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Ein Vial des angepassten Biontech-Impfstoffs

© Sina Schuldt/dpa

Aufgepasst bei angepassten Impfstoffen: Empfehlungen für die einen sind keine Verbote für die anderen

Was tun mit der neuen Empfehlung der Stiko? Sie zu verstehen, wäre ein guter erster Schritt. Gefährlich sind die Corona-Impfungen jedenfalls weiterhin nicht.

Ein Kommentar von Patrick Eickemeier

Jetzt haben wir schon wieder einen neuen Beschluss der Ständigen Impfkommission zu empfohlenen Coronaimpfungen. Und neue Impfstoffe. Und neue Virustypen. Und einen weiteren Coronaherbst vor der Tür. Was soll man nur tun? Man möchte schon fast demonstrieren, gegen „Impfdiktatur“, „überzogene“ Infektionsschutzmaßnahmen und gegen alle Irrungen und Wirrungen der Coronazeit.

Allein, es fehlt an Erregungspotenzial. Von Diktatur kann keine Rede sein, in Deutschland wird niemand gegen seinen Willen geimpft. Verbliebene Maßnahmen zum Infektionsschutz sind im alltäglichen Leben kaum noch präsent, nicht mal dort, wo sie noch verpflichtend sind, wie man an der Zahl der Unmaskierten in öffentlichen Verkehrsmitteln ablesen kann. Und die große Verwirrung? Damit ist es so eine Sache.

Ja, das Hin und Her von Maßnahmen und Lockerungen war oftmals schwer nachvollziehbar. Und zum Thema Impfungen gab es viel Diskussion, nicht immer stringent geführt. Dennoch hat sich die große Mehrheit in Deutschland nicht verwirren lassen und rational gehandelt.

Wir befinden uns in der glücklichen Lage, in einem Land zu leben, in dem sich diese große Mehrheit, mehr als drei Viertel der Menschen, gegen das Coronavirus Sars-Cov-2 hat impfen lassen. Weil sie es konnte und weil sie es wollte.

Um Infektionswellen zu brechen und andere vor Ansteckung zu schützen. Vor allem jene Menschen, die aufgrund ihres hohen Alters oder bestimmter Vorerkrankungen besonders durch die Erkrankung gefährdet sind.

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So weit, so selbstlos. Aber bei der Impfung geht es auch um einen selbst. Vielleicht hat man gar keinen Grund zur Sorge, schwer zu erkranken. Ausschließen kann man dieses Risiko jedoch nicht. Zudem wissen mittlerweile viele, dass auch ein milder Verlauf unangenehm sein kann und ein Risiko langfristiger Folgeerscheinungen besteht.

Daher empfiehlt die Stiko jedem Erwachsenen, sich per zweimaliger Impfung grundimmunisieren zu lassen und den Impfschutz nach einem halben Jahr per dritter Impfung aufzufrischen. Nur über 60-Jährige, Vorerkrankte und Menschen mit vielen Kontakten zu Gefährdeten sollten dem Impfschutz einen weiteren, vierten Booster hinzufügen. Daran ändert auch die Aktualisierung der Impfempfehlung nichts.

Aber nun gibt es neue Omikron-Varianten und daran angepasste Impfstoffe. Und Fachleute erwarten, dass erneut eine Herbstwelle der Infektionen über Deutschland rollen wird. Was bedeutet das für mich? Verwirrung ist das Ergebnis der durchaus widersprüchlichen Äußerungen zum Thema, von Gesundheitsexperten und Landesregierungsführern, von Journalisten und von Entrüsteten und Besorgten im Bekanntenkreis.

Verwirrung ist aber auch immer ein Maß dafür, inwieweit man selbst bereit war, sich mit komplexen Zusammenhängen auseinanderzusetzen, sie zu entwirren.

Die Stiko tut das – nicht zur allgemeinen vollständigen Zufriedenheit, aber auf Basis vorhandener Daten und eigener Expertise. Ärztinnen und Ärzte können sich nach ihrer Empfehlung richten, und die meisten tun das auch.

Das Gremium empfiehlt „vorzugsweise“ die neuen Impfstoffe zu verwenden – aber nur bei Impfungen, die ohnehin anstehen: den ersten Booster von Menschen zwischen zwölf und 60 und den ersten oder zweiten Booster älterer oder stärker gefährdeterer Menschen.

Unter 60-Jährige können sich auch zum vierten Mal impfen lassen. Stiko-Empfehlungen für die einen sind keine Verbote für die anderen. Ohnehin sollte man zuerst persönlichen ärztlichen Rat einholen. Darüber, ob es gefährlich wäre, auf die zweite Auffrischimpfung zu verzichten.

Nach bisherigem Wissen ist es das nicht. Oder ob es gefährlich wäre, sie sich geben zu lassen. Auch das ist es nach bisherigem Wissen nicht. Verwirrend? Vielleicht. Aber man könnte auch zu schätzen wissen, dass die Impfentscheidung letztlich in der Eigenverantwortung der Einzelnen bleibt.

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