
© Tierpark Berlin/Alexander Sommer
Tessa kam nach Kasachstan: Przewalski-Pferde sind im Auswilderungsgebiet angekommen
Es waren lange Flüge. Jetzt sind sieben Zootiere aus Europa in ihrer Heimat angekommen, in der sie nie zuvor waren. Einer der Passagiere stammt aus Berlin.
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Vier Przewalski-Pferde aus Berlin sind nach einer rund 4000 Kilometer langen Reise in Zentralkasachstan angekommen. Zusammen mit drei Wildpferden, die aus Prag ins Gebiet transportiert wurden, sollen sie die erste frei lebende Herde in dieser Region bilden, nachdem Przewalski-Pferde Ende der 1960er Jahre in freier Wildbahn ausgerottet worden waren.
Die Tiere mit den Namen Ypsilon, Zeta II, Zorro, Tessa, Sary, Wespe und Umbra aus dem Prager Zoo und dem Tierpark Berlin landeten am 4. und am 6. Juni jeweils mit einem Flugzeug der tschechischen Luftwaffe in Arkalyk. Von dort wurden sie per Lastwagen zum Alibi genannten Auswilderungsgebiet in der Altyn-Dala-Steppe transportiert.

© Daniel Rosengren/FZS
Tessa ist 2019 im Tierpark Berlin geboren. Die Stute ist eigentlich für ihre forsche Art bekannt, war jedoch etwas zögerlich, als ihre Transportkiste im Auswilderungsgehege geöffnet wurde. „Man muss dazusagen, dass noch kein anderes Pferd draußen war“, berichtete Projektmitarbeiterin Annette Klein. Den anderen Tieren sei es leichter gefallen, ihre Transportkisten zu verlassen, da sie vertraute Artgenossen sehen konnten. Tessa hatte sich in der Berliner Gruppe bereits vor Abflug als Leitstute etabliert, teilte der Tierpark Berlin mit. Es sei gut möglich, dass sie diese Position beibehalten werde, wenn die Berliner Tiere mit den Dreien aus Prag zusammengeführt werden.
Das Ziel: Steppenökosysteme wiederherstellen
In den nächsten fünf Jahren sollen 40 Tiere aus mehreren europäischen Zoos in Altyn Dala ausgewildert werden. Die Altyn Dala Conservation Initiative (ADCI), zu der auch die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) gehört, hat sich zum Ziel gesetzt, die historische Artenzusammensetzung der Steppe wiederherzustellen. „Unsere Vision ist es, voll funktionierende Steppenökosysteme in Kasachstan wiederherzustellen“, wird Stephanie Ward von der ZGF in der Mitteilung zitiert.

© Daniel Rosengren/FZS
Die ADCI erhofft sich von der Wiederansiedlung auch einen positiven Effekt auf die lokale Pflanzen- und Tierwelt. Als große Grasfresser prägen Wildpferde ihren Lebensraum und sorgen für offene Flächen, mit positiven Auswirkungen etwa auf Insekten, kleine Säugetiere und bodenbrütende Vögel. In größerer Zahl könnten die Przewalski-Pferde die Grassteppe auch wieder resilienter gegen Brände machen.
Die Planungen für das Projekt hatten bereits im Jahr 2010 begonnen. Im Jahr 2021 schuf die kasachische Regierung die rechtlichen Voraussetzungen für die Wiederansiedlung, indem sie die Wildpferde national unter Schutz stellte. 2023 bat die kasachische Regierung den Zoo Prag, der Przewalski-Pferde bereits in der Mongolei erfolgreich wieder angesiedelt hatte, um Unterstützung.
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