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Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Berliner Charité und eine der Leiterinnen der Kampagne „Aktion Saubere Hände“

© Wiebke Peitz / Charité

„Aktion Saubere Hände": „Es muss nicht Desinfektion sein, es reicht auch Waschen“

Damit Handhygiene im Krankenhaus besser funktioniert, gibt es als Ansporn die "Aktion Saubere Hände".

Die Charité feiert Ignaz Semmelweis’ Geburtstag mit einem Fachsymposium. Warum ist Hygiene immer noch ein Thema?

Krankenhaushygiene wird immer ein Thema bleiben. Immer mehr Menschen bekommen etwa Gefäß- oder Harnwegskatheter, müssen beatmet werden - alles Eintrittswege in den Körper. Je mehr an den Patienten manipuliert wird, desto höher ist das Infektionsrisiko. Diese Manipulationen werden meistens mit den Händen gemacht. Deswegen ist die Handhygiene wichtig, auch wegen der Übertragung zwischen den Patienten.

Können Patienten und Besucher zur Klinik-Hygiene beitragen?

Menschen tragen ein Mikrobiom mit sich herum: Bakterien, Viren und andere Mikroorganismen. Die meisten davon im Darm, viele auf der Haut. Deshalb dürfen Patienten nicht an ihrem Katheder manipulieren. Die eigene Hygiene ist wichtig. Es muss nicht Desinfektion sein, es reicht auch Waschen.

Manche Ärzte sagen, es herrsche ein regelrechter Hygienewahn.

Einige Mikrobiologen denken noch, dass man alle Bakterien abtöten kann, und wo keine sind, gibt es keine Infektionen. Aber wir müssen mit der Vielfalt an Bakterien in unserem Körper leben. Was bestimmte Bakterienarten eliminiert, kann andere überwuchern lassen. So ein Ungleichgewicht ist ungünstig. Deshalb muss auch die Anwendung von Antibiotika möglichst begrenzt werden.

Haben zehn Jahre „Aktion Saubere Hände“ zu weniger Krankenhausinfektionen geführt?

Bei verdoppeltem Desinfektionsmittelverbrauch ist die Zahl der Infektionen gleich geblieben. Bessere Handhygiene führt erst zu weniger Infektionen, wenn sie bei 100 Gelegenheiten mindestens 80 mal durchgeführt wird. Im Durchschnitt liegt diese Compliance bei 75%.

Nur ein Prozent der Einrichtungen haben Sie mit einer „Goldmedaille“ ausgezeichnet. Warum?

Bronze gibt es für die Teilnahme und einige Maßnahmen. Für Silber und Gold verlangen wir harte Fakten: Steigerungen im Verbrauch der Desinfektionsmittel und der Compliance. Das dauert in der Regel drei bis vier Jahre. „Gold“ schafft man nicht im ersten Jahr.

Martin Ballaschk

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