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Klimakrise bedroht Gesundheit: Lancet-Bericht fordert milliardenschwere Umverteilung
Klimabedingte Extremereignisse wie Hitzewellen und Dürren gefährden Millionen Menschen. Der neue Lancet-Bericht ruft zu Investitionen in eine emissionsfreie Zukunft auf.
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Der aktuelle Lancet Countdown Report 2024 zeigt mit alarmierenden Zahlen, wie sehr der Klimawandel die Gesundheit weltweit bedroht. Bereits zum achten Mal dokumentiert der Bericht, wie sich die fortschreitende Erderwärmung negativ auf Menschenleben auswirkt und Gesundheitssysteme unter Druck setzt.
Zehn der fünfzehn zentralen Gesundheitsindikatoren erreichten demnach besorgniserregende Höchststände. Klimabedingte Extremereignisse wie Hitzewellen und Dürren haben 2023 die Rekordmarken erneut überschritten.
„Das ist eine eindringliche Warnung und macht deutlich, dass die globalen und politischen Anstrengungen zur Bewältigung des Klimawandels verstärkt werden müssen“, sagte der Epidemiologe Joacim Rocklöv von der Universität Heidelberg, Mitautor des Lancet-Reports. „Die derzeitigen Verzögerungen bei der Adaption und die anhaltenden Investitionen in fossile Brennstoffe wirken sich bereits negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung aus – und es wird noch schlimmer werden.”
Unsichere Ernährung bei 150 Millionen Menschen
Kernfaktoren des Berichts sind die massiven Auswirkungen extremer Wetterereignisse. 2023 waren Menschen weltweit durchschnittlich 50 Tage mehr extremen Temperaturen ausgesetzt, die ohne die Erderwärmung nicht aufgetreten wären. Fast die Hälfte der globalen Landfläche – ein bisher zweithöchster Wert – war von Dürre betroffen. Diese Häufung führte dazu, dass etwa 151 Millionen Menschen mehr unter Ernährungsunsicherheit leiden, verglichen mit dem Zeitraum von 1981 bis 2010.

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Vor diesem Hintergrund übt der Bericht deutliche Kritik an Regierungen und Unternehmen, die trotz des Wissens um die verheerenden Folgen weiterhin in fossile Energien investieren. Dies führe nicht nur zu Rekordwerten bei den energiebedingten Treibhausgasemissionen, sondern verzögere auch dringend notwendige Anpassungen, um die Überlebenschancen gefährdeter Bevölkerungen zu verbessern.
Der Lancet-Bericht betont, dass finanzielle Mittel vorhanden wären, um eine globale Energiewende und Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Doch Milliarden US-Dollar würden weiterhin in fossile Brennstoffe anstatt in eine klimafreundliche Transformation fließen, so die Autor:innen. Diese Investitionen verhindern demnach Fortschritte in Bereichen wie saubere Energieversorgung, die entscheidend zur globalen Gesundheit beitragen könnten.
Die Studie fordert daher eine Neuorientierung des Finanzsystems, um Mittel von fossilen Energien hin zu emissionsfreien Alternativen umzuleiten. Dies würde laut den Autor:innen nicht nur gesundheitliche Vorteile wie saubere Luft und Wasser sowie eine gesündere Ernährung fördern, sondern auch nachhaltige Arbeitsplätze schaffen.
Emissionsvermeidung und Klimaanpassung
„Die Herausforderungen des Klimawandels sind so groß, dass Lösungen gefunden werden müssen, die in verschiedene Richtungen positiv wirken“, sagte der Agrarökonom Hermann Lotze-Campen, Leiter des Forschungsbereichs Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Mitautor des LCD24 Policy Brief. „Emissionsvermeidung und Klimaanpassung sollten zusammen gedacht werden.“
Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) hat gemeinsam mit dem Thinktank Centre for Planetary Health Policy (CPHP) und weiteren Partnern begleitend zu dem Bericht den Policy Brief LCD24 veröffentlicht. Darin wird der Bericht für den deutschen Kontext ein und gibt Handlungsempfehlungen an politische Entscheidungsträger.
Der Ausbau erneuerbarer Energieträger senke nicht nur die Treibhausgas-Emissionen, er reduziert auch die Luftverschmutzung und verbessert damit die Gesundheit. „Solar-Panele erzeugen nicht nur grünen Strom, sie können auch Schatten spenden und vor Hitze schützen, vor allem in den Städten“, sagte Lotze-Campen.
Eine stark pflanzenbasierte Ernährung sei der wichtigste Hebel, um Emissionen im Agrar- und Ernährungssektor zu senken. „Gleichzeitig hat eine solche Ernährungsweise positive Gesundheitswirkungen, und sie kann für mehr Vielfalt auf den Äckern sorgen, was auch die Anpassung an extreme Wetter-Ereignisse verbessert.“
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