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Tursiops aduncus ist Fernsehdelfins „Flipper“ indopazifischer Verwandter.

© IMAGO/dreamstime

Übergriffiger Flipper: Würden Sie mit diesem Delfin schwimmen?

Ein Delfin hat in Japan Badestrände unsicher gemacht. Einige Schwimmer trugen Verletzungen von Begegnungen mit dem Tier davon. Dabei muss es sich nicht um Aggression gehandelt haben.

Patrick Eickemeier
Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Stand:

Über drei Jahre hat ein Delfin in Japan über 50-mal Menschen im Wasser bedrängt. Einige wurden verletzt – von Bisswunden an der Hand bis zu gebrochenen Rippen – und vielen hat das Tier wahrscheinlich den Schrecken ihres Lebens verpasst. Nun haben die Vorfälle aufgehört.

Vor einigen Tagen entdeckte ein Fischer den toten Körper des Indopazifischen Großen Tümmlers (Tursiops aduncus) im Meer, wie die japanische Zeitung „Asahi Shinbun“ berichtete. Die Art ist eng verwandt mit der des tierischen Fernsehserienheldens „Flipper“, der von verschiedenen Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) dargestellt wurde. Weibchen, übrigens.

„Freund aller Kinder“ oder übergriffiger Strandproll – klaffen Fiktion und Wirklichkeit so weit auseinander, was das Verhältnis der Meeressäuger zu Menschen angeht? Es wird wohl nicht möglich sein, aufzuklären, was das Tier in Japan zu seinem außergewöhnlichen Verhalten trieb, aber es gibt Erklärungsansätze. Etwa, dass es eigentlich freundlich gesinnt war.

In der Natur gehört sanftes Beißen zur Beziehungspflege unter männlichen Großen Tümmlern, die lebenslang zusammenbleiben. Für Menschen könnten die Annäherungsversuche eines über zwei Meter langen und über 200 Kilogramm schweren Tiers aber zu viel sein und das Wegziehen der Hand aus dem zahnbewehrten Maul erst zu den Verletzungen führen. Bei einem echten Angriff würden sie aber sicher noch deutlich schwerer ausfallen.

In Westaustralien sind menschenfreundliche Große Tümmler eine Touristenattraktion.

© IMAGO/Jiri Lochman

Walforscher Tadamichi Morisaka von der japanischen Mie University in Tsu vermutet daher, dass das Tier die Nähe zu Menschen suchte, weil es sie als Freunde betrachtete. Es war immer allein beobachtet worden. Vielleicht waren die Badenden nur – schwimmerisch sicher völlig unbefriedigender – Ersatz für einen Kumpel der eigenen Art. Die meisten Bedrängten waren Männer.

Zuletzt hatte ein Team den mit sieben bis zehn Jahren noch jungen Tümmler eingefangen und ihm einen Sender an der Finne („Rückenflosse“) angebracht. Die Prozedur ist hundertfach erprobt und sicher, sagte Morisaka dem Tagesspiegel. Sie stehe wahrscheinlich nicht in Zusammenhang mit dem Tod des Tieres. Woran es starb, werde sich aufgrund des Zustands des Körpers wohl nicht mehr feststellen lassen, erwartet Morisaka.

Die Todesursache wird voraussichtlich ebenso unklar bleiben, wie die Beweggründe des Delfins, Kontakt zu Menschen zu suchen.

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