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Restaurant auf Mallorca: Wenn essen gehen, dann lieber draußen. 

© Clara Margais/dpa

Forschung zum Coronavirus: So lässt sich die Gefahr durch Aerosole minimieren

Ähnlich wie Zigarettenrauch verbreiten sich Kleinsttröpfchen, die Viren enthalten könnten. Ein paar Verhaltensregeln verringern das Risiko.

Von Ragnar Vogt

Welche Übertragungswege spielen bei der Verbreitung des neuen Coronavirus’ Sars-Cov-2 eine wesentliche Rolle? In den ersten Monaten der Pandemie haben sich Experten bei der Seuchenbekämpfung vor allem auf die Übertragung über Tröpfchen und die Schmierinfektion konzentriert – deshalb die Empfehlung Mindestabstand und Hände waschen. 

Doch in letzter Zeit rückt ein anderer Weg zunehmend in den Fokus: die Übertragung durch Aerosole.

Beim Atmen, Sprechen, Singen – und erst recht beim Niesen und Husten – stößt der Mensch Tröpfchen in allen möglichen Größen bis etwa einen Millimeter aus. Die größeren fliegen nicht besonders weit und landen nach maximal 1,5 bis 2 Metern und kurzer Zeit auf dem Boden.

Das ist ein wesentlicher Grund für die in Deutschland und vielen anderen Ländern geltenden Abstandsregeln: Stammen solche Tröpfchen von einem Infizierten, können sie hohe Mengen an Viren enthalten – sie stellen eine große Infektionsgefahr dar. Doch wer den Mindestabstand konsequent einhält, kann dieses Risiko sehr deutlich verringern. 

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Auch Aerosole können Viren enthalten

Sind aber die Tröpfchen sehr klein – kleiner als fünf Mikrometer – dann gelten diese Regeln nicht mehr. Forscher nennen diese winzigen Tröpfchen Aerosole. Auch sie können das Virus enthalten – und auch sie können wohl eine Infektion auslösen.

Forscher finden immer mehr Hinweise darauf, dass Aerosole eine große Rolle beim Infektionsgeschehen der aktuellen Pandemie haben könnten. Das zeigt etwa ein Übersichtsartikel, der im Fachmagazin „Science“ erschienen ist

Drosten warnt ebenfalls vor Übertragung durch Aerosole

Auch der Charité-Virologe Christian Drosten weist schon länger auf die Gefahr durch Aerosole hin. Neue Forschungen zeigten, „dass wir neben der Tröpfcheninfektion auch eine deutliche Zunahme der Aerosolinfektion haben“, sagte Drosten im „Deutschlandfunk“.

Drosten vermutet, dass etwa ebenso viele Infektionen über Tröpfchen wie über Aerosole geschehen seien.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden]

Aerosole können sich über viele Minuten in der Luft halten, und sie können mit dem Luftstrom über längere Distanzen getragen werden. Auch der Mindestabstand von möglichst zwei Metern kann von diesen Kleinsttröpfchen leicht überwunden werden. 

Vergleich mit Zigarettenrauch

Die Forscher in dem „Science“-Artikel schreiben, die Verbreitung von Aerosolen sei vergleichbar mit der Verbreitung von Zigarettenrauch. Auch in diesem Qualm seien Kleinstpartikel enthalten, die über längere Distanzen getragen werden.

So kann man sich leicht eine Vorstellung davon machen, wie sich Aerosole in der Luft verhalten. Jeder hat schon einmal den Rauch einer Zigarette am anderen Ende einer Bar gerochen, wenn man zufällig im entsprechenden Luftstrom saß.

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Auch bekommt man mit diesem Vergleich ein Gefühl dafür, wie lange sich Aerosole in der Luft halten könnten: Der Qualm einer Zigarette kann sich ziemlich hartnäckig über längere Zeit in einem Raum halten. 

Ein paar Verhaltensregeln können Gefahr senken

Wenn aber der Aerosolstrom so unkalkulierbar ist wie die Verbreitung von Zigarettenrauch – ist man dann nicht hilflos dieser Gefahr ausgeliefert? Nein, man kann mit ein paar Verhaltensweisen auch dieses Risiko deutlich senken.

Das liegt daran, dass man wohl viele Aerosole einatmen muss, um sich zu infizieren. Entsprechend sollte man ständig dafür sorgen, dass die Aerosole aus der Atemluft sich schnell verdünnen können.

Das erreicht man etwa, indem man sich möglichst im Freien aufhält, wenn man mehrere Menschen trifft. Bei Restaurantbesuchen etwa sollte man die Terrasse draußen oder den Biergarten wählen.

Möglichst viel lüften

Wenn das nicht geht und man sich in geschlossenen Räumen mit mehreren Menschen aufhalten muss, dann sollte man so viel wie möglich lüften – im besten Fall auch mit Ventilatoren und Lüftungsanlagen.

Auch hier hilft beim Verständnis der Vergleich mit Zigarettenrauch: Als Nichtraucher hält man am leichtesten einen Raucher neben sich aus, wenn man draußen ist. Trifft man doch mal drinnen jemanden mit glimmender Zigarette, dann hat man auch den Impuls, sofort das Fenster zu öffnen.

Masken sollten gut sitzen

Generell aber gilt auch mit Lüftung die Faustregel: Man sollte sich möglichst nicht über längere Zeit mit vielen Menschen in einem Raum aufhalten. Sollte das mal nicht vermeidbar sein, dann sollten wenigstens alle eine Maske tragen. 

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Wesentlich ist hierbei, dass die Maske sehr gut sitzt. Ist sie zu locker, gelangt ein Teil der Atemluft an der Maske vorbei ins Freie – und mit ihr die potentiell gefährlichen Aerosole. 

Die Gefahr durch Aerosole wird auch deutlich, wenn man sich die jüngsten größeren Ausbrüche in Deutschland anschaut, etwa bei Gottesdiensten, in Restaurants oder bei Familienfeiern. Sie alle geschahen, als sich viele Menschen über längere Zeit in einem Raum aufgehalten haben.

Wahrscheinlich hatte in diesen Fällen – neben den Tröpfchen, falls der Abstand nicht eingehalten wurde – die Aerosol-Übertragung eine wichtige Rolle gespielt.

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