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Die Evolution des Schenkens.

© Getty Images/iStockphoto

Die Evolution des Homo donans: Warum Menschen sich so gern beschenken

Nicht nur an Weihnachten, das ganze Jahr über gibt es Gelegenheiten, sich Präsente zu machen – Verwandten, Freunden, mitunter sogar Feinden. Der Grund ist ein zutiefst menschlicher. 

Sascha Karberg
Eine Kolumne von Sascha Karberg

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Spätestens am 23. Dezember, wenn man in überfüllten Läden verzweifelt nach Ideen für Last-Minute-Geschenke sucht, stellt sich diese Frage wohl jeder: Was treibt Menschen dazu an, sich zu beschenken? Nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr hindurch: an Geburtstagen, beim Dating, sogar Chefs werden mitunter beschenkt.

Ein kleines, leicht nachvollziehbares Gedankenexperiment kann Klarheit bringen: Man, insbesondere Mann, stelle sich vor, am Weihnachtsabend der Göttergattin kein Präsent zu präsentieren. Die Folgen wären verheerend. Nun könnte man das auf eine kulturell und kapitalismusbedingte, mal mehr, mal weniger finanziell ruinöse, jedenfalls gelernte Erwartungshaltung zurückführen.

Doch es ist auffällig, dass sich Menschen aller Kulturkreise auf die eine oder andere Weise beschenken. Ist der Homo sapiens auch von Anfang an ein Homo donans, darauf getrimmt, andere beschenken zu wollen – Stress und Kosten hin oder her?

Tatsächlich ist Altruismus – selbstlos und großzügig zu sein – ein tief verankertes menschliches Verhalten: Menschen waren seit jeher auf die Hilfe anderer angewiesen – ob bei der Jagd, beim Bau von Unterkünften oder beim Kinderhüten. Zu schenken ist demnach ein Weg, sich die Zuneigung und den guten Willen der Mitmenschen zu sichern.

Schenken ist ein zutiefst menschliches Verhalten.

© Getty Images/Elva Etienne

Zwar kommen in erster Linie die nächsten Verwandten in den Genuss von Geschenken. Das geht mit der Idee einher, dass Präsente zumindest einem Teil der eigenen Gene eine bessere Überlebenschance verschaffen könnten. Doch geschenkt wird auch weit über die Verwandtschaft hinaus.

Ein Grund dafür ist, dass sich der Schenkende beim Schenken selbst belohnt: Sein Gehirn badet in Glückshormonen, wenn der sündhaft teure Ring die erhoffte Wirkung erzielt. Zum anderen wird Freundlichkeit von anderen als eine sehr wichtige menschliche Eigenschaft angesehen, sagt Daniel Farrelly von der Universität Worcester, der die Evolutionspsychologie des Schenkens untersucht hat.

Demnach wirken schenkende, großzügige Männer auf Frauen deutlich attraktiver – und umgekehrt! Es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Partner bereit ist, in die Beziehung und eventuelle Nachkommen zu investieren. Und um auf das Gedankenexperiment zurückzukommen: Studien zeigen auch, dass das Schenkverhalten mit der Langfristigkeit von Partnerschaften einhergeht …

Alles klar? Hier muss der Erbonkel leider abbrechen, es sind noch diverse Geschenke zu besorgen. Schöne Weihnachten!

Der „Erbonkel“ – Geschichten rund um Gene, jedes Wochenende.

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