
© NOAA/NASA/GOES-19/CCOR-1
Spektakuläre Auswürfe im All: Video: Neues Teleskop zeigt Sonnenstürme live
Zum ersten Mal überwacht ein Teleskop die Sonnenkorona in Echtzeit. Wir erklären, warum das für Telefonate und Navigation auf der Erde so wichtig ist – und zeigen Ihnen das spektakuläre Video.
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Polarlichter sehen für sich genommen ganz schön spektakulär aus, doch das Naturphänomen hinter ihnen ist mindestens genau so beeindruckend: die koronalen Massenauswürfe.
Die Sonne wirft in gewaltiger Menge Plasma in den Weltraum aus – das wird als koronale Massenauswürfe (englisch: Coronal Mass Ejections, CMEs) bezeichnet. Treffen diese auf die Erde, erzeugen sie einerseits die bunten Lichtspiele – aber können gleichzeitig Satelliten, Telefon- und Stromnetze stören.
Solche Auswürfe treffen die Erde immer wieder. Der stärkste Sturm ereignete sich im September 1859: Die Sonne schleuderte eine gewaltige Plasma-Eruption in Richtung Erde. Die Folge: Polarlichter in Regionen wie der Karibik, Mexiko und Rom. Aber auch die Telegrafensysteme fielen aus, einige Telegrafikstationen fingen Feuer.
Sehen Sie hier das erste Video der Sonneneruptionen mit dem neuen Weltraumteleskop
Der Sonnenturm von 1859 ist eine Warnung: Würde sich heute solch ein Sonnensturm ereignen, könnte er Stromnetze, Satelliten, GPS-Systeme und Kommunikationsnetzwerke massiv stören, gar zerstören. In unserer modernen Welt wäre das fatal, sind wir doch heute wesentlich stärker auf Technologie angewiesen als noch 1859.
Die Sonne brodelt gerade – und wird das laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa noch etwa ein weiteres Jahr tun. Zusammen mit der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die das Weltraumwetter überwacht, haben sie den Compact Coronagraph (CCOR-1) in Betrieb genommen.
Teleskope wie das CCOR-1 helfen dabei, koronale Massenauswürfe zu überwachen und vorherzusagen, wie stark sie die Erde treffen könnten.
CCOR-1 überwacht das Sonnenwetter
Wie die „New York Times“ berichtete, ist CCOR-1 das weltweit erste Teleskop im All, das seit September ununterbrochene und detaillierte Aufnahmen Sonnenatmosphäre – der sogenannten Korona ermöglicht. Diese ist normalerweise vom intensiven Sonnenlicht überstrahlt und deshalb unsichtbar ist.
CCOR-1 nutzt eine „Maskierungsscheibe“. Das funktioniert ähnlich wie bei einer totalen Sonnenfinsternis, bei der der Mond die Sonne verdeckt und die Korona sichtbar wird: Die Scheibe blockiert das Licht der Sonne und macht so die Korona sichtbar. Dadurch kann CCOR-1 alle 15 Minuten eine neue Aufnahme der Korona liefern und so die Plasmaauswürfe in Echtzeit überwachen.
Was die Aufnahmen der Sonnenkorona verraten
Die ersten Aufnahmen, die von CCOR-1 veröffentlicht wurden, zeigen eindrucksvoll, wie ein CME von der östlichen Seite der Sonne ausbricht, begleitet von leuchtenden Plasma-Strukturen, die sich entlang der Korona nach außen bewegen. In atemberaubender Geschwindigkeit rasen die CME-Explosionen dabei durch das strahlende Plasma, das in radialen Bahnen von der Sonne wegströmt – in diesem Fall mit Geschwindigkeiten von Hunderten bis Tausenden von Kilometern pro Sekunde.
„Die Aurora, das Leuchten der Polarlichter, ist das sichtbarste Zeichen des Weltraumwetters“, erklärt James Spann von der NOAA und beschreibt es gegenüber der „New York Times“ als „die Sahnehaube auf dem Kuchen“.
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