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Ein philippinisches Kind, das an Masern leidet, wird in einem Krankenhaus behandelt.

© dpa/Alejandro Ernesto

Etwa 140.000 Tote in 2018: Weltweit sterben mehr Menschen an den Masern

Die Weltgesundheitsorganisation hat neue Zahlen zu Masern-Infektionen und -Todesfällen veröffentlicht. Vor allem im Kongo grassiert die Infektionskrankheit.

2018 sind nach aktuellen Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO etwa 140.000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit Masern gestorben, zumeist Kinder unter fünf Jahren. Das sind 16.000 mehr als im Vorjahr.

Zwar seien im Jahr 2000 noch mehr Menschen infolge der Virusinfektion gestorben, schätzungsweise 535.000 Menschen. Doch nach zwischenzeitlichen Erfolgen in der Eindämmung der Infektionskrankheit würden inzwischen wieder mehr Fälle gemeldet, da auch die Zahl der Maserninfektionen weltweit gestiegen ist: von rund 7,6 Millionen 2017 auf 9,8 Millionen im Jahr 2018.

Bis Mitte November 2019 wurden die meisten Ansteckungsfälle aus der Demokratischen Republik Kongo gemeldet. Dort starben bislang mehr als 5000 Menschen mit einer Maserninfektion – mehr als doppelt so viele wie in Folge des noch immer andauernden Ebola-Ausbruchs in dem Land.

Zu den Masernsymptomen zählen ein Ausschlag der Mundschleimhaut und die charakteristischen bräunlich-rosafarbenen Hautflecken. Die Infektion schwächt vorübergehend das Immunsystem, so dass es leichter zu Mittelohrentzündung, Bronchitis, Lungenentzündung oder Durchfall kommt. Eine besonders gefürchtete Folge sind bestimmte Hirnentzündungen, die tödlich enden können.

Nur ein Bruchteil aller Fälle bekannt

Da in vielen Ländern keine Meldepflicht besteht, wird laut WHO nur ein Bruchteil der Masernfälle bekannt. In Europa kam es in der Ukraine zu einem großen Ausbruch mit fast 57.000 gemeldeten Fällen. In Afrika gibt es neben dem Kongo auch in Liberia, Madagaskar und Somalia große Probleme mit den Masern. Auf diese fünf Staaten entfällt letztlich fast die Hälfte aller gemeldeten Masern-Fälle. Auch in den USA – die einst als masernfrei galten – ist die Tendenz wieder steigend, das Land verzeichnete so viele Fälle wie seit 25 Jahren nicht mehr. Erst in der vergangenen Woche sind zudem im polynesischen Inselstaat Samoa mindestens 53 Menschen bei einem Masernausbruch gestorben.

„Die Gesundheitssysteme sind in manchen Ländern sehr geschwächt“, sagt Marcus Bachmann, für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ zuletzt mehrmals Einsatzleiter im Kongo. „Da gibt es dann oft Lücken in der Versorgungskette, insbesondere beim Masern-Impfstoff.“ Der Masern-Impfstoff müsse bis zur Verabreichung permanent gekühlt werden, auch das sei in vielen Ländern eine große Herausforderung.

Speziell im Kongo stehe zudem der Kampf gegen Ebola im Mittelpunkt, was sich auch finanziell deutlich bemerkbar mache. „Die Menschen vor Ort können dieses Ungleichgewicht gar nicht verstehen. Sie haben große Sorgen wegen der Masern, weil die ihre Kinder oft töten“, sagte Bachmann. Für das kommende Jahr gebe es wenig Grund für Optimismus, sagte Bachmann. Die typischen Probleme in einigen Ländern – schlechte Überwachung und zu langsame Prüfung neuer Fälle, fehlende Impfungen und grundsätzlich Unsicherheit durch Konflikte – ließen sich schließlich nicht „von heute auf morgen“ lösen.

„Die Tatsache, dass ein Kind aufgrund einer Krankheit wie Masern stirbt, der durch Impfung vorgebeugt werden kann, ist offen gesagt ein Frevel und ein kollektives Versagen beim Schutz der Verletzlichsten“, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO. Der Organisation zufolge sind die Impfraten im vergangenen Jahrzehnt aber weltweit konstant geblieben.

Bislang rund 500 Masernfälle in Deutschland

Die WHO schätzt, dass 86 Prozent der Kinder eine erste Impfung erhalten, nur rund 70 Prozent dann aber die empfohlene zweite Dosis. Nach WHO-Angaben ist eine Impfrate von 95 Prozent mit zwei Dosen in jedem Land nötig, um die Bevölkerung vor der Krankheit zu schützen.

In Deutschland wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Januar bis Ende November 501 Masern-Fälle gezählt – 2018 waren es im selben Zeitraum 528 Fälle. Die Zahlen in Deutschland schwanken von Jahr zu Jahr jedoch sehr. Sie lagen in den vergangenen zehn Jahren zwischen 165 und 2465 Fällen pro Jahr.

Zum stärkeren Schutz vor der hoch ansteckenden Krankheit hat der Bundestag im November ein Gesetz für eine Impfpflicht beschlossen. Es soll zum 1. März 2020 in Kraft treten. Eltern müssen dann vor der Aufnahme in Kitas oder Schulen nachweisen, dass ihre Kinder geimpft sind. Für Kinder, die schon zur Kita oder in die Schule gehen, muss der Nachweis bis zum 31. Juli 2021 erfolgen. Bei Verstößen drohen bis zu 2500 Euro Bußgeld. Greifen soll die Impfpflicht auch für Lehrkräfte und Erzieherinnen sowie für Personal in medizinischen Einrichtungen. (dpa)

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