
© Yuta Shimizu/Osaka Metropolitan University
Überleben und Partner finden in Eiseskälte: Wie antarktische Zuckmücken ihr Leben organisieren
Wie viele in der Antarktis heimische Insektenarten kennen Sie? Nach der Lektüre dieses Artikels werden es alle sein. Alle.

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Die Art Belgica antarctica aus der Familie der Zuckmücken ist das einzige bekannte Insekt, das aus der Antarktis stammt. Flügellos und gerade einmal sechs Millimeter groß, erscheinen die Tiere eher unspektakulär. Aber sie haben es auf ihre Weise geschafft, den eisigen Kontinent für sich zu erschließen.
Die Insekten organisieren ihr Leben, wie es viele Menschen aus gemäßigten Breiten wohl auch gerne könnten: mit ausgeprägten Aktivitätspausen, wenn es zu kalt wird, und sehr effizienter Partnersuche, sobald es dafür wieder warm genug ist.
Wissenschaftlich beschrieben – und benannt – wurden die Zuckmücken nach der Belgica-Expedition, die im Jahr 1898 Teile der Antarktis erkundete. Aber erst jetzt haben Wissenschaftler von der Osaka Metropolitan University in Japan herausgefunden, wie die Tiere mit den lebensfeindlichen Bedingungen in der Antarktis umgehen.
„Wir waren in der Lage, eine Methode zur Aufzucht der antarktischen Mücke über einen Zeitraum von sechs Jahren zu entwickeln, um einige ihrer Anpassungsmechanismen an die Umwelt zu beobachten“, erklärt Hauptautor Mizuki Yoshida.
Die wichtigste Anpassung an das Leben in der Antarktis ist, ziemlich hartgesotten zu sein. Das war von der Antarktismücke bereits bekannt: Die Larven überleben in extrem salzigem wie auch in saurem Wasser, können tagelang ohne Sauerstoff auskommen, fast vollständig austrocknen und lebendig einfrieren. Und lebendig wieder auftauen! Sie überstehen Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius.
Das ist beeindruckend, vor allem für zum Überleben auf Heizungen und Wollsocken angewiesene Mitteleuropäer. Aber es reicht noch nicht aus, um sich über viele Mückengenerationen in der Antarktis zu behaupten.
Die Mücken leben normalerweise zwei Jahre, in denen sie die zu kalten Phasen auf zwei unterschiedliche Weisen überdauern, berichten die Forschenden jetzt in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“. Im ersten Jahr ist es eine Quieszenz: Die Larven unterbrechen ihre Entwicklung als unmittelbare Reaktion auf ungünstige Bedingungen. Wenn sich die Bedingungen bessern, entwickeln sie sich weiter.
Im zweiten Jahr, immer noch als im Wasser lebende Larve, erfolgt ein Diapause. Das ist eine Entwicklungspause, die bei allen Tieren zu einem bestimmten Zeitpunkt im Lebenszyklus einsetzt. Wenn der zweite antarktische Winter naht, verpuppen sich die weit entwickelten Larven noch nicht. Stattdessen begeben sie sich in die Diapause und schließen ihre Larvenentwicklung erst im nächsten Sommer mit der Verpuppung und dem Schlüpfen, alle ziemlich gleichzeitig, ab.
Den geschlüpften, fertigen Mücken bleibt nicht viel Zeit. Sie überleben nur wenige Tage, in denen sie sich paaren und die nächste Generation hervorbringen.
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