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Das Institut für Physik der HU – mit bepflanzter Fassade.

© imago images/Schöning

„Haben Vorbildfunktion“: HU Berlin will bis 2030 klimaneutral werden

Die Humboldt-Universität hat sich ein Klimaschutzkonzept gegeben, um bis 2030 klimaneutral zu werden. Um den Plan gibt es an der Hochschule durchaus Diskussionen.

Die Berliner Humboldt-Universität (HU) will bis 2030 klimaneutral werden. Ein entsprechendes Klimaschutzkonzept beschloss der Akademische Senat (AS) der HU am Dienstag einstimmig – wenn auch nach lebhafter Debatte. „Mit der Verabschiedung fängt die Arbeit erst so richtig an“, sagte Präsidentin Julia von Blumenthal.

Das Ziel geht zurück auf die Proteste von Fridays for Future aus dem Jahr 2019. Damals hatte sich die Gruppe auch an der HU stark engagiert und dem Akademischen Senat das Versprechen abgerungen, einen Plan für Klimaneutralität auf dem Campus auszuarbeiten, was in den Folgejahren mit Beteiligung der gesamten Universität und externer Partner auch passierte.

Die größten Klimasünder an der HU sind dabei die Gebäude: Im Jahr 2019 entfielen 70 Prozent der Treibhausgasemissionen auf Strom und Wärme für die zahlreichen Bauten der Universität. 29 Prozent machte Mobilität aus, also Dienstreisen, das Pendeln von Uniangehörigen und der Fuhrpark. Insgesamt setzte die Uni damals 38.000 Tonnen CO₂ frei.

38.000
Tonnen CO₂ stieß die HU 2019 aus.

Jetzt hat sich die Uni 14 große Leitprojekte gegeben. Dazu gehört etwa der Aufbau eines umfassenden Energiemanagements samt klimafreundlichen Unigebäuden und die Erfassung, wie viel Energie die IT verbraucht und wo in diesem Zusammenhang gespart werden kann. Hochschulweit soll ein Anreizsystem für den sparsamen Umgang mit Energie erarbeitet werden. Es geht um einen klimaneutralen Fuhrpark, klimafreundliche Dienstreisen und insgesamt eine klimafreundliche Beschaffung.

Viel Lob, aber auch einige Fragen

Auf Forschung und Lehre wirkt sich der Beschluss ebenfalls aus: Klimaschutz und Nachhaltigkeit sollen im Studium verankert werden, „bewusstes Forschen für den Klimaschutz“ ist ein weiteres Leitprojekt.

Prinzipiell lobten alle AS-Mitglieder den Plan sehr. Dennoch kamen Fragen auf. Eine davon: Wie viel wird das alles kosten – und woher nimmt die HU das Geld dafür? Immerhin sieht das Konzept allein 16,5 neue Stellen für das Projekt vor. Präsidentin von Blumenthal sagte, bei der Umsetzung befinde sich die Uni natürlich immer in einer „Abwägesituation“. Das Konzept öffne die Türen, um weitere Drittmittel für die Umsetzung einzuwerben.

Auch im Rahmen der neuen Hochschulverträge könnten mit dem Ziel Klimaschutz mehr Mittel verbunden sein, schließlich sei Senatorin und Staatssekretärin das Thema sehr wichtig, sagte von Blumenthal – wobei sich die Lage jetzt nach den Wahlen ändern könne.

Zu einer Debatte führte auch die Frage, ob die Formulierung, der Klimaschutz sei in allem, was die Uni tue, „prioritär zu berücksichtigen“, nicht zu weit führe. Könne das nicht sogar die Freiheit der Wissenschaft einschränken, würde es womöglich inhaltliche Aspekte in der Forschung konterkarieren, wurde von einigen eingewandt.

Die Biologieprofessorin Susanne Schreiber wollte ganz konkret wissen, ob das zum Beispiel bedeute, dass künftig komplett auf Langstreckenflüge bei Dienstreisen verzichtet werden müsse. Nein, sagte Christoph Schneider, HU-Vizepräsident für Forschung, dazu: „Wir werden Flugreisen nicht verbieten, es geht darum, abzuwägen, ob es Alternativen gibt.“ Kompensationsmaßnahmen gehörten ebenfalls zu dem Konzept.

Schneider appellierte eindringlich – und erfolgreich –, den Plan nicht zu verwässern. Mit ihrer Vorbildfunktion für die Gesellschaft könne es sich die HU schlicht nicht leisten, nach dem Motto „Not in my backyard“ zu verfahren. „Wenn es nicht einmal eine vergleichsweise einfache Einrichtung wie eine Universität schafft, bis 2030 klimaneutral zu werden – wie soll es dann das ganze Land bis 2045 schaffen?“, rief Schneider. „Wir sind schließlich nicht die Zementindustrie!“

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