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Nach schweren Regenfällen trat im Mai 2024 der Njoro in Kenia über seine Ufer. In anderen Regionen Afrikas fiel dagegen weniger Regen als im langjährigen Durchschnitt.

© IMAGO/James Wakibia/SOPA Images

Klimawandel bremst Entwicklung aus: Extremwetter trafen Millionen Menschen in Afrika

Afrikanische Länder haben wenig zum Klimawandel beigetragen und seinen Folgen jetzt wenig entgegenzusetzen. Es zeigt sich aber auch: Die Digitalisierung könnte vielen Menschen helfen.

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Der Klimawandel bremst die Entwicklung in Afrika und verschärft Hunger, Krisen und Vertreibung. Das geht aus dem am Montag vorgestellten Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hervor.

„Der Bericht zeigt, wie sich die Realitäten des Klimawandels auf dem gesamten Kontinent verschärfen“, sagt WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. In Afrika habe sich im Jahr 2024 ein Muster extremer Wetterereignisse gezeigt, bei dem einige Länder mit außergewöhnlichen Überschwemmungen aufgrund vermehrten Niederschlags zu kämpfen hatten und andere mit anhaltenden Dürren und Wasserknappheit.

„Der Klimawandel ist kein von Afrika verursachtes Problem“, sagte dazu Joyce Kimutai vom Imperial College London dem Tagesspiegel. Die Wissenschaftlerin untersucht in der Forschungsgruppe „World Weather Attribution“ den Beitrag der vom Menschen verursachten Erwärmung zu beobachteten Klimafolgen.

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Afrikanische Länder hätten nur drei bis vier Prozent der weltweiten Emissionen von Treibhausgasen aus der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas verursacht. „Dennoch müssen sie jedes Jahr tiefer in die Tasche greifen, um auf Wetterkatastrophen zu reagieren, was auf Kosten des Wirtschaftswachstums geht“, sagt die Wissenschaftlerin.

Missernten, Überschwemmungen, Stürme

Die Datenauswertung der WMO zeigt: Die durchschnittliche Temperatur in Afrika lag 2024 etwa 0,86 Grad Celsius über dem Durchschnitt der Jahre von 1991 bis 2020. In vielen Teilen des Kontinents herrschte im Jahr 2024 extreme Hitze, die landwirtschaftliche Erträge und Arbeitsproduktivität minderte und auch das Bildungswesen beeinträchtigte. Das El-Niño-Ereignis und die Temperaturverhältnisse im Indischen Ozean, die von 2023 bis Anfang 2024 herrschten, beeinflussten die Niederschlagsmuster auf dem gesamten Kontinent.

In Nordafrika fiel die Getreideernte wegen geringer Niederschläge und extrem hoher Temperaturen zum dritten Mal in Folge unterdurchschnittlich aus. Im südlichen Afrika herrschte verheerende Dürre, insbesondere in Malawi, Sambia und Simbabwe. Die Getreideerträge im südlichen Afrika lagen insgesamt 16 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt, in Sambia und Simbabwe sogar mehr als 40 Prozent darunter.

In den ostafrikanischen Ländern Kenia, Tansania und Burundi verursachten außergewöhnlich starke und lang anhaltenden Regenfälle von März bis Mai schwere Überschwemmungen. Hunderte von Menschen verloren ihr Leben, und mehr als 700.000 waren betroffen. Die Niederschläge in der Saison von Oktober bis Dezember brachten dann aber weniger Wasser als im langjährigen Durchschnitt, was die Ernährungssicherheit gefährdet.

In Simbabwe herrschte Ende 2024 im Zusammenhang mit dem Wetterphänomen El Niño Dürre, bei der vor allem im Norden und Süden des südafrikanischen Landes viel Vieh starb.

© IMAGO/Matrix Images

In West- und Zentralafrika kam es zu verheerenden Überschwemmungen, die mehr als vier Millionen Menschen betrafen und zu mehreren hundert Todesfällen führten, Hunderttausende wurden von ihrem Wohnort vertrieben. Nigeria, Niger, Tschad, Kamerun und die Zentralafrikanische Republik gehörten zu den am stärksten betroffenen Ländern.

Die Meeresoberflächentemperaturen um Afrika stiegen auf die höchsten Werte seit Beginn der Aufzeichnungen. Ein besonders starker Anstieg wurde im Atlantik und im Mittelmeer beobachtet, aber fast das gesamte Meeresgebiet um Afrika war 2024 von teils extremen Hitzewellen betroffen. Von Januar bis April waren fast 30 Millionen Quadratkilometer betroffen. Das entspricht der Fläche des afrikanischen Festlands.

Bei den Überschwemmungen im Mai in Kenia kamen Menschen ums Leben und Infrastruktur wurde zerstört.

© IMAGO/James Wakibia

Hohe Meerestemperaturen schaden den marinen Ökosystemen, sie können aber auch tropische Wirbelstürme verstärken. Im Mai 2024 zogen erstmals seit Beginn der Satellitenbeobachtungen zwei Wirbelstürme über den Indischen Ozean vor Tansania und Kenia. Ende des Jahres traf der tropische Wirbelsturm Chido die Insel Mayotte (Frankreich) und später Mosambik und Malawi auf dem Festland. Zehntausende Menschen waren betroffen, wurden obdachlos und hatten keinen Zugang zu Trinkwasser.

Informationen gegen Klimafolgen

Die WMO nennt aber auch einen positiven Trend: Digitale Entwicklungen erhöhten die Genauigkeit und vergrößerten die Reichweite der Prognosen von Wetterdiensten in Afrika. So verbreite der nigerianische Wetterdienst landwirtschaftliche Empfehlungen und Klimainformationen und der kenianische Wetterdienst sende Landwirten und Fischern Wettervorhersagen über Online-Dienste und als SMS-Nachrichten. Der südafrikanische Wetterdienst hat KI-basierte Prognosetools und moderne Radarsysteme für effektive und zeitnahe Wettervorhersagen integriert.

Um die digitale Transformation in Afrika weiter voranzutreiben, bedürfe es jedoch größerer Investitionen in die Infrastruktur und freien Datenaustausch, teilte die WMO mit.

„Dieser Bericht sollte als Mahnung an die reichen Industrieländer verstanden werden“, sagt Joyce Kimutai. Sie müssten ihre Emissionen schneller senken und Afrika bereits versprochene Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, damit es auf das gefährlichere Wetter reagieren könne.

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