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Vertrauen in die Wissenschaft: EU-Projekt befragt Bevölkerung in sieben Ländern
Das wollen Forscher im direkten Austausch mit Bürger:innen herausfinden
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Viele globale Krisen wie der Klimawandel oder die Corona-Pandemie lassen sich nicht ohne verantwortungsvolle Forschung bewältigen. Allerdings müssen Bürger:innen der Wissenschaft vertrauen können, damit ihre Erkenntnisse im Alltag auch umgesetzt werden. Doch unter welchen Bedingungen stehen Menschen der Forschung positiv gegenüber? Und wann ist das nicht der Fall?
Das wollen Wissenschaftler:innen im Rahmen des europäischen Projektes POIESIS herausfinden. In sieben europäischen Ländern, darunter Griechenland, Portugal, Dänemark und Frankreich, wollen sie sich mit Bürger:innen direkt darüber austauschen, was sie dazu bringt, in Wissenschaft zu vertrauen oder nicht. In Berlin lädt „Wissenschaft im Dialog“ am kommenden Freitag dazu ein. Die Veranstaltung wird im „bUm -Raum für solidarisches Miteinander“ in Kreuzberg stattfinden.
„Durch Umfragen wissen wir, dass die Mehrheit der Deutschen der Wissenschaft generell vertraut, wir wissen aber noch zu wenig darüber, was dieses Vertrauen eigentlich ausmacht“, sagt Anne-Sophie Behm-Bahtat. Sie ist Projektleiterin bei POIESIS und hat zuvor an der Freien Universität einen deutsch-französischen Doppelmaster in Politikwissenschaften gemacht. Tatsächlich ergab das Wissenschaftsbarometer, eine Umfrage von Wissenschaft im Dialog (WiD), im Jahr 2022, dass 62 Prozent der Deutschen „eher“ oder „voll und ganz“ in Wissenschaft und Forschung vertrauen. Acht Prozent hingegen gaben am, „nicht“ oder „eher nicht“ zu vertrauen. Die restlichen Befragten waren in dieser Frage unentschieden.
Nach der Coronakrise stieg hierzulande das Vertrauen
Vor der Pandemie, im Jahr 2019, hatten nur 46 Prozent der Befragten eine so positive Einstellung gegenüber Wissenschaft und Forschung gezeigt. Besondere Ereignisse und Krisen scheinen also auch Auswirkungen auf die Einstellung der Menschen zu haben.
Das Projekt möchte sich den tieferen Beweggründen hinter Vertrauen und Misstrauen widmen, die sich aus Umfragen nicht direkt ablesen lassen. „Im europäischen Vergleich fällt auf, dass es gerade in Deutschland noch relativ viele Menschen gibt, die sich eher unsicher sind, wie sie der Wissenschaft gegenüberstehen“, sagt Behm-Bahtat. Hier sei die Frage, woran das liege und wie man deren Vertrauen stärken könnte, gibt die Politikwissenschaftlerin zu denken.
Die Forschenden wollen hören, was den Bürgern wichtig ist
Bei der Dialogveranstaltung in Berlin werden die Teilnehmenden in lockerer Atmosphäre über verschiedene Fragen diskutieren: Was ist ihnen wichtig, um Forschenden vertrauen zu können? Wie haben die Corona-Pandemie oder die Klimakrise ihr Vertrauen in die Wissenschaft verändert? Welche Mitspracherechte daran, wie Wissenschaft und Forschung gestaltet werden, wünschen sie sich? Dabei sind alle Meinungen willkommen, ein spezielles Vorwissen oder eine Vorbereitung sind nicht notwendig. Nach einem Einstieg im Plenum wird in Kleingruppen diskutiert.
Die Ergebnisse der Dialoge bilden eine wichtige Grundlage für die weiteren empirischen Arbeiten des Forschungsprojekts. Neben Bürger:innen sollen auch Forschende selbst und Medienvertreter:innen zu ihrer Wahrnehmung des Themas interviewt werden.
Am Ende werden die Wissenschaftler:innen Handlungsempfehlungen für Politik und Forschungseinrichtungen erarbeiten, die dazu beitragen sollen, Vertrauen in Wissenschaft und die Teilhabe von Bürger:innen an Wissenschaft und Forschung zu fördern. Die Ergebnisse der Dialoge fließen direkt mit in diese Empfehlungen hinein.
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