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Heiße Luft: Führende Öl- und Gasunternehmen geben sich als Mitgestalter der Energiewende. An ihren Investitionen bemessen, sind sie das nicht.

© Getty Images/iStockphoto/pruscha

Leere grüne Versprechen: Fossilindustrie investiert kaum in Erneuerbare

Öl- und Gasunternehmen geben sich als Gestalter der Energiewende. An ihren Beteiligungen an Erneuerbaren-Projekten bemessen, bleiben sie aber weit hinter diesem Anspruch zurück.

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Es sind Namen wie Gazprom, ExxonMobil, Total und BP: Nach außen geben sich viele Öl- und Gasunternehmen klimabewusst. Doch bislang beteiligen sie sich kaum am Klimaschutz und machen ihr Hauptgeschäft weiterhin mit fossilen Brennstoffen.

Die größten Förderer von Öl und Gas, die rund 90 Prozent dieser fossilen Brennstoffe produzieren, sind nur für etwa ein Prozent (1,42) der Projekte im Bereich Erneuerbare verantwortlich. Laut einer im Fachjournal „Nature Sustainability“ veröffentlichten Studie ist die Öl- und Gasindustrie weit davon entfernt, die Energiewende anzuführen, wie sie nach mancher Werbebotschaft für sich in Anspruch nimmt.

Nachhaltigkeitsziele oder Greenwashing?

„Ihr Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise sollte ausschließlich daran gemessen werden, wie viel fossile Brennstoffe sie im Boden lassen“, sagt der leitende Autor Marcel Llavero-Pasquina von der Universitat Autònoma de Barcelona über die Unternehmen. Ihr Einsatz für Erneuerbare, die fossile Energie in allen Wirtschaftssektoren ersetzen sollen, sei aber gering.

1,42
Prozent der weltweiten Erneuerbaren-Projekte werden von Öl- oder Gasunternehmen getragen.

Das Forschungsteam hat Daten der Organisation „Global Energy Monitor“ ausgewertet, die Projekte im Bereich Energie-Infrastruktur, -Ressourcen und -Verbrauch weltweit erfasst. Demnach haben die 250 größten Produzenten von Öl und Gas Verbindungen zu knapp 3200 Projekten für Wind-, Sonnen- oder Wasserkraft oder Erdwärme.

Aber nur jedem fünften Öl- und Gasunternehmen gehört ein aktives Erneuerbaren-Projekt, und erneuerbare Energie macht nur 0,1 Prozent der von diesen Unternehmen produzierten Primärenergie aus. Dabei hat sich etwa ein Viertel der Top-100 Ziele gesetzt, den eigenen Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, um im Durchschnitt 43 Prozent bis zum Jahr 2030.

„Öl- und Gasunternehmen investieren einfach nicht in Erneuerbare, wie sie angekündigt haben“, sagt Kasandra O’Malia, die bei Global Energy Monitor für Solarenergie zuständig ist. Und wenn sie das Gegenteil behaupteten, sei das Greenwashing.

Jahrzehnte leerer Worte

Nur 1,8 Prozent der europäischen Anlagen für Erneuerbare gehören Unternehmen, die ansonsten fossile Brennstoffe produzieren. Zwar sind alle europäischen Öl- und Gasunternehmen an einzelnen Erneuerbaren-Projekten beteiligt. Diese liefern aber laut der Auswertung bei allen weniger als zwei Prozent der bereitgestellten Energie:

  • TotalEnergies: 1,6 Prozent
  • Repsol: 1,3 Prozent
  • Eni: 0,4 Prozent
  • BP: 0,4 Prozent
  • Equinor: 0,4 Prozent
  • Shell: 0,4 Prozent

Zudem würde die Mehrheit dieser Anlagen gar nicht in Europa betrieben, sondern in Asien und Nordamerika.

„Nach Jahrzehnten leerer Worte ist es an der Zeit, dass Regierungen, Universitäten und öffentliche Einrichtungen erkennen, dass die fossile Brennstoffindustrie immer Teil des Problems sein wird und nicht der Lösung für die Klimakrise“, wird Llavero-Pasquina in einer Mitteilung der Universität zitiert. Öl- und Gasunternehmen sollten nach seiner Auffassung keinen Platz am Tisch haben, wenn über die Zukunft der Klima- und Energiepolitik entschieden wird.

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