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Ein naher Verwandter des Schwarzmonds, die schmale Mondsichel.

© dpa/Jens Büttner

Wenn der Blutmond auf den Schwarzmond folgt: Zwei seltene Himmelsereignisse stehen unmittelbar bevor

Ein unsichtbarer Trabant kommt der Sonne zu nah. Und dann folgt auch noch eine Finsternis, die gar nicht wirklich finster ist. Was ist nur los am Spätsommer-Firmament?

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Vollmond, Halbmond, Mondfinsternis, Supermond, Erntemond, sogar Jupitermond. Kennen wir alles. Am 23. August jedoch ist Schwarzmond. Wer hat je von so einem schon gehört?

Fragt man Fachleute, schlagen sie die Hände über dem Kopf zusammen: „Das ist kein echter astronomischer Begriff“, sagt etwa Carolin Liefke vom „Haus der Astronomie“ in Heidelberg. Sie würde „dringend davon abraten, so etwas zu verwenden“.

Nun haben wir das Wort aber schon ausgesprochen. Schwarzmond, Schwarzmond, Schwarzmond! Und haben auch noch nicht einmal angefangen, zu erörtern, was damit überhaupt gemeint ist. Ein astrologischer Begriff und damit reine Esoterik scheint er jedenfalls auch nicht zu sein.

Die magische Neunundzwanzigeinhalb

Das, was am Morgen des 23. August am Himmel zu sehen sein wird – beziehungsweise nicht zu sehen, aber dazu später mehr –, ist der dritte Neumond innerhalb einer Jahreszeit mit vier Neumonden. Statt dreien, wie es normal wäre, denn eine Jahreszeit hat ja drei Monate.

Doch ab und an gibt es das, so etwa alle drei Jahre. Denn ein Mondmonat ist mit neunundzwanzigeinhalb Tagen etwas kürzer als ein normaler Kalendermonat. So kommt es eben gelegentlich vor, dass ganz am Anfang einer Jahreszeit, zum Beispiel zum Beginn des Sommers 2025, Neumond ist. Dieses Jahr war das am 25. Juni der Fall. Der dritte, also der Schwarzmond, ist am 23. August, der vierte am 21. September, ganz kurz vor Herbstanfang.

Woher der Begriff kommt, ist nicht sicher. Carolin Liefke sagt, solche Bezeichnungen – von „blauem“ über „Blut-“ bis eben Schwarzmond – seien „medial aufgebauscht worden in letzter Zeit“.

Wir machen uns hier also weiter schuldig und bauschen medial auf.

Aber wir sind in guter Gesellschaft damit und gehen auch nicht so weit wie vor ein paar Jahren etwa „National Geographic“. Das hochseriöse Magazin bezeichnete damals den Schwarzmond als „teuflischen Zwilling des blauen Mondes“.

Ein solcher „blue moon“ ist tatsächlich sehr ähnlich, nämlich der dritte von vier Vollmonden einer Jahreszeit. Er ist zumindest sichtbar, aber blau nun auch nicht. Der poetische englische Begriff „once in a blue moon“ – sinnvoll übertragen mit „alle Jubeljahre einmal“ – für ein eher seltenes Ereignis ist davon abgeleitet.

Blutrot, oder doch eher rostbraun? Totale Mondfinsternis, fotografiert von Allaman in der Schweiz aus am 21. Januar 2019.

© dpa/Valentin Flauraud/KEYSTONE

„Schwarzmond“ wird aber auch noch für andere Phänomene verwendet, etwa einen zweiten Neumond innerhalb eines kalendarischen Monats.

Den gibt es manchmal auch direkt vor oder nach einem Februar, der gar keinen Neumond hat. Weil Februare, selbst in Schaltjahren, immer kürzer sind als neunundzwanzigeinhalb Tage, kommt auch das ab und an vor. Ganz am Anfang des März ist danach dann Neumond, und neunundzwanzigeinhalb Tage später – und damit gut in die 31 Tage dieses Monats passend – dann noch einmal, was dann Schwarzmond heißt.

Schwarz sind zumindest die Ahornblätter, die in Hamburg-Eimsbüttel vor einem Blutmond zu sehen sind.

© dpa/Marcus Brandt

In knapp acht Jahren, Anfang 2033, wird es deshalb drei „Schwarzmonde“ hintereinander geben: am 30. Januar und 30. März und zwischendurch den neumondlosen Februar: Dessen Neumondlosigkeit heißt einfallsreicherweise nämlich auch Schwarzmond.

Alles „ziemlich wirr“, findet die Astronomin Liefke. Mit dieser Vieldeutigkeit ist jedenfalls ihre These von der Unwissenschaftlichkeit des Begriffes untermauert. Denn wissenschaftliche Begriffe sollten eindeutig sein.

All diesen Schwarzmonden und den ganz normalen Neumonden auch gemein ist eines: Man kann sie nicht sehen, weil die Sonne dann nur die erdabgewandte Seite des Mondes beleuchtet. Schwarz sind sie aber auch nicht. Denn „der Mond ist dann sehr nah bei der Sonne“, sagt Carolin Liefke.

Das stimmt aber nun so richtig auch wieder nicht, denn der Mond ist ja bekanntermaßen immer in etwa so nah oder fern der Sonne wie die Erde. Aber er erscheint als Neumond – wenn er denn erscheinen würde – am Himmel eben sehr nah der Sonne. Weit genug „entfernt“ von ihr, um als Sichel an einem ausreichend kontrastierenden Abendhorizont erkennbar zu werden, ist er erst etwa zwei Tage nach Neumond oder eben bis zu zwei Tage davor am östlichen Morgenhimmel.

Große Erden werfen ihre Schatten voraus

Ein echtes astronomisches Ereignis gibt es demnächst auch, nämlich 29,5 geteilt durch zwei Tage – also knapp 15 Tage – nach dem, was man eigentlich nicht Schwarzmond nennen sollte. Dann, am 7. September 2025, ist Vollmond – und zusätzlich, beginnend um 19.30 Uhr, auch noch totale Mondfinsternis.

Das sind zwei echte Fachbegriffe. Aber stimmen sie, also ist der Mond dann wirklich finster zum Beispiel? Natürlich nicht. Denn die Erde ist zwar im Wege und wirft Schatten. Ein bisschen langwelliges Licht erreicht ihn trotzdem noch, anders als das stärker gestreute kurzwellige blaue Licht. Das führt dazu, dass er trotz des finsteren Fachbegriffes dann nicht wirklich finster wird. Also nicht schwarz. Also sicher kein Schwarzmond. Sondern meist eher rötlich.

Das hat ihm den Namen „Blutmond“ eingebracht, „und das ist auch kein Fachbegriff, sondern esoterisch angehaucht“, sagt Carolin Liefke in ihrer ganzen astrologisch-astronomischen Verzweiflung.

Wenn schon der Mond nicht schwarz ist, so doch der Himmel

Der Begriff Vollmond stimmt für das, was wir als Vollmond kennen, übrigens auch nicht. Denn wirklich voll angestrahlt würden wir ihn nur sehen, wenn die Sonne wirklich direkt hinter uns und er genau vor uns wäre. Dann ist aber die Erde im Wege und wirft jenen Schatten.

Der einzige echte Vollmond ist also eigentlich der Blutmond, den man zum Höhepunkt einer totalen Mondfinsternis sieht.

Die Mondfinsternis hat aber nicht nur einen wissenschaftlich anerkannten Namen, sondern ist auch wissenschaftlich nutzbar. Etwa dadurch, wie, nun ja, blutfarben oder doch eher bräunlich der Mond dann erscheint.

Das hilft Atmosphärenforschern dabei, durch sehr genaue Analysen der Spektralfarben herauszufinden, womit die Atmosphäre verschmutzt ist. Temperaturänderungen auf dem Mond, verursacht durch die plötzliche Beschattung, geben zudem Auskunft über Eigenschaften verschiedener Bereiche der Mondoberfläche.

Neumond und sogar Schwarzmond, der ja ein „ganz normaler Neumond ist“, wie Carolin Liefke sagt, sind aber, was die esoterikfreie Firmamentbeobachtung angeht, ebenfalls nützlich.

Denn obwohl der Mond dann nicht schwarz ist, ist es der Nachthimmel doch in ganz besonderem Maße. Wenn dieser auch noch wolkenlos bleibt und der Boden sich nebelfrei hält, kann man dann ohne störendes Trabantenlicht besser als sonst Sterne und Planeten beobachten. Nur eben nicht den Mond.

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