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Die Geburtenrate sinkt, aber die Kinderlosenquote bleibt ungefähr auf dem alten Niveau von 21 Prozent.

© Getty Images/Maskot

Die Geburtenrate sinkt weiter: „Mehr Familienpolitik“ ist nicht immer die Lösung

Unsere Bevölkerung wird im Schnitt immer älter, die Geburtenrate ist niedrig. Für die richtigen Antworten auf den demografischen Wandel braucht es einen genauen Blick auf die Statistik – und auf die Gleichstellungsfragen.

Jutta Allmendinger
Eine Kolumne von Jutta Allmendinger

Stand:

Vor kurzem wurden neue Statistiken zur Geburtenentwicklung in Deutschland veröffentlicht. Die Geburtenrate ist 2024 weiter gefallen und liegt nun bei 1,35 Kindern pro Frau im Alter von 25 bis 39 Jahren. Ein historischer Tiefstand ist das nicht, 1995 lag die Geburtenrate viel niedriger.

Immer wieder stellt die Frage, wie sich die Entscheidung für und gegen Kinder begründet.

Hier zeigt sich zunächst, dass die Kinderlosigkeit relativ stabil bei 21 Prozent liegt und der Geburtenrückgang hauptsächlich auf weniger Familien mit drei und mehr Kindern zurückzuführen ist. Das ist wichtig. Unstrittig ist auch, dass Unsicherheit eine große Rolle spielt. Die Wiedervereinigung führte im Osten zu einem dramatischen Rückgang von Geburten, niemand vermochte sich vorzustellen, wie es weitergeht. Die Pandemie, die Angst vor einer Inflation und der Ukraine-Krieg wirken ähnlich.

Strittig ist dagegen die Bedeutung der Familienpolitik, insbesondere familienpolitischer Leistungen und der Versorgung mit Kindertagesstätten. Einfache Vergleiche mit anderen Ländern verbieten sich, ebenso ein deutscher Langzeitvergleich. Zu unterschiedlich sind die jeweiligen strukturellen und kulturellen Rahmenbedingungen.

Befragungen von jungen Frauen in Deutschland legen nahe, dass ein ‚mehr‘ an Familienpolitik nicht unbedingt die Lösung ist. Realistische Einschätzungen treten an die Stelle von romantisierenden Gefühlen: Was bedeuten Kinder für meine berufliche Karriere, für meine finanzielle Unabhängigkeit? Empfinde ich eine innerfamiliäre Ungerechtigkeit? Schaffe ich beides: eine gute Mutter und eine zufriedene Arbeitnehmerin sein?

Mehr Familienpolitik muss also nicht besser sein, es geht um die gleichere Verteilung von Freud und Leid zwischen den Eltern. Die Politiken, die das bewirken würden, kennen wir. Es braucht sie auch dann, wenn die Geburtenrate nicht steigt.

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