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Wissen: Das Rätsel der unbekannten Pinguine

Eigentlich wollten die Forscher von der Otago-Universität in Dunedin in Neuseeland nur wissen, wie häufig die gefährdeten Gelbaugenpinguine früher waren. Seit die Polynesier um 1280 Neuseeland erreichten, jagten sie diese 65 Zentimeter großen Vögel.

Eigentlich wollten die Forscher von der Otago-Universität in Dunedin in Neuseeland nur wissen, wie häufig die gefährdeten Gelbaugenpinguine früher waren. Seit die Polynesier um 1280 Neuseeland erreichten, jagten sie diese 65 Zentimeter großen Vögel. Die Europäer, die seit 1769 ins Land kamen, holzten die Brutgebiete der Vögel ab. Die Population wurde auf nur noch 4800 erwachsene Gelbaugenpinguine dezimiert. Zumindest nahmen Wissenschaftler und Naturschützer diese Entwicklung bisher an. Als aber Forscher der Otago-Universität das Erbmaterial DNS von heute lebenden Vögeln mit der DNS aus fossilen Pinguin-Knochen verglichen, erlebten sie eine Überraschung: Der Gelbaugenpinguin Megadyptes antipodes erreichte die Südinsel Neuseelands erst vor ungefähr 500 Jahren.

Vor dieser Zeit fanden die Forscher in ihren Proben jedenfalls kein einziges Mal Erbgut-Fragmente dieser Art. Stattdessen entdeckten sie in den fossilen Pinguin-Knochen DNS, die zu einer zwar nahe verwandten Schwesterart gehören musste. Das Erbgut dieser vorher unbekannten Art, die die Forscher Megadyptes waitaha tauften, steckte dagegen kein einziges Mal in Fossilien, die jünger als 500 Jahre waren. Eine weitere Beobachtung gab dann den entscheidenden Hinweis. Auffallend häufig hatten die Forscher DNS von Megadyptes waitahi in den Überresten von Siedlungen der Polynesier gefunden, der Maori.

Damit ergibt sich ein schlüssiges Bild der Entwicklung: Als die Maori um das Jahr 1280 von den Inseln der Südsee aus die Südinsel Neuseelands erreichten, landeten sie in einer Welt mit Schnee auf den hohen Bergen und Frost an der Küste. Viele der mitgebrachten Nutzpflanzen vertrugen dieses Klima schlecht, die meisten auf Neuseeland heimischen Gewächse wiederum waren nicht genießbar. Also wichen die Maori auf Vögel aus, die keine Scheu hatten und auch noch den Magen gut füllten. Viele dieser Arten waren den ihnen vorher völlig unbekannten Jägern hilflos ausgeliefert. In einer Art „Blitzkrieg“ rotteten die Maoris daher etliche Arten aus, zu denen auch Megadyptes waitaha gehörte. „Vor mehr als 500 Jahren war diese Art recht häufig, danach verschwand sie“, sagt Phil Seddon, einer der beteiligten Forscher.

Vermutlich lebten damals auf den südlich von Neuseeland liegenden Auckland- und Campbell-Inseln die gleichen Gelbaugenpinguine, die auch heute noch dort brüten. Einige von ihnen erreichten wohl die Südinsel Neuseelands, konnten sich dort aber nicht halten, weil die Konkurrenz durch Megadyptes waitaha, aber auch durch Seelöwen und Seebären einfach zu groß war. Vor 500 Jahren aber hatten die Maori die Schwesterart der Gelbaugenpinguine ausgerottet und die ebenfalls leicht zu erbeutenden Meeressäugetiere dezimiert. Jetzt hatten die Gelbaugenpinguine eine Chance, die sie auch nutzten. Denn die Maori fanden an den Küsten kaum noch Beute und wichen ins Landesinnere aus. Roland Knauer

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