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Mit Laser und Google: Maya-Metropole im Dschungel entdeckt
Urwald, der kein Urwald ist, sondern etwas zu sehr gewuchertes Unkraut in einer Megacity: In Mexiko haben Archäologen einen ziemlich großen Ort entdeckt, den sie „Valeriana“ nennen.
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„Verlorene Städte“ gibt es in Mittel- und Südamerika viele. Am bekanntesten ist bislang wahrscheinlich die „Ciudad Perdida“ in der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens. Dabei müssten solche Orte eigentlich „wiedergefundene Städte“ heißen. Denn sonst wüsste man ja bis heute nicht, wo sie sind. Um den Titel einer der wichtigsten einst verlorenen Städte vorkolumbianischer Kulturen könnte jetzt aber ein Ort mit konkurrieren, der bis vor kurzem tatsächlich noch völlig unbekannt war: Valeriana in Mexiko, entdeckt von einem jungen Archäologen beim Googeln.
Verschiedene spanisch- und englischsprachige Medien berichten über die Entdeckung und titulieren sie als spektakulär und einzigartig.
Und als Zufallsfund.
Im Google-Dschungel
„Ich war so etwa auf Seite 16 einer Google-Suche und fand eine Lasermessung, die von einer mexikanischen Organisation zur Umweltüberwachung durchgeführt wurde“, zitiert die Website der BBC Luke Auld-Thomas, Doktorand an der Tulane-Universität in den USA. Auld-Thomas ließ demnach eine Software über die Daten laufen. Archäologen nutzen diese, um in vegetationsreicher Landschaft Strukturen zu suchen, die auf frühere Besiedlung und Gebäude hinweisen.
Er fand: eine verlorene Stadt. Und nannte sie Valeriana, nach einer nahen Süßwasserlagune gleichen Namens
Mehr als 50.000 Personen dürften einst dort gelebt, gearbeitet und ihre Gottheiten verehrt haben, schätzen Auld-Thomas und sein Chef Marcello Canuto. Das wäre seinerzeit eine Metropole gewesen. Es wären auch deutlich mehr als die Zahl der Menschen, vornehmlich Maya-Nachfahren, die heute in der Gegend wohnen.

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Wer jetzt Bilder spektakulärer Tempel und Pyramiden erwartet, wird enttäuscht. Denn verloren ist die Stadt nun zwar nicht mehr so ganz, aber überwuchert schon. Klare Zeichen zweier großer Plätze und mehrerer Tempelpyramiden aber seien identifiziert. Und ein großer Sportplatz. Und Hinweise auf mehr als 6000 Gebäude insgesamt.
Bilder, die irgendetwas Erkennbares zeigen, sind bislang nirgends zu finden. Und die Suche nach einem Forschungsartikel zur neuen verlorenen Stadt, der angeblich im Fachmagazin „Antiquity“ erschienen ist, bleibt zumindest online auch erfolglos. Und angeblich war nach der Entdeckung im virtuellen Raum bis heute auch noch kein Forscher selbst vor Ort.
Lidar als Schlüsseltechnologie
Trotzdem lassen sich die beiden Archäologen schon mit Worten zitieren, die weit über die Grenzen von Valeriana hinausreichen. Canuto etwa prognostiziert, dass die hier angewandte Laser-Technologie, genannt Lidar, noch zahlreiche andere Maya-Siedlungen unter dem Blätterdach identifizieren könnte. Es würden vermutlich „mehr sein, als wir je hoffen können zu untersuchen“, so Auld-Thomas zur BBC.
Er wolle aber sicher irgendwann einmal selbst nach Valeriana fahren. Nach großer Aufregung und einer bald zu eröffnenden spektakulären Touristenattraktion im Urwald klingt das auch nicht. Eher ein bisschen nach Valeriana, zu Deutsch: Baldrian.
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