zum Hauptinhalt
Studentin

© Kateryna Hilznitsova

Schon fit für den Arbeitsmarkt?: Nichts macht so resilient wie der Studienalltag!

Akademische Berufe werden durch Künstliche Intelligenz bedroht, Fähigkeiten abseits des Fachwissens werden wichtiger. Die Berliner Unis sind dafür die beste Schule.

Barış Ünal
Eine Kolumne von Barış Ünal

Stand:

In Vorbereitung auf das kommende Semester habe ich mich beim Lesen eines Artikels ein bisschen erschrocken. Künstliche Intelligenz, so hieß es, könne schon bald dazu führen, dass Akademiker*innen weniger Jobs angeboten bekommen, die zudem schlechter bezahlt werden und weder Sicherheit noch Ansehen garantieren.

Ich überlegte, ob das nicht ein großartiger Opener zum Erstsemestertag wäre: „Glückwunsch zum Abitur! ChatGPT macht Sie morgen schon überflüssig! Und hier als Bonus exklusiv für Ihre Generation: Die Rückkehr der Wehrpflicht!“

Doch dann las ich die Fähigkeiten, die der Artikel als künftig relevant nennt: Selbstverantwortung, mentale Resilienz, stärkere psychologische Selbstregulierung. Ich wurde stutzig. Sind das nicht altbekannte Grundvoraussetzungen im Berliner Alltag?

Ohne Eigeninitiative und angemessen stabiles Nervenkostüm wäre hier vieles nicht zu bewältigen. Angefangen von „zu verschenkenden“ Matratzen auf dem Bürgersteig, über fehlende Wohnheimplätze und knappes Bafög bis hin zum eklatanten Lichtmangel zwischen November und Februar.

Der Stifterverband weist in einem Diskussionspapier auf „21 Kompetenzen für eine Welt im Wandel“ hin. Dazu gehören neben technologischen und digitalen Fähigkeiten wie Softwareentwicklung und agiles Arbeiten auch Lösungsfähigkeit, Kreativität, interkulturelle Kommunikation, Urteilsfähigkeit oder Veränderungskompetenzen.

Ich entspannte mich. Wo, wenn nicht an Universitäten, werden schließlich genau diese „Future Skills“ vermittelt? Wer hat jemals ohne Eigeninitiative einen Universitätsabschluss geschafft?

Jedes Semester erneut einen Stundenplan aus sich zuverlässig überschneidenden Veranstaltungen zusammenzustellen, ist ein Manifest von Innovationskompetenz! Kein Studium funktioniert wirklich ohne Kreativität, Flexibilität und Resilienz, insbesondere wenn in der Vorlesung der Putz bröckelt, das Internet lahmt und die Heizung ausgefallen ist.

„Wer es schafft, mit Instabilität und Unsicherheit umzugehen, hat bessere Karrierechancen“ – so endete der Artikel. Wer sich für ein Studium entschieden hat, hat sich dafür jedenfalls das richtige Trainingslager ausgesucht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })