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Umdenken. Peta fordert für Studierende Versuchsmethoden ohne Tiere. Foto: Getty Images

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Tierversuche: Tierschützer kritisieren Potsdamer Universität

Organisation Peta bemängelt Tierversuche im Studium und fordert Befreiungsklausel im brandenburgischen Hochschulgesetz.

Deutschlands größte Tierrechtsorganisation Peta hat sich gegen Tierversuche an der Universität Potsdam ausgesprochen. Im Studiengang Biowissenschaften würden Studierenden entgegen ihren ethischen Werten gezwungen, im Rahmen ihrer Ausbildung Tiere zu sezieren, hieß es von der Organisation.

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Eine Bitte an den Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät und an den Präsidenten der Hochschule, den Studierenden „tierfreie Methoden“ anzubieten sei unbeantwortet geblieben, hieß es von Peta.

Uni-Dekan: Keine Zweifel an Studiengang

Gegenüber dem Tagesspiegel äußerte sich der Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, Helmut Elsenbeer, nun wie folgt: Die inhaltliche Gestaltung von Studiengängen liege im Ermessen der zuständigen fachlichen Gremien und deren Rechtskonformität werde von übergeordneten Stellen geprüft. 

„Dass der angesprochene Studiengang noch nie und auch nicht von studentischer Seite in einem zuständigen universitären Gremium – und in solchen Gremien sind Studierende vertreten – auf den Prüfstand gestellt wurde, spricht sowohl für seine fachliche und didaktische Qualität als auch für seine nachhaltige Akzeptanz“, schrieb Elsenbeer in einer Stellungnahme.

Die Tierrechtsorganisation hatte zudem an die brandenburgische Landesregierung appelliert, dem Beispiel anderer Bundesländer zu folgen und Studierenden durch einen Paragraphen im brandenburgischen Hochschulgesetz eine Wahlmöglichkeit einzuräumen. 

Sie beziehen sich dabei auf die neun Bundesländer Hamburg, Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen, in denen Studierende beantragen können, sich von „tierverbrauchenden“ Handlungen befreien zu lassen, wenn „tierfreie“ Alternativen zur Verfügung stehen.

Wissenschaftsministerium prüft Forderung

Die Tierrechtsorganisation Peta hatte nun die brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) aufgefordert, sich für einen entsprechenden Paragraphen im brandenburgischen Hochschulgesetz stark zu machen. 

Womit die Forderung allerdings falsch adressiert war, zuständig wäre eigentlich Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD). Vom Wissenschaftsministerium des Landes gibt es dazu bisher „keine dezidierte Stellungnahme“. Das Ansinnen werden nun erst einmal geprüft, hieß es von einem Sprecher.

Die Tierschützer von Peta halten Tierversuche grundsätzlich für ersetzbar. „Biologisches Wissen kann problemlos vermittelt werden, ohne dafür Tiere zu töten und zu verstümmeln", sagte die Peta-Fachreferentin für den Bereich Tierversuche, Sabrina Engel.

Angehende Biologen und Biowissenschaftler würden zunehmend ethische Werte in ihr Handeln mit einbeziehen und ihr Wissen mehr und mehr für die Entwicklung tierversuchsfreier Forschungsmethoden einsetzen, so die  Biotechnologin. „Diesen wissenschaftlichen Fortschritt und ethischen Grundsatz müssen Universitäten tatkräftig fördern, statt ihn aktiv zu blockieren“, sagte Engel.

Auch in Berlin keine Freistellungsklausel

Auch an Berliner Hochschulen werden laut Peta Tiere zu Lehrzwecken eingesetzt. „Uns liegt jedoch kein aktueller Fall vor, bei dem Studenten gegen ihren Willen dazu gezwungen werden, Tierversuche oder Sektionen durchzuführen“, sagte Engel dem Tagesspiegel. Das aktuelle Hochschulgesetz in Berlin enthält ebenfalls keine Freistellungsklausel. Die Tierschützer sind daher nach eigenen Angaben bereits mit der Berliner Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung in Kontakt getreten.

Aktuell habe man die Situation in Brandenburg aufgegriffen, da dort Studierende der Universität Potsdam konkret einem „Sezierzwang“ ausgesetzt seien und „Gesprächsversuche mit den entsprechenden Verantwortlichen bislang keinen Lösungsansatz aufgezeigt“ hätten, so Engel.

Tierschützer sehen ausreichend Alternativ-Methoden

Peta setzt sich für innovative  „tierfreie“ Methoden anstelle von Tierversuchen ein.  „Es gibt bereits zahlreiche alternative Lehr- und Forschungsmethoden und die Entwicklung weiterer tierfreier Modelle nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Moderne Technologien wie lebensechte 3-D-Modelle, digitale Simulationen oder Organs-on-a-Chip lösen Tierversuche und „Tierverbrauch“ schon jetzt immer mehr ab", so Engel. 

Derartige Modelle hätten zudem einen weiteren entscheidenden Vorteil bieten: „Sie ermöglichen es im Gegensatz zu Experimenten an Tieren meist, Übungen beliebig oft zu wiederholen. Angesichts der zahlreichen fortschrittlichen Möglichkeiten muss kein Tier mehr für Ausbildungszwecke leiden und sterben.“

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