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Gesundheitsnotstand besteht fort: Mpox-Virus könnte sich an Menschen angepasst haben
Die Fälle gehen zurück, doch das Risiko besteht nach Einschätzung der WHO fort. Eine Studie liefert Hinweise, warum das Virus noch lange unter Menschen verbreitet werden könnte.
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Trotz deutlicher Rückgänge der Mpox-Nachweise („Affenpocken“) weltweit hebt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den deshalb verhängten internationalen Gesundheitsnotstand nicht auf. Das teilte sie am Mittwoch in Genf mit und folgte damit der Empfehlung eines unabhängigen Expertenrates. Es gebe immer noch Mpox-Fälle in mehr als 30 Ländern, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Unterdessen zeigt eine im Fachmagazin „PNAS“ veröffentlichte unabhängige Studie, dass sich das Virus an menschliche Überträger angepasst haben könnte. Die genetische Basis dafür müsse jedoch noch genauer untersucht werden, sagen die Forschenden um Bernard Moss vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Bethesda, im US-Bundesstaat Maryland.
Fälle möglicherweise stark untererfasst
Die Forschenden haben die Virulenz von drei verschiedenen Stämmen des Virus bei Mäusen getestet. Die älteren Virustypen I und IIa sind im Vergleich zum aktuell unter Menschen verbreiteten Typ IIb deutlich virulenter und tödlicher für Mäuse. Die Übertragung von Viren aus der Gruppe IIb unter Menschen und die ihre verringerte Virulenz bei Mäusen lässt das Team vermuten, dass sich das Virus an den Menschen anpasst und daher weniger gefährlich für Tiere ist.
WHO-Direktor Tedros rief alle Länder auf, weiterhin wachsam zu sein. „Die mögliche Untererfassung und unvollständiger Meldung bestätigter Fälle in einigen Regionen ist besorgniserregend.“ Dies gelte insbesondere für Länder, in denen bereits früher eine Übertragung der Mpox-Viren vom Tier auf den Menschen gemeldet wurde, sagte er.
Der Gesundheitsnotstand gilt seit dem 23. Juli 2022, als in zahlreichen Ländern plötzlich Mpox nachgewiesen worden waren, die zuvor bei Menschen nur aus wenigen afrikanischen Ländern bekannt waren. Die Deklaration eines internationalen Gesundheitsnotstands oder ihre Aufhebung hat keine unmittelbaren Folgen. Mit dieser Alarmstufe will die WHO bei Regierungen nur das Bewusstsein für eine Bedrohung schärfen. Länder entscheiden selbst, welche Maßnahmen sie ergreifen.
Das auffälligste Symptom von Mpox sind Hautveränderungen, die auch in der Genital- und Analregion auftreten können. 96,5 Prozent der registrierten Infizierten sind nach WHO-Angaben Männer, die meisten davon 18 bis 44 Jahre alt. Männer, die Sex mit Männern haben, machen rund 84 Prozent der registrierten Fälle aus, bei denen die sexuelle Orientierung der Erkrankten bekannt war.
Die Zahl der gemeldeten Fälle von bis zu mehreren Tausend pro Woche ist seit Herbst 2022 stark zurückgegangen. In der Woche von 6. bis 12. Februar 2023 wurden der WHO aus aller Welt noch 270 Fälle gemeldet. Insgesamt hat die WHO seit Anfang 2022 rund 86.000 Infektionen aus Dutzenden Ländern sowie über 90 Todesfälle registriert.
In Deutschland gab es seit Mai 2022 etwa 3700 bestätigte Fälle, seit Oktober wurden nur noch wenige gemeldet. Es gibt eine Schutzimpfung gegen das Virus. Die WHO hat sich stark für die Ankurbelung der Produktion eingesetzt. Die Organisation bezeichnet die Krankheit inzwischen als „Mpox“ und nicht mehr als „monkeypox“ (Affenpocken), weil sie nur zufällig erstmals in Affen nachgewiesen wurde. (mit dpa)
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