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Körperliche Arbeit im Freien wird bei Hitze zum Gesundheitsrisiko.

© dpa/Julian Stratenschulte

Lebensbedrohliche Hitze in Europa: Klimawandel verursachte zwei von drei Todesfällen

Jedes Zehntelgrad globaler Erwärmung erhöht die Zahl der Menschen, die bei extremer Hitze sterben. Eine neue Analyse schlüsselt die Zahlen für europäische Städte auf.

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Einer war 51 Jahre alt und Straßenreiniger in Barcelona. Ein weiterer 47 Jahre alt und Bauarbeiter im italienischen San Lazzaro di Savena. Diese Menschen gehören zu den nach einer neuen Analyse 24.400 Europäern, die im Sommer 2025 wegen Hitze gestorben sind.

Ein Forschungsteam hat für europäische Städte aufgeschlüsselt, wie viele der Hitzetoten wegen der globalen Erwärmung gestorben sind. Die Forschenden führen die Todesfälle damit auf die Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas als Energieträger zurück. Sie hat die Temperaturen auf dem Kontinent um bis zu 3,6 Grad erhöht.

Statistik für drei Sommermonate

„Es hört sich nicht nach viel an, aber unsere Studie zeigt, dass Veränderungen der Sommertemperaturen um wenige Grad für Tausende Menschen den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten“, sagt die Erstautorin Clair Barnes vom Imperial College in London, das den Bericht jetzt veröffentlichte. Demnach hat der Klimawandel die Zahl der Todesfälle in 854 europäischen Städten mehr als verdreifacht.

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Hitzetote im Sommer 2025 in Deutschland sind nach einer Analyse dem Klimawandel zuzuschreiben.

Das Forschungsteam verweist darauf, dass die Gesamtzahl der Hitzetoten in Europa noch höher liegen könnte, weil in den untersuchten Städten weniger als ein Drittel der Bevölkerung Europas lebt. In Städten liegen die Temperaturen jedoch auch grundsätzlich höher als auf dem Land.

Um zu bestimmen, welcher Anteil der Hitzetoten auf die globale Erwärmung zurückzuführen ist, haben die Wissenschaftler zunächst Wetterdaten aus Europa und Berechnungen mit Klimamodellen ausgewertet. Demnach lagen die Temperaturen in den Monaten Juni bis einschließlich August wegen des Klimawandels durchschnittlich 2,2 Grad höher als ohne die menschengemachte Erwärmung.

Anschließend schätzten sie nach einer in der Forschung etablierten Methode ab, wie viele Todesfälle auf die erhöhten Temperaturen zurückzuführen sind. Demnach sind 16.500 der insgesamt erwarteten 24.400 Todesfälle dem Klimawandel zuzuschreiben. Am stärksten waren die Städte Rom, Athen und Bukarest betroffen.

Ältere in Gefahr

Das Autorenteam merkt an, dass weitere Faktoren die Zahl der Todesfälle beeinflussen. Dazu gehören etwaige Hitzeschutzmaßnahmen, die Altersstruktur der Bevölkerung und die örtliche Luftverschmutzung. Die Studie belege jedoch auch, dass die Hitzegefahr für die alternde europäische Bevölkerung zunimmt. 85 Prozent der Verstorbenen waren älter als 65 Jahre, mehr als 40 Prozent älter als 85. Der Anteil dieser Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung wird in Europa voraussichtlich weiter zunehmen.

„Der Klimawandel ist kein Problem, mit dem wir uns irgendwann in der Zukunft befassen könnten“, sagt Barnes. Je länger die Regierungen brauchten, um sich von fossilen Brennstoffen abzuwenden und Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren, desto mehr Menschen würden an Sommerhitze sterben.

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