
© Antje Korn
Chat-Hetze gegen jüdische Lehrende: Hochschule Frankfurt verurteilt Diskriminierung
Im Vorfeld einer Tagung zum Nahost-Konflikt wurde Rednerin Julia Bernstein angefeindet. Die Hochschulleitung stellt sich hinter die Vorsitzende des Netzwerks Jüdischer Hochschullehrender.
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Sie sollte ein Zeichen für offenen Dialog setzen, doch die Veranstaltung musste unter Polizeischutz stattfinden. Die Bildungsstätte Anne Frank hatte vor dem ersten Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zu einer Tagung an die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) eingeladen. Die viertägige Veranstaltung „Let’s talk! – Der 7. Oktober, der Krieg in Gaza und die Folgen in Deutschland“ endete am Mittwoch.
Bereits im Vorfeld wurde Julia Bernstein, die den Forschungsbereich „Gesellschaftliches Erbe des Nationalsozialismus“ an der UAS leitet und die auf der Tagung sprechen sollte, Opfer einer Hetzkampagne. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, wurde ihr in einem Studentenchat zionistische Propaganda vorgeworfen und zudem dazu aufgerufen, ihre Seminare zu meiden. Später wurde ihre Telefonnummer herumgeschickt und sie auch persönlich bedroht.
In einem offenen Brief äußerten sich die Vorstandsmitglieder des Netzwerks Jüdischer Hochschullehrender in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dem Bernstein vorsteht, „tief besorgt“ über die Angriffe gegen sie. Bernstein würde als Rassistin diffamiert, die ein faschistisches Regime verteidige. Mit Verweis auf den von ihr verwendeten Antisemitismusbegriff würde ihr zudem die wissenschaftliche Qualifikation abgesprochen. Er entspreche jedoch der Arbeitsdefinition, die von der Internationalen Allianz zum Holocaustgedenken verabschiedet worden war und die von der UAS als verbindlich anerkannt wurde.
In seiner Antwort erklärte sich UAS-Präsident Kai-Oliver Schocke solidarisch mit der „geschätzten Kollegin und hoch angesehenen Wissenschaftlerin“: „Frau Bernstein ist Teil unserer Hochschulgemeinde, die unsere Werte vertritt.“ Die diffamierenden Äußerungen in einer privat organisierten Chat-Gruppe seien jedoch außerhalb des Einflussbereichs der Hochschule erfolgt. Sie würden aber juristisch geprüft. „Falls strafrechtlich relevante Inhalte bekannt werden, werden wir dies zur Anzeige bringen“, schreibt Schocke. (Tsp)
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