingruppe nun doch einen Abschluss sucht, ließ Fraport am Mittwoch unkommentiert. Stattdessen hieß es: „Wir wären noch lange in der Lage gewesen, den Streik auszuhalten.“

Umgekehrt will sich die GdF nicht nachsagen lassen, den Tarifkonflikt durch den Ausstand unnötig in die Länge gezogen zu haben, um ihre Partikularinteressen durchzusetzen. „Wenn man sagt, es ist unverhältnismäßig, dass 200 Leute streiken – wo ist die Grenze, von der aus es nicht mehr unverhältnismäßig ist“, sagte GdF-Sprecher Jörg Biermann.

Wie groß die Chance für eine schnelle Lösung des Tarifstreits ist, wollte keine der beiden Seiten einschätzen. Die GdF hält die Drohkulisse eines Arbeitskampfes zumindest aufrecht. „Zeigt sich in den Gesprächen keine Perspektive, ist die Wiederaufnahme des Streiks natürlich eine Option“, sagte Biermann.

Die streikenden Vorfeld-Mitarbeiter wollten noch am Mittwoch ihre Arbeit wieder aufnehmen. Sowohl die GdF als auch Fraport rechneten allerdings damit, dass der Betrieb frühestens im Lauf des Donnerstags wieder reibungslos funktioniere. Passagiere müssten noch mit Verspätungen rechnen. Auch Ausfälle werde es vereinzelt geben, weil die Airlines auf einen Streik bis Freitag eingestellt gewesen seien und Linienführungen geändert hätten.

An den Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel beobachtet man die Entwicklung in Frankfurt mit Interesse. Verdi erwartet bis Freitag ein Angebot des Abfertigungsdienstleisters Globe Ground Berlin. Die Gewerkschaft fordert unter anderem vier Prozent mehr Lohn für die rund 1500 Beschäftigten. Nach fünf Verhandlungsrunden sei die Stimmung gereizt, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jens Gröger. „Sollte kein konkretes Angebot kommen, wäre ein Warnstreik der nächste Schritt.“ Und der könne bereits kommende Woche beginnen.

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