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Kardiologie: Herzrhythmusstörungen: Berliner Forscher entwickeln neuen Test

Herzschrittmacher oder nicht? Berliner Molekularmediziner haben einen Test entwickelt, der Kardiologen die Entscheidung erleichtern soll.

Das Herz ist vergrößert und kommt aus dem Rhythmus. In der Familie gab es Verwandte, die an einem plötzlichen Herztod verstarben. Nun ist die Frage auf dem Tisch: Herzschrittmacher oder nicht? „Das ist eine schwere Entscheidung. Schließlich besteht bei Schrittmachern wie bei jedem invasivem Eingriff die Gefahr von schweren Nebenwirkungen“, sagt Michael Gotthardt vom Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin in Berlin-Buch (MDC). Er und seine Kollegen haben nun einen Labortest entwickelt, der diese Entscheidung erleichtern soll. „Um Patienten gezielt zu behandeln, muss man die molekularen Grundlagen verstehen.“ Wie die MDC-Forscher und ihre Kollegen von der Universität von Wisconsin-Madison im Fachjournal „Nature Medicine“ schreiben, sind sie dabei einen Schritt weiter gekommen.

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass das größte Eiweiß im menschlichen Körper, Titin, für den Herzmuskel unentbehrlich ist. Es ist wichtig für die Kontraktion: Hat sich eine Muskelzelle zusammengezogen, bringt das Eiweiß sie wie eine Rückstellfeder in den entspannten Zustand zurück. Die Herzkammer füllt sich mit Blut, das dann mit Sauerstoff angereichert in den Kreislauf gepumpt wird. Viele Herzmuskelerkrankungen gehen auf Defekte im Titin-Gen zurück.

Von Titin jedoch gibt es etliche Varianten, seine Bausteine werden aus einer Gen-Blaupause immer wieder neu zusammengesetzt. Damit diese Titin-Varianten richtig gebaut werden, braucht der Organismus Helferproteine. Ein solches haben die Forscher nun entdeckt: RBM20. Ratten wie Menschen, die Mutationen in dem Gen haben, leiden oft an Herzrhythmusstörungen oder können einen plötzlichen Herztod sterben. „Solche Mutationen allein bedeuten noch nicht, dass sich ein Patient vorsorglich einen Schrittmacher einsetzen lassen sollte“, sagt Gotthardt. DIe Forscher haben zusätzlich einen Zellkultur-Test entwickelt. Dort können sie sehen, ob und welche Auswirkungen die Mutation auf die Titin-Moleküle hat. Erst dieses Ergebnis hilft bei der Auswahl der besten Therapie.

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