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Mehr Mitsprache wünschen sich viele Bürger.

© dpa/Uwe Anspach

Kampf für den Erhalt der Demokratie: Was ich in Gera gelernt habe

Wissenschaftler suchen das Gespräch mit Bürgern, die das Vertrauen in die Institutionen verloren zu haben scheinen. Unsere Kolumnistin war vor Ort: Diese Erkenntnisse hat sie gewonnen.

Jutta Allmendinger
Eine Kolumne von Jutta Allmendinger

Stand:

Vor den Europa- und Landtagswahlen haben sich viele Initiativen formiert, die sich für den Erhalt der Demokratie, gegen Populismus und Rechtsextremismus einsetzen.

Angesichts der Ergebnisse der Europawahlen sprechen viele von einem Scheitern dieser neuen Netzwerke. Ich nicht. Sprache und Inhalt sind aber zu überdenken.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und die Akademienunion gehen einen anderen Weg: Sie bringen die Wissenschaft in Orte, in denen das Vertrauen in Institutionen verloren scheint. In Gera durfte ich dabei sein.

Ich sprach mit etwa 50 Menschen über deren Lebensgefühl. Ich hatte eine Platte mit unterschiedlichen Oberflächen dabei, Wolle, Wellpappe, Glas und Schmirgelpapier. Ursprünglich war sie im Rahmen der Vermächtnisstudie eingesetzt worden.

Fast alle „Gerschen“ wählten die Wellpappe: Sie symbolisiert Gutes, aber auch Schlechtes. Gut laufe es im Familiären, aber es fehle an Demokratie, an Mitsprache. Nur die AfD kümmere sich noch. Zudem bekämen viele Menschen staatliche Hilfen, ohne arbeiten zu müssen, so Eltern, die Kitaplätze, Kinder- und Elterngeld erhielten, oder Migranten. Sodann die Gewalt. Man traue sich nicht mehr auf die Straße.

Erlebt hatten das wenige, man verwies auf die Presse. Letztlich das Fehlen öffentlicher Räume: „Früher saß man draußen auf den Bänken.“

Gelernt habe ich, dass unter Demokratie und Populismus ganz Unterschiedliches verstanden wird. Hier muss man klarer werden. Den Sozialstaat muss man vor dem Hintergrund der DDR-Vergangenheit viel besser einordnen. Medien sollten auch Positives berichten und sich nicht nur auf Probleme stürzen.

Orte der Begegnung braucht es dringend. Hier zu sparen ist falsch. Und: Kampagnen sind so auszurichten, dass die Adressaten sich angesprochen fühlen. Nur dann helfen sie wirklich.

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