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Programm von Studierenden der Humboldt-Universität: Antisemitismuskritische Gruppe ausgeschlossen
Jedes Jahr stellen sich an der Humboldt-Universität studentische Gruppen vor, in denen man sich engagieren kann. Die Gruppe „Tacheles“, die sich gegen Antisemitismus einsetzt, wollten die Organisatoren im Programm nicht dabeihaben.
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Die „Kritischen Orientierungswochen“ (Kritowo) gehören für die engagierte Studierendenszene fest zum Start des Wintersemesters. Unter anderem an der Humboldt-Universität (HU) stellen sich im Oktober jährlich Initiativen vor, überwiegend aus dem linken Spektrum. Das Programm soll Interessierten Lust machen, sich in den Gruppen zu engagieren. Die an der HU angebotenen Workshops, Talks und Kennenlernrunden deckten alle möglichen Themen ab – Feminismus und Queerness, Wohnungs- und soziale Fragen, Klettern, Kreativarbeit und mehr. Nur: Beiträge der antisemitismuskritischen Gruppe „Tacheles“ wollte das Orga-Team offenbar nicht dabeihaben.
Gerne hätte das Team von „Tacheles“ an den Kritowo teilgenommen, schrieb es kürzlich auf Instagram. Das Orga-Team des Programms hätte sich aber „anders entschieden“. Eine Anfrage, um beizutragen, sei zunächst wochenlang ignoriert worden, heißt es in dem Instagram-Post. Schließlich sei von der Orga eine Absage „aus organisatorischen Gründen“ gekommen mit der Hinzufügung, man lehne die Zusammenarbeit aufgrund der „bisher gemachten politischen Arbeit“ ab.
Die Nachfrage des Tagesspiegels, ob sie den Vorgang bestätigen und begründen könnten, ließ das Orga-Team namens „Risse im Asphalt“ unbeantwortet und verwies darauf, eine „konsensbasierte Gruppe“ zu sein, „die nur begrenzte Kapazitäten hat“.
Kein Interesse an Gespräch
„Tacheles“ kritisierte den Ausschluss scharf: Antisemitismuskritik werde damit „unsichtbar“ gemacht. Trotzdem rief die Gruppe auf, an dem Programm teilzunehmen, sie finde „viele Veranstaltungen“ wichtig. Und versuchte, mit einem Gesprächsangebot auf die Organisator:innen zuzugehen. Bis heute sei es aber nicht angenommen worden, sagte ein Sprecher von „Tacheles“ dem Tagesspiegel.
Ein jüdischer HU-Student gründete „Tacheles“ mit Freunden nach dem 7. Oktober als Anlaufstelle für von Antisemitismus betroffene Studierende und um über das Thema aufzuklären. Sie versteht sich als linkes, emanzipatorisches Projekt und positioniert sich nach eigenen Angaben auch antirassistisch und gegen Sexismus. Mittlerweile ist sie auch an der Alice-Salomon-Hochschule vertreten.
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