
© Alexander Braczkowski
Lieber Krokodile als Menschen: Löwenbrüder schwimmen kilometerweit
Ein Löwe trotzt dem Tod: Mit seinem Bruder durchschwimmt der dreibeinige Löwe Jacob ein Gewässer in Uganda. Drohnenaufnahmen dokumentieren eine der riskanten Aktionen.

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Katzen haben sieben Leben, heißt es. Im Englischen setzt man die sprichwörtliche Überlebensfähigkeit der Tiere sogar bei neun Leben an. Dem zehnjährigen Löwen „Jacob“ aus Uganda dürften in beiden Fällen nur noch wenige bleiben. Wildwechsel-Lesende wissen, auch er hat nur eines. Dennoch setzte er es zusammen mit seinem Bruder bei einer ungewöhnlichen Nachtaktion aufs Spiel.
Einem Forschungsteam um Alexander Braczkowski von der US-amerikanischen Griffith University gelangen mit einer Drohne, die mit einer wärmeempfindlichen Kamera ausgestattet war, im Februar ziemlich düstere, aber auch spektakuläre Aufnahmen. Sie zeigen, wie Jacob und sein Bruder Tibu schwimmend den natürlichen Kazinga-Kanal durchqueren, der den Georgsee und den Eduardsee in Uganda verbindet.

© Alexander Braczkowski
Löwen sind nicht gerade für ihre Schwimmfähigkeiten berühmt. In der wissenschaftlichen Literatur, Filmen und weiteren Quellen werden maximale Entfernungen von zehn bis 100 Meter genannt – und selbst auf kurzer Strecke wurden schon Löwen von Nilkrokodilen geschnappt.
Wie die Forschenden jetzt in „Ecology and Evolution“ berichten, beobachteten sie sechsmal, wie Jacob und Tibu den Kazinga-Kanal durchschwammen. Bei der aufgezeichneten Aktion schwammen die beiden Brüder mindestens einen Kilometer. Sie änderten mehrfach die Richtung – vielleicht, weil sie in dem von Krokodilen und Nilpferden bewohnten Fluss verfolgt wurden. Die zurückgelegte Gesamtentfernung könnte auch anderthalb Kilometer betragen.

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Dass sie wohlbehalten ans andere Ufer gelangten, erscheint vor allem bei Jacob als Glück des Tüchtigen. Das Tier hat nur noch drei Tatzen. Den unteren Teil des linken Hinterbeins hat es in einer Schlagfalle verloren. Damit nicht genug.
Jacob war bereits von einem Büffel aufgespießt worden, sein Rudel wurde von Wilderern vergiftet und er war auch schon in eine Schlingenfalle geraten. „Ich würde alles darauf wetten, dass wir es hier mit dem widerstandsfähigsten Löwen Afrikas zu tun haben“, sagt Braczkowski.

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Bleibt die Frage, warum Jacob und Tibu wiederholt das Ufer wechselten. „Löwen sind keine eifrigen Schwimmer“, sagte Löwenexperte Craig Packer von der University of Minnesota dem Tagesspiegel. Aber Männchen würden so ziemlich alles tun, um zu Weibchen zu gelangen.
Die Löwenpopulation im Gebiet des Queen-Elizabeth-Nationalparks ist allein in den vergangenen fünf Jahren um die Hälfte geschrumpft. Jacob und Tibu waren schlicht auf der Suche nach rar gewordenen Weibchen, vermutet das Team um Braczkowski. Das Wasser konnte sie nicht schrecken, aber eine nahe gelegene Brücke nutzten die Löwenbrüder nicht – wahrscheinlich wegen der vielen Menschen.
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