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Umfrage unter Studierenden: „Die Angst vor dem Klimawandel ist real“
Eine bundesweite Studie enthüllt die seelischen Folgen der Klimaveränderungen für junge Menschen. Mehr als der Hälfte der Befragten schlägt der Klimawandel auf das Gemüt.
Stand:
Dass der Klimawandel krank machen kann, gilt inzwischen als gut belegt: Hitzewellen, tropische Nächte, Starkregen oder heftiger Wind setzen dem Körper zunehmend zu.
Doch auch die Psyche bleibt davon nicht unberührt. Wie sehr, zeigt nun eine neue Umfrage der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg), unterstützt von der Krankenkasse mkk.
Zwischen November 2024 und Ende Februar 2025 wurden rund 4500 Studierende von etwa 200 Hochschulen bundesweit befragt – es handelt sich um die erste Erhebung dieser Art in Deutschland.
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Die Ergebnisse offenbaren eine stille seelische Belastung: Nicht nur Extremwetter wie Dürren oder Fluten schlagen auf das Gemüt. Allein schon das Wissen um die Klimakrise belastet viele Menschen spürbar.
Jeder Zweite hat Angst
Mehr als jeder zweite Studierende gab in der Befragung an, unter Klimawandelangst zu leiden – ein Wert, der sich anhand der etablierten Climate Change Anxiety Scale (CCA) mit 21 Punkten oder mehr erfassen lässt.
Besonders hoch war die Belastung bei Frauen (57,6 Prozent) und noch stärker bei Personen mit diverser Geschlechtsidentität: 80,5 Prozent von ihnen waren überdurchschnittlich betroffen. Bei 42,2 Prozent aller Teilnehmenden lag das Ausmaß der Angst im Bereich von „stark“ bis „extrem stark“.
Auch konkrete Wetterphänomene schlagen aufs Gemüt: Über die Hälfte der Befragten empfand Hitzeperioden als besonders psychisch belastend – ein Wert, der angesichts zunehmender Sommerextreme künftig noch steigen dürfte.
Die psychische Gesundheit wurde für die Untersuchung sowohl durch die Selbsteinschätzung der Befragten als auch mithilfe eines wissenschaftlich anerkannten Screening-Instruments gemessen. Dieses Instrument hilft, Anzeichen von Depressionen und Angststörungen zu erkennen, und ermöglicht so eine objektivere Einschätzung der psychischen Belastung.
Die Studie identifizierte mehrere Faktoren, unter denen die Angst vor dem Klimawandel besonders stark ausgeprägt war. Höhere Werte fanden sich bei Personen mit psychischen Vorerkrankungen, bei jenen, die ein Extremwetterereignis selbst erlebt hatten, sowie bei Befragten, die überzeugt sind, dass der Klimawandel real und menschengemacht ist.
Auch wer sich besonders stark am Ziel des Klimaschutzes orientierte, berichtete häufiger von psychischer Belastung. Auffällig zudem: Je mehr Informationen die Befragten zum Klimawandel wahrnahmen oder über verschiedene Kanäle konsumierten, desto größer war im Durchschnitt ihre Sorge – und umgekehrt. Dies könne auch darauf hindeuten, dass besorgtere Personen gezielt mehr Informationen suchten, sagt Studienautorin Juliane Stolz von der HAW Hamburg.
„Die Umfrage zeigt: Die Angst vor dem Klimawandel unter Studierenden ist real, ihr Ausmaß ist abhängig von individuellen Faktoren“, fasst Gesundheitswissenschaftlerin Juliane Stolz zusammen. Die Aussagekraft der Daten sei jedoch begrenzt. „Unsere Stichprobe ist zwar groß und vielfältig, aber nicht repräsentativ“, erklärt sie.

© dpa/Alexander Wolf
Zudem habe der hohe Anteil weiblicher Teilnehmender – über 60 Prozent – das Gesamtergebnis beeinflusst: „Sie verzerren das Gesamtbild, da bei ihnen höhere psychische Belastungen und Klimawandelangst gemessen wurden als bei den männlichen Studierenden“, sagt Stolz.
Die freiwillige Teilnahme an der Onlinebefragung könnte zudem zu einer Verzerrung der Ergebnisse geführt haben, da sich vor allem besonders Interessierte beteiligt haben könnten. Letztlich zeigt die Studie nur Zusammenhänge, keine Ursache-Wirkung-Beziehungen.
Um die psychische Gesundheit von Studierenden im Kontext des Klimawandels besser zu verstehen und wirksam zu stärken, seien daher weitere Forschung und gezielte Unterstützungsangebote nötig, betont Stolz.
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