
© Liran Samuni and Taï Chimpanzee Project
Probleme im Team?: Versuchen Sie Kitzeln! Oder Raufen.
Tierische Verhaltensweisen eins zu eins in den menschlichen Alltag zu übertragen, löst eher selten Probleme. Aber beim Thema „Spielen“ müssen wir die Tierwelt eigentlich gar nicht heranziehen.

Stand:
Man hört es schon aus dem Gebüsch. Es klingt nach Lachen und nach körperlicher Aktivität. Dann bricht erst der eine Schimpanse und ihm dicht auf den Fersen der zweite aus dem Unterholz. Alles klar, sie spielen Fangen!
Wer sich fangen lässt, kriegt eine spielerische Abreibung, ebenfalls begleitet von den Lauten. Sie erscheinen unwillkürlich, aus der Situation geboren, senden aber zusammen mit dem typischen Spielgesicht auch ein wichtiges Signal: alles nur Spaß.
Wenn Menschen miteinander spielen, sieht das oft ganz genauso aus und hört sich manchmal auch so an. Es nimmt aber auch Formen wie sportliche Wettkämpfe, Fantasy-Rollenspiele oder Bingo an. Schon diese Beispiele belegen: es sind nicht nur Kinder, die gerne spielen.

© Liran Samuni and Taï Chimpanzee Project
Soziales Spiel bis ins Erwachsenenalter gilt als grundlegende menschliche Eigenschaft. Es fördert die Toleranz, den Zusammenhalt in Gruppen, Freundschaften zwischen Individuen und die Zusammenarbeit.
Unter erwachsenen beziehungsweise ausgewachsenen Tieren gilt spielerisches Verhalten dagegen als selten – aber nicht unter unseren nächsten lebenden Verwandten. Auch Schimpansen (Pan troglodytes) spielen ihr ganzes Leben lang. Und das dient verschiedenen Zwecken, berichtete kürzlich ein Forschungsteam um Liran Samuni vom Deutschen Primatenzentrum Göttingen in der Fachzeitschrift „Current Biology“.
Im Taï National Park in Elfenbeinküste beobachteten die Forschenden an 57 adulten Schimpansen, dass das Spielen die Zusammenarbeit in der Gruppe fördert und ihr häufig vorangeht: etwa bei gemeinsamen Jagden auf kleinere Affen oder Zusammentreffen mit anderen Gruppen.
Die Tiere spielten besonders viel in konfliktträchtigen Zeiten, etwa bei gesteigerter Konkurrenz um Paarungspartner, und mit erwachsenen Partnern, mit denen sie kürzlich Auseinandersetzungen hatten. Das zeige, wie Spielen soziale Spannungen regulieren kann, die die Zusammenarbeit untergraben können.
Die Schlussfolgerung (dieser Kolumne) für uns Menschen liegt auf der Hand: Wir sollten diese evolutionär bewährte Strategie nicht vergessen. Bei der Übertragung in unseren Alltag, etwa auf soziale Anlässe oder auch den Arbeitsplatz, sollten wir aber Regeln beherzigen, die kein Schimpanse und auch andere spielende Tiere je vergessen:
Die Bewegungen beim Spielen sind frei und leicht, der Muskeltonus entspannt, Spielsignale wie Spielgesicht und Spiellaute deutlich erkennbar. Außerdem werden die Rangverhältnisse entspannt und die Rollen im Spiel wechseln häufig. Und natürlich gilt „feste Beißen“ nicht.
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