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Tagesrückspiegel – Heute vor 105 Jahren: Das erste Ende des Karolinasittichs
Er war der einzige uramerikanische Papagei, weit verbreitet und häufig. Heute ist er ein Beispiel dafür, wie schnell Menschen auch solche Arten auslöschen können.

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Sie kamen in Gruppen, lautstark und bunt, und mit großem Appetit auch auf landwirtschaftliche Erzeugnisse. Lange konnte das in den zunehmend vom Menschen beanspruchten Landschaften Nordamerikas nicht gutgehen und ging es auch nicht. Am 21. Februar 1918 starb „Incas“ der letzte Karolinasittich in menschlicher Obhut im Zoo von Cincinnati. Ausgestorben war die Art damit wahrscheinlich noch nicht, aber auch in der Natur sollte es sie nicht mehr lange geben.
Der Karolinasittich Conuropsis carolinensis wurde wie die Wandertaube Ectopistes migratorius ein Beispiel für die Fähigkeit des Menschen, selbst weit verbreitete und häufig vorkommende Vogelarten innerhalb von kurzer Zeit auszulöschen. Vor dem Rückgang seiner Bestände war der einzige nur in Nordamerika vorkommende Vertreter der Papageien in der östlichen Hälfte des Kontinents von Florida bis hinauf an den Eriesee und den Ontariosees verbreitet.
Über seine Lebensweise ist wenig bekannt, denn die Art wurde vor ihrem Aussterben nie genauer untersucht. Es gibt bruchstückhafte Berichten von Naturforschern aus dem 19. Jahrhundert über das Brutverhalten, die regionalen Vorkommen und jahreszeitliche Wanderungen. Forschende haben auch Interviews mit Personen geführt, die noch wilde Karolinasittiche erlebt hatten. Für neue Erkenntnisse bleiben heute nur noch Schlussfolgerungen aus Studien über verwandte lebende Arten und Untersuchungen an Museumsexemplaren, etwa an erhaltenem Erbgut.
Der Rückgang der Art begann wahrscheinlich schon in den 1830er Jahren. Der genaue Zeitpunkt und die Ursache des Aussterbens sind nicht bekannt. Aber die vorhandenen Quellen belegen, dass Karolinasittiche gejagt wurden, wegen ihrer bunten Federn und ihres Fleisches und auch aus Spaß am Schießen. In landwirtschaftlich geprägten Gebieten wurden ihnen auch als Schädlingen nachgestellt. Zur direkten Verfolgung kamen die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume in Wäldern im Tiefland und möglicherweise auch Tierkrankheiten hinzu, die von Siedlern mit ihrem Vieh eingeschleppt wurden.
Die letzten verlässlichen Sichtungen erfolgten in den späten 1920er Jahren, aber unbestätigte Berichte deuten darauf hin, dass Karolinasittiche in den US-Bundesstaaten Florida, Georgia und South Carolina bis in die späten 1930er Jahre vorkamen. Seit 1939 gilt die Art als ausgestorben.
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