zum Hauptinhalt
Die „Stumpff-Locke“ erwies sich als ergiebigste Quelle für Beethovens Erbinformation.

© Kevin Brown

Fünf Locken des Meisters untersucht: Ludwig van Beethoven neigte zu Lebererkrankungen

Er ist berühmt für seine Musik – und dafür, dass er viel davon bei fortschreitendem Gehörverlust schrieb. Eine Erbgutanalyse gibt nun Einblicke in Ludwig van Beethovens Krankengeschichte.

Es sollen seine letzten Worte gewesen sein, „Schade, schade, zu spät“, mit denen Ludwig van Beethoven an seinem Todestag im Jahr 1827 die Lieferung einiger Flaschen Wein zur Kenntnis nahm. Der berühmte Komponist war schwer krank. Ein internationales Forschungsteam hat jetzt sein Erbgut analysiert, um herauszufinden, woran er erkrankt war.

Die DNA wurde aus Haaren gewonnen, die von Beethoven stammen sollen. Die Rekonstruktion des Genoms zeigt, dass der Komponist eine erbliche Veranlagung zu Lebererkrankungen hatte.

„Elende Leiden“

1802 bat Beethoven seine Brüder in einem Brief, seine Krankheit nach seinem Tod durch seinen Arzt untersuchen zu lassen und das Ergebnis zu veröffentlichen. Das internationale Forschungsteam um Tristan Begg von der University of Cambridge kam dem Wunsch nun erstmals per Genomanalyse nach.

In der Fachzeitschrift „Current Biology“ berichten die Forschenden, dass sie fünf Haarsträhnen untersucht haben, die alle aus den letzten sieben Lebensjahren Beethovens stammen. Die Analyse belegt, dass sie von einer Person stammen, deren Abstammungsprofil mit Beethovens Herkunft aus der Region des heutigen Nordrhein-Westfalens übereinstimmt. Das Team geht davon aus, dass die fünf Locken „mit ziemlicher Sicherheit authentisch“ sind.

Die „Moscheles-Locke“ wurde an der Universität Tübingen untersucht.
Die „Moscheles-Locke“ wurde an der Universität Tübingen untersucht.

© Susanna Sabin

Es ist bekannt, dass der Komponist unter fortschreitendem Hörverlust litt, der in einem Alter von etwa 25 bis 29 Jahren einsetzte und dazu führte, dass er im Jahr 1818 wahrscheinlich taub war. Das Team untersuchte auch mögliche genetische Ursachen für sein chronisches Magen-Darm-Leiden.

Schon in seinen Bonner Jahren bis 1792 litt der Komponist unter „elenden“ Beschwerden, die sich nach dem Umzug nach Wien verschlimmerten. Im Sommer 1821 erlitt Beethoven das erste Mal eine Gelbsucht, an der er mindestens ein weiteres Mal in seinem Leben erkrankte und die als ein Symptom seiner Lebererkrankung bekannt ist. Leberzirrhose gilt seit langem als die wahrscheinlichste Ursache für seinen Tod.

Erbliche Faktoren und Alkohol

Das Forschungsteam konnte keine genetische Ursache für Taubheit oder Magen-Darm-Probleme feststellen, entdeckte jedoch Risikofaktoren für eine Lebererkrankung. Außerdem fanden sie Hinweise auf eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus, die wahrscheinlich Monate vor seiner zum Tode führenden Erkrankung stattgefunden hat – wie lange war jedoch nicht festzustellen.

Konversationshefte, die Beethoven im letzten Jahrzehnt seines Lebens zur schriftlichen Kommunikation nutzte, lassen vermuten, dass er für Wiener Verhältnisse des frühen 19. Jahrhunderts zwar nur „mäßig“ trank. „Unserer Einschätzung nach dürfte es sich immer noch um Alkoholmengen gehandelt haben, von denen man heute weiß, dass sie für die Leber schädlich sind“ sagt Begg. Der Alkoholkonsum könnte in Wechselwirkung mit seinen genetischen Risikofaktoren seine Leberzirrhose erklären.

„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, woran Beethoven gestorben ist, aber wir können jetzt zumindest das Vorhandensein eines erheblichen erblichen Risikos für eine Leberzirrhose und eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus belegen“, sagt Mitautor Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false